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"Nein, das ist nicht nötig. Ich denke, ich schaffe das schon allein... Allerdings funkt Caesar dazwischen... Hättest du Interesse sie in seine Gemächer zu führen?", erkundigte sich Marcus. Caius' Augen begannen zu strahlen. "Da fragst du noch?" Marcus lachte.

"Selbstverständlich entführe ich sie! -Warte! Unter einer Bedingung!", fiel es Caius wieder ein. "Und die wäre?", fragte Marcus skeptisch. "Ich darf mit ihr erneut auf ein Date gehen! Glaskuppel, über Nacht, allein", erklärte Caius. "Einverstanden. Aber nur diese eine Nacht!" Breit grinste Caius ihn an. "Danke!" Die Sonne neigte sich so langsam dem Abend zu, als es Zeit war in das Schloss zurückzukehren. Marcus fiel es sichtlich schwer, doch Caius legte ihm eine Hand auf die Schulter und nickte ihm ermutigend zu. Dann liefen die beiden los und kamen wenig später vor der Mauer an. "Meister Caius! Meister Marcus!", meldeten sich die beiden Wachen höflich und öffneten das Tor, um sie hineinzulassen. Die Meister nickten kurz und traten wieder auf ihren Kiesweg, der sie zur Eingangstür führte. Erneut öffneten zwei Wachen die Barriere und ließen sie passieren. Im Empfangsbereich saßen Caesar und Aro und warteten offenbar auf die beiden. "Marcus", wisperte Aro und erhob sich. Marcus sah nur stur geradeaus und presste seine Zähne aufeinander. "Caesar, ich weiß, dass die aktuelle Situation nicht ganz so optimal ist, aber sie brauchen Zeit zu zweit und müssen das allein klären. Du kannst ihnen dabei nicht helfen, Große", fing Caius das Mädchen ab, als sie etwas sagen wollte, "Möchtest du noch einmal mit mir ausgehen?" Caesar war etwas überrumpelt und unsicher, da das in der Tat nicht der passende Augenblick war. "Caesar geh' ruhig mit Caius mit und genieße es! Er hat sich viel Mühe gegeben", bat Marcus sie ruhig und blickte ihr direkt in die Augen. Doch so schnell, wie er auch zu ihr hinschaute, so sah er auch wieder weg. Aro hatte Marcus beobachtete und vermutete richtig, dass sein Freund mit ihm allein sein wollte. Außerdem hatte er in den letzten Stunden viel über sein Verhalten und seine Gefühle nachgedacht. "Caesar, es ist in Ordnung, wenn du mit Caius gehst", stimmte nun auch Aro ihm zu, doch beobachtete dabei die Reaktion von Marcus, nicht von Caesar. Das Mädchen hatte nun die Absicherung und Genehmigung ihrer Eltern und nickte bevor sie jedem einen Kuss auf die Wange gab und dann mit Caius nach draußen verschwand. Marcus hatte bei den Worten seines Freundes überrascht zu ihm geschaut, doch sah ohne zu zögern wieder geradeaus. "Du möchtest mit mir allein sein?", fragte Aro und in seinen Augen flackerte ein Funken Hoffnung auf. Marcus biss sich auf die Unterlippe. Er musste stark bleiben. Wenn er zu früh nachgeben würde, dann wäre das alles umsonst gewesen. "Marcus?" Kurz herrschte erneut eine Stille. Doch dieses Mal war sie nicht angenehm, so wie zuvor bei Marcus und Caius, sondern erdrückend, fast schon unausstehlich. "Hier unten halb im Gang zu stehen bringt uns auch nicht weiter. Lass uns hoch gehen", bat Aro nun traurig und machte eine einladende Bewegung in Richtung der Treppe. Ohne ein Wort ging der Braunhaarige zügig die Treppe hoch. Aro war bewusst, dass es nicht leicht war, seinen Fehler wieder gut zu machen, aber das Marcus sich das so sehr zu Herzen nahm, das wurde ihm spätesten jetzt bewusst. Denn so reagiert niemand, der in naher Zukunft verzeihen wird. Die beiden Könige stiegen also die Treppen empor und liefen zu ihren Gemächern. Dort angekommen hielt Marcus Aro nicht die Tür auf, sondern ließ sie beinahe wieder ins Schloss fallen. Aro spürte, dass er Marcus erst einmal Zeit zum Akklimatisieren geben musste. Und die bekam der Ältere. Marcus zog sich zu aller erst ein paar, für ihn, bequemere Sachen an. Dann nahm er sich ein Buch und machte es sich auf dem Doppelbett gemütlich. Aro stand im kleinen Saal und wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Die Minuten verstrichen und Marcus las unbeirrt weiter. Das dachte Aro. Denn in Wirklichkeit blätterte der Braunhaarige nur ab und zu eine Seite weiter, um es so aussehen zu lassen. In seinem Kopf ging es keinesfalls um die Philosophie des Themas, sondern um Aro...
Die Zeit verstrich und die Sonne verschwand immer weiter...
Irgendwann reichte es Marcus. Er legte das Buch beiseite, holte tief Luft und fuhr sich übers Gesicht und durch die Haare. Kurz starrte er die Decke an, ehe er wütend aufschrie und auf das Bett schlug. Jedoch nicht mit voller Kraft, denn es stand noch und war nicht zerbrochen. Genau in dem Moment erschien Aro im Türrahmen. "Ich kann deine Enttäuschung und deine Wut verstehen", wisperte er, lief zu ihm und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante, "Ich war uneinsichtig, hypnotisiert, egoistisch und habe mich wie ein Arschloch verhalten!" "VERDAMMT ARO! NATÜRLICH HAST DU DAS! EGOISTISCHES, BEKLOPPTES ARSCHLOCH!" Marcus begann zu schreien und schlug auf Aro ein, während er begann stark zu weinen. Die Schläge waren nicht hart, da die Kraft von der belasteten Seelenverwandtschaft, geschwächt war, aber dennoch ließ Marcus so die Wut an seinem Verursacher heraus und ignorierte die Tränen, die über seine Wangen liefen. Aro erkannte was er zu tun hatte und zog Marcus auf seinen Schoß. Eng legte er seine Arme um den Älteren und ließ die letzten verzweifelten Schläge zu, ehe der Braunhaarige erschöpft in seinen Armen lag. "Du hast dich unmöglich verhalten, egoistisches Arschloch", schluchzte Marcus, doch klammerte sich mit aller Kraft an den Vampir, der für ihn die Welt bedeutete. "Shhhh! Ich weiß, Marcus. Ich weiß", wisperte Aro und begann durch die Haare seines Seelenverwandten zu streichen, "Du hast Recht! Ich war ein Arschloch. Ich habe Caesar ihr Glück verwehrt. Ich habe Caius wie einen Diener behandelt. Und ich habe dich bis aufs Äußerste vernachlässigt. Ich war nicht ich". Kurz hörte man nur das Schluchzen. "Ich habe viele Fehler gemacht. Viele Fehler mehrmals. Aber du hast mir die Augen geöffnet. Ich möchte lernen und diese Fehler nicht noch einmal machen. Ich bereue es. Ich bereue meine Zweifel an Caius. Und ich bereue meine Zweifel an dir... Ich entschuldige mich, Marcus!"

"Because we love you!" ~Volturi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt