Kapitel 9.2

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Kapitel 9.2

Nach drei Stunden kam Sera am Polizeirevier von Phoenix an. Das Auto ihres Bruders hatte sie bereits gesehen und war erleichtert. Mit ihm würde sie ihre Schwester sicherlich freikaufen können. Hoffte Sera zumindest. Die Kautionen hatten es teilweise ganz schön in sich.

Sie betrat das Gebäude, das sie leider zu gut kannte und folgte den Fluren, bis sie auf ihren Bruder stieß.

Als sie die bekannte, schmächtige Figur ihres Bruders sah, seufzte sie erleichtert auf. „Davis", grüßte sie ihn erfreut und nahm ihn kurz in die Arme. „Wie geht es dir und deinem Medizinstudium? Und was hat Sienna dieses Mal verbrochen?", fragte Sera leicht säuerlich. Ihre jüngere Schwester stahl und beschädigte gerne Eigentümer von anderen.

Davis erwiderte ihre Umarmung, bevor er sie losließ und sich durch die Haare fuhr. „Sie hat schon wieder geklaut", murmelte er und wirkte müde.

Sera biss sich auf die Lippen. Die Kautionen wurden ständig höher, denn Sienna war bereits oft erwischt worden. Und jedes Mal kauften Sera und Davis sie irgendwie frei. „Wie hoch ist die Summe?", fragte Sera und hoffte, dass das Geld auf ihrem Konto ausreichen würde.

Davis hielt ihr den Zettel hin und Sera beugte sich vor, um die Summe zu lesen. Sie musste sie dreimal lesen und dabei die Zahlen zählen, um sicherzugehen. Verdammt war das viel!

Sera seufzte frustriert auf. „Wenn Sienna so weitermacht, lass ich sie das nächste Mal sitzen. Ich hoffe, wenn wir zusammenlegen, können wir sie freikaufen. Durch den Job bei Astarot habe ich ein bisschen Geld. Er hat mir einen Vorschuss gegeben", erklärte sie und wusste, dass die Summe auch für Davis ein finanzielles Loch bedeutete.

Er fuhr sich durch die Haare. „Das muss aufhören", meinte er. „Du kannst nicht dein komplettes Geld für sie ausgeben und ich auch nicht."

Zustimmend nickte Sera, während sie zum Geldautomaten gingen, um die Summe abzuheben. „Ich hoffe, dass sie es endlich lernt. Ich weiß nur nicht, wie wir es ihr austreiben können", murmelte sie, während sie ihre Geheimzahl eingab und dann alles, was sie besaß, vom Konto abhob. Auch ihre letzten Ersparnisse mussten daran glauben. Dennoch war es nicht genug und sie hoffte, dass Davis den Rest beisteuern konnte.

Dieser ging nach ihr an den Automaten und hob ebenfalls Geld ab. Er konnte nicht alles opfern, da er studierte. Das war teuer und musste auch irgendwie finanziert werden.

Zum Glück reichte es aus, damit er noch ein bisschen Restgeld hatte.

Danach gingen sie gemeinsam zu der Stelle, an der sie Sienna freikaufen konnten. Den Prozess kannte Sera schon zur genüge, weshalb es schnell vonstatten ging und sie bald darauf eine dunkelbraune, hübsche Frau begrüßen konnten.

„Was sollte das?", fragte Sera sichtlich beherrscht, als die grünbraunen Augen ihrer Schwester sie musterten.

Wenn Sienna sie nach Geld fragen würde, wäre das wesentlich günstiger.

Die junge Frau schwieg sich zu dieser Sache aus, wie sie es immer tat.

„Sienna", warnte Sera ihre Schwester mit deutlichem Unmut. „Weißt du eigentlich, dass du uns in große Probleme bringst? Nicht nur dein Bruder, sondern auch ich, opfern unser gesamtes Geld, um dich freizukaufen. Wenn du das nächste Mal wieder stiehlst, kommen wir nicht mehr", drohte Sera. Sie war wirklich wütend.

„Danke, dass ihr mich rausgeholt habt", meinte sie kleinlaut.

Sera erkannte jedoch das Blitzen in Siennas Augen, das ihr verriet, dass sie bei der nächstbesten Gelegenheit wieder stehlen würde. Sie packte den Arm ihrer Schwester und zerrte sie aus der Polizeiwache heraus. „Du gehst jetzt nach Hause und überlegst dir, wie du uns das ganze Geld zurückzahlen kannst."

„Mit meiner Arbeit wird das ewig dauern", seufzte Sienna und wirkte nicht mehr ansatzweise so unterwürfig, wie sie sich gerade noch gegeben hatte.

„Dein Pech. Hättest du dich auf den Hosenboden gesetzt anstatt zu stehlen, würdest du mehr Geld verdienen. Ich vermute sogar, dass dein Chef sich das nicht mehr mit ansieht", bemerkte Sera und ihr Bruder stimmte zu.

Siennas Job im Supermarkt brachte nicht viel Geld, aber viele lehnten ihre Bewerbungen ab, da sie ein aussagekräftiges Strafregister besaß. Das machte viele unsicher und nur durch gutes Zureden hatte Sera es damals geschafft, ihrer Schwester den Job zu besorgen.

„Der Job ist sowieso nicht meins", seufzte Sienna, als wäre es ihr egal.

Wütend packte Sera sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. „Das ist mir egal, aber es reicht jetzt!", schrie sie ihre Schwester erbost an. Dass Sienna alles so auf die leichte Schulter nahm, gefiel ihr ganz und gar nicht. „Davis, bring sie nach Hause. Ich schlafe die Nacht im Hotel und fahre dann morgen früh zurück", wandte sie sich versucht beherrscht an ihren Bruder. Ihren Eltern wollte sie nicht unter die Augen treten.

„Hast du das Geld?", fragte Davis leise.

„Ich lasse es auf meine Firma anschreiben und zahle Astarot dann das Geld zurück. Hoffentlich versteht er die Dringlichkeit", seufzte Sera und verabschiedete sich von Davis mit einer Umarmung. Für ihre Schwester hatte sie lediglich ein: „Bessere dich!", übrig.

„Ich hoffe sehr", meinte Davis, der Sienna ins Auto zog und sichtlich Sorge im Blick hatte.

„Wir sehen uns", versuchte Sera zu lächeln, bevor Davis in die Nacht davonbrauste.

Jetzt musste sie nur noch ein Hotel finden, in dem sie unterkommen konnte.

Ein teuflischer ChefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt