Abends entschuldigte ich mich, dass ich noch etwas erledigen musste und ging. Es dauerte länger als ich dachte und als ich aus dem Aufzug stieg, saß Vincent bereits vor meiner Tür. Zu seinen Füßen stand ein Sixpack Dosenbier, von dem er eines in der Hand hielt.
„Tut mir leid. Hat länger gedauert. Wie lange sitzt du da schon?"
Er zuckte mit den Schultern. „Zwanzig Minuten vielleicht. Kein Problem." Er ließ sich von mir auf die Füße ziehen und klemmte sich die restlichen Dosen unter den Arm.
Ich schloss meine Wohnungstür auf, streifte mir drinnen die Schuhe von den Füßen und legte Jacke und Hut ab.
„Willst du auch eins?", fragte Vincent und warf mir eine Dose zu, „Oder bist du dir zu fein dafür?"Als Antwort öffnete ich zischend die Dose und nahm einen großen Schluck.
Das entlockte ihm ein Lächeln. Wir gingen zu meinem Sofa, wo ich mich im Schneidersitz auf die Polster setzte. Er nahm auf der anderen Seite Platz. „Ist bei dir wieder alles in Ordnung? Wegen dem Wasserspender-Vorfall meine ich", fragte er dann.
Ich hatte eigentlich nur darauf gewartet, dass er fragte. „Wasserspender-Vorfall. Hört sich ziemlich bescheuert an", meinte ich und lachte.
Doch er blieb ernst. „Bitte, Jordan, weiche meiner Frage nicht aus." Ich konnte fast hören wie er in Gedanken den Satz „Nicht schon wieder" anhängte.
Ich seufzte. „Ja. Es geht wieder", antwortete ich wahrheitsgetreu. Bis jetzt war nichts mehr in der Art vorgefallen, worüber ich wirklich froh war.
„Kannst du mir dann endlich verraten was los war?"Ich sah hinunter auf mein Bier. Erst jetzt bemerkte ich wie schwer es mir fiel darüber zu sprechen. Nachdem ich eine Weile an dem Ring meiner Mutter herumgespielt hatte, gab ich mir schließlich einen Ruck. Vincent hatte die ganze Zeit geduldig gewartet. „Ich weiß nicht was genau das passiert ist. Ich glaube es war sowas wie ein Flashback."
„Von Dienstag?"
Ich nickte. „Da war Wasser und meine Lunge brannte. Ich..." Ich schluckte und starrte weiter auf die Dose. „Ich hatte Angst, Panik. Und... ich weiß auch nicht. Es hat sich so real angefühlt. Als... als wäre ich..."
„Als wärst du wieder dort", sagte er sanft.
Ich schaffte es endlich meinen Blick zu heben. „Klingt das verrückt?"Er schüttelte den Kopf. „Nein. So laufen Panikattacken für gewöhnlich ab."
„Panikattacken...", murmelte ich.
„Dafür muss man sich nicht schämen", erriet er meine Gedanken.
Doch ich schüttelte den Kopf. „Du verstehst das nicht, Vince. Ich bin Jordan. Mir haben stressige Situationen noch nie etwas ausgemacht. Ich habe keine Panikattacken, ich breche nicht zusammen."
Er legte den Kopf schief. „Es ist vollkommen in Ordnung einmal zusammenzubrechen, Jordan. Das macht dich nicht schwach. Du bist nach wie vor die stärkste Person, die ich kenne. Vor allem wegen dem, was du durchmachen musstest. Die meisten würden sich nicht mal nach einem Monat aus dem Haus trauen, manche kommen nie darüber hinweg. Und du? Du bringst nur vier Tage später den Mut auf vor die Tür zu gehen und stellst dich einfach so der Tatsache, dass es dir jeder Zeit wieder passieren könnte. Einfach so. Als wäre es nichts."
„Was habe ich denn durchgemacht?", wollte ich auf einmal wissen und sah ihn an.Er verzog leicht das Gesicht und presste die Lippen zusammen.
Ich war mir ziemlich sicher, dass er dieser Frage um jeden Preis hatte ausweichen wollen und jetzt hatte er das Thema selbst angesprochen. „Vincent, ich weiß, dass du mir etwas verschweigst."
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Criminal 2 - Das Spiel des Teufels
ActionNach ihrer Verhaftung geht Jordan einen Deal mit dem FBI ein und unterstützt es fortan bei ihren Ermittlungen gegen den Herrscher. Doch der erweist sich als harter Gegner. Er versteckt nicht nur Bomben in der Stadt, von denen er verspricht jede Woch...