Kapitel 8.2

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Kapitel 8.2

Nach zehn Minuten waren sie auf dem Weg zum Büro und Sera hatte keine Ahnung, was Astarot von ihr erwarten würde. Das letzte Kleid auf der Veranstaltung von Misses Ansartas war bereits gehoben gewesen. Aber was schwebte Astarot dieses Mal vor?

Er hielt nicht vor dem Büro, sondern fuhr weiter, was Sera sehr verwirrte. Wollte er kein Kleid aus dem Fundus nehmen?

„Was haben Sie vor? Mich entführen?", fragte Sera, die langsam ein ungutes Gefühl bekam. Ihrem Chef konnte sie bei so etwas nicht ganz vertrauen.

„Nicht ganz", meinte er nüchtern und hielt vor einem weiteren Hochhaus. „Aber für diese Veranstaltung braucht es ein besonderes Kleid."

Sera seufzte. „Auf was habe ich mich da nur eingelassen?", murmelte sie, denn von solchen Veranstaltungen, die sich wie eine Hunde- oder Modenschau anfühlten, war im Vertrag keine Rede gewesen.

„Keine Ahnung", lachte Astarot und führte sie in einen Schneidereifachbetrieb.

Hier und da waren Schneider und Schneiderinnen am Werk, maßen an ihren Kunden aus und nahmen Wünsche entgegen. Die Stimmung war angenehm und es roch irgendwie beruhigend. Eine Mischung, die Sera nicht wirklich beschreiben konnte. Aus einem der Zimmer hörte Sera eine Nähmaschine.

Nachdenklich legte sie ihren Kopf wieder schief. „Was wollen Sie hier?", fragte sie unsicher.

„Ein Kleid", erklärte Astarot und führte sie in einen angrenzenden Raum, wo ein junger Mann gerade an einer Nähmaschine saß.

Dieser sah auf die Besucher und lachte. „Mister Diabolus, wie schön, Sie wieder zu sehen", begrüßte er Seras Chef.

Ihr entging nicht, wie der Blonde sie ausgiebig musterte, als würde er bereits Maß nehmen wollen.

„Sera, meine Begleitung, braucht ein Kleid. Ceciel läd mal wieder ein", erklärte er und so wie er sprach, schien er schon oft wegen eines Kleides für seine Begleitung hier gewesen zu sein.

Der junge Mann schnalzte mit der Zunge. „Das sagt alles. Schön, dich kennenzulernen, Sera. Ich bin Tyson", stellte sich der Blonde vor und reichte ihr die Hand.

Überwältigt, dass ein so junger Mann bereits Schneider war, nickte sie nur, während Tyson fragte, was Astarot sich vorgestellt hatte. Wie es aussah, wusste Seras Chef am besten, was angebracht war.

„Das Motto ist Tausend und eine Nacht", erklärte er nüchtern. Ceciel war für ihre Themenpartys bekannt.

Mit einer Geste, die Sera eindeutig kannte, legte Tyson seine Hand an sein Kinn. Sie war sich sicher, dass er auf Männer stand. Schon allein die Art, wie Tyson sich gab, sprach dafür. „Wir haben ein paar Kleider parat", bemerkte er und ging um Sera herum, die mustergültig still stand. „Oder wollen Sie ein extra angefertigtes Kleid?

„Was auch immer sich bis heute Abend einrichten lässt", meinte Astarot nüchtern.

Bis zum Abend war nicht mehr sehr viel Zeit, weshalb Sera gebeten wurde, sich zu setzen. „Ich werde die Kleider bringen. Zeit, bis heute Abend eines herzustellen, wird leider nicht möglich sein. Die Stoffe sind nicht immer vorhanden", sagte er entschuldigend und Sera erkannte, dass er anscheinend befürchtete, deswegen gerügt zu werden.

„Das dachte ich mir schon", meinte Astarot, der sich ebenfalls setzte. „Versuch einfach dein Bestes."

Tyson verschwand und ließ die beiden allein. „Tausend und eine Nacht?", fragte Sera stirnrunzelnd an ihren Chef gewandt. „Ich hoffe für Sie, dass Sie nicht an so ein Kostüm denken, in dem ich Bauchtanz machen soll", bemerkte sie trocken. Was sollte sie sich unter einem Kleid von Tausend und einer Nacht vorstellen?

Astarot zuckte die Schultern. „Das überlasse ich ganz Tyson."

Schnaubend schüttelte Sera energisch den Kopf. „Da mache ich bestimmt nicht mit", behauptete sie ernst und spürte, dass sie nervös wurde. Was würde Tyson nur bringen? Die Ungewissheit machte sie fertig.

Diese kam schließlich mit einem ganzen Kleiderständer wieder. Diesen rollte er in den Raum und Sera erkannte viele verschiedene Farben.

Knallige, aber auch wärmere Farben waren vorhanden und Sera wusste nicht, was sie davon halten sollte. Tatsächlich gab es ein paar Kleider, die Bauchfrei waren, aber die würde sie garantiert nicht anprobieren.

Sie sah, wie Tyson zuerst ein violettes Kleid hervorholte und es ihr hin hielt. Es sah hübsch aus, doch Sera glaubte, dass es sie noch blasser wirken ließ, weshalb sie den Kopf schüttelte.

So ging es mit anderen Kleidern weiter und sie war froh, dass Astarot sich dabei nicht einmischte. Jedoch wurde die Kleiderauswahl langsam weniger und sie dafür unruhiger.

Als Tyson ihr ein rotes Kleid zeigte, schnappte sie nach Luft.

Es war lang, mit goldenen Verzierungen und sah einem Sari ähnlich.

Zudem gab es eine Art Schleier, den sie tragen sollte. Noch nie hatte sie so ein Kleid gesehen. „Das probiere ich an", sagte sie entschlossen und nahm es entgegen. „Wo kann ich mich umziehen?"

Tyson zeigte auf die Umkleidekabine und schien froh zu sein, dass sie ein Kleid gefunden hatte, das ihr zusagte.

Ob es ihr stand, wusste sie noch nicht, aber das würde sich in wenigen Minuten herausstellen. Es war schwer, das Kleid allein anzuziehen, da Sera keine Ahnung hatte, wie sie es tun musste, aber schließlich kam sie irgendwie angezogen aus der Umkleidekabine. Den Schleier hatte sie ebenso aufgesetzt, doch ihr Gesicht zeigte Zweifel. „Ich weiß nicht, wie ich es anziehen muss", gestand sie verlegen.

Tyson kam auf sie zu und half ihr dabei, damit er gleich kontrollieren konnte, wie es saß. Es war viel zu groß, was gut war, denn das ließ sich leicht korrigieren.

Seufzend ließ Sera alles über sich ergehen. Warum nahm Astarot nicht einfach jemand anderen mit? Das Kleid war hübsch und würde später sicherlich passen. Aber was wollte Sera damit? Ob sie es einfach ausleihen konnte? Das wollte sie von Tyson wissen, während er an ihr absteckte.

„Es kommt in unseren Fundus", meinte Astarot, der sich nun doch einmischte.

Sera schnaubte und quiekte, als Tyson sie deshalb aus Versehen mit der Nadel stach. „Das ist gut, dann können Sie das nächste Mal jemand anderen mitnehmen", schlug sie in Astarots Richtung vor und blieb lieber ruhig stehen.

„Das gehört zu Ihrer Ausbildung", meinte er nüchtern und betrachtete sie scheinbar neugierig.

„Das wird in den Sommerkursen bestimmt nicht angesprochen", konterte sie und seufzte froh, als Tyson sie bat, sich umzuziehen, damit er die Änderungen gleich vornehmen konnte.

„Ich brauche ungefähr zwei Stunden, dann sollte das Kleid abholbereit sein, Mister Diabolus", informierte er Seras Chef.

Astarot nickte. „Sehr gut, dann werden wir uns die Zeit in der Stadt vertreiben und dann wiederkommen."

Schließlich überreichte Sera dem jungen Schneider das orientalische Kleid und bedankte sich, bevor sie mit ihrem Chef die Schneiderei verließ. „Was wollen Sie in der Zeit machen?", fragte sie neugierig.

„Etwas Essen gehen", schlug er vor. „Heute Abend werden wir kaum dazu kommen."

„Warum denn?", fragte Sera entsetzt.

„Weil Ceciel sehr viel redet und ich bin sicher, dass sie uns belagern wird", erklärte er. „Es wird kleine Häppchen geben, aber hungrig dorthin zu gehen war noch nie eine gute Idee."

Frustriert seufzte Sera. „Das sagen Sie erst jetzt? Wie soll ich dann später in das Kleid passen, wenn ich mir jetzt den Bauch voll schlage?", fragte sie im Auto, das Astarot sicher durch den Verkehr lenkte.

Er lachte herzhaft. „Darüber müssen Sie sich wirklich keine Sorgen machen", versicherte er. „Tyson wird das Kleid perfekt an Sie anpassen."

„Ihr Wort in Gottes Ohren", grummelte Sera und spürte ein Kribbeln auf der Haut. Sie freute sich irgendwie auf heute Abend. Wohl, weil sie Ceciel gerne kennenlernen wollte. 

Ein teuflischer ChefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt