Kapitel 14.2

712 45 2
                                    

Kapitel 14.2

Sterne funkelten am schwarzen Nachthimmel und der Geruch von gebratenen Fleisch und Fisch lag in der Luft. Zusammen mit dem Zirpen der Grillen und der kleinen Windbrise ein wunderschöner Abend.

Sera und Astarot waren draußen auf dem Balkon und sie sah zu, wie er geschickt das Fleisch auf dem Grill wendete. Sie hatten bereits einmal gegessen, doch da noch genügend da war, legten sie einen zweiten Gang ein. Zum Fleisch und Fisch gab es frische Salate und Brot, das Sera am Nachmittag noch gebacken hatte.

Die Stimmung war wunderschön und Sera fragte sich, warum es nicht immer so sein konnte. Ihr Chef war ein wirklich guter Gastgeber und Koch. Im Moment hatte er ihr den Rücken zugewandt und sie fragte sich, wie alt er eigentlich war. Astarot wirkte jung. Vor allem mit den langen, schwarzen Haaren, die vom Wind erfasst und leicht hin und her geweht wurden.

Geschickt wendete er das Fleisch und schaffte es, dieses immer perfekt auf den Punkt zu baten. Zumindest nach Seras Meinung.

Schließlich legte er zwei Steaks auf den Teller und servierte ihn. Den Fisch hatte er an die Seite gelegt, sodass er sich seinem Essen widmen konnte, während dieser noch etwas briet.

Lächelnd wartete Sera, bis er sich ihr gegenüber setzte und hob dann ihr Glas Wein, um ihm zuzuprosten. „Auf einen erholsamen Kurzurlaub", sagte sie freudig und verspürte bereits eine innere Ruhe, die sie seit langem nicht mehr verspürt hatte. Genau genommen war es in dem speziellen Club das letzte Mal gewesen. „Ich denke, da wir nun einige Zeit zusammen arbeiten, können wir ins Du übergehen", schlug Sera vor.

„Darüber wäre ich sehr froh", sagte er und hob ebenfalls sein Glas. „Auf einen erholsamen Urlaub."

Nach einem Schluck des Rotweins wollte Sera wissen, ob es denn so wichtig für ihn war, ob man sich duzte oder nicht.

„Für mich trägt es sehr viel zum Verhältnis bei", sagte er. „Ich möchte kein Chef sein, zu dem man nur hinaufschauen kann, sondern ein Freund."

Nachdenklich mit dem Kopf hin und her wiegend betrachtete Sera ihr Glas, bevor sie Astarot in die Augen sah. „Da bin ich anderer Meinung. Ich bin kein Freund von zu engen Verhältnissen bei der Arbeit. Sie beeinflussen das Ergebnis", gab sie ihre Meinung kund. Das hatte sie bei Nicolas gesehen. Die Verabredung war schön gewesen, aber wie Astarot wohl gewusst hatte, war Nicolas nicht der Typ, der einfach aufgab, wenn man nicht wollte. Gewiss, sie hatten viel geredet, aber Sera war nicht bereit gewesen, viel über ihr Privatleben zu erzählen.

„Es sorgt dafür, dass man eher weiß, wie es seinen Mitarbeitern geht", erklärte er. „Letztes Jahr hatte Lisas Mann einen Unfall. Er lag lange im Krankenhaus und kam dann noch nicht wieder ganz genesen zurück. Er hat seinen Job verloren, was sie sehr mitgenommen hat. Nur, weil sie es mir erzählt hat, konnte ich ihr meine Hilfe anbieten."

„Verstehe", murmelte Sera, als sie ein Stück des perfekt gebratenen Fleisches in den Mund nahm. Diese Nachricht musste sie erst einmal verdauen. „Das mag sein, aber es gibt Menschen, die keine Hilfe wollen. Sie wollen keine Almosen, sondern es allein schaffen."

„Mag sein. Aber es gibt Menschen, die sehen es nicht als Almosen, sondern als eine Chance", bemerkte er und schnitt sein Fleisch.

Dem konnte Sera nicht widersprechen, weshalb sie nickte. „Und es gibt solche, die jede Möglichkeit ergreifen, Geld von jemanden zu bekommen", grummelte sie bei dem Gedanken an Sienna.

„Das mag sein. Aber ich denke, dass ich ein recht gutes Gespür für Menschen habe. Zudem gebe ich kein Geld. Oder eher selten", erklärte er und nahm das Stück Fleisch in den Mund, bevor er sichtbar genüsslich kaute.

Einige Minuten schwiegen sie und widmeten sich ihrem Essen. Solange, bis Sera wieder zu sprechen begann. „Menschen sind unterschiedlich. Es gibt solche und solche", meinte sie seufzend mit einem Blick zum Sternenhimmel. Die Lichterkette, welche die Terrasse erhellte, gab ein warmes, romantisches Licht ab.

„Stimmt. Aber die, die sich helfen lassen, leben oft besser", meinte er schulterzuckend.

Dieses Thema wollte Sera nicht vertiefen. Deshalb bat sie Astarot, ihr ein bisschen von der Insel zu erzählen. Mallorca war so weit weg und irgendwie war Sera froh, dass hier keine anderen Menschen waren. Zeitweise war ihr das Stadtleben sogar zu viel.

Er ging auf den Themenwechsel und erzählte ein bisschen von seinen Urlauben hier. Auch dass er manchmal gern in ein Hotel ging, um sich verwöhnen zu lassen.

Sie hörte ihm gespannt zu und schluckte. „So richtiges Spa?", fragte Sera verwundert. Sicherlich trug es zur Verwöhnung und Entspannung bei. „Ich habe nichts dagegen, einen Tag einfach am See zu sitzen und ein Buch zu lesen, wenn du dich verwöhnen lassen willst", gestand sie kleinlaut. Irgendwie fühlte sie sich schuldig, dass er nicht, wie geplant, am Strand liegen und sich erholen konnte, sondern nun hier mit ihr war. Wahrscheinlich hatte er ein Hotel in Aussicht gehabt, in dem er sich verwöhnen lassen konnte.

Astarot machte eine wegwerfende Handbewegung. „Solange ich hier bin muss das nicht sein. Ein anderes Mal wieder."

Dennoch bestand Sera darauf, dass er zumindest einen Tag nur für sich verwendete. Mit allem, was er zum Entspannen brauchte. „Ich glaube, der Fisch ist auch fertig", bemerkte sie mit einem Blick zum Grill.

Astarot erhob sich und holte diesen. „Ich entspanne mich doch", meinte er und zuckte die Schultern.

Als er den Fisch servierte, lief Sera das Wasser im Mund zusammen. „Der sieht so gut aus", meinte sie und leckte sich die Lippen. Sie nahm sich ein Stück davon und sah dann zu Astarot. „Sag mal ... was ist mit deiner vorherigen Sekretärin geschehen?", fragte sie vorsichtig, denn sie verstand nicht, dass er keine zu der Zeit gehabt hatte.

„Sie wurde befördert", meinte er nüchtern. „Sie ist jetzt ebenfalls Anwältin."

„Toll", erwiderte Sera ohne Neid. Um das zu schaffen, musste die ehemalige Sekretärin wirklich gut gewesen sein. „Es freut mich immer, wenn andere Menschen so etwas schaffen."

„Mir tat es leid, dass ich sie verloren habe", meinte Astarot. „Aber für sie ist es natürlich gut. Auch wenn sie nicht sonderlich viele Aufträge bekommt", erzählte er.

Nachdenklich meinte Sera, dass es noch kommen würde. Alles brauchte Zeit. Die Sekretärin musste sich erst einen Namen machen. Genau wie die besten Anwälte. „Ich bin mir sicher, dass du bald von ihr hören wirst, was für große Fälle sie hat", meinte sie lächelnd.

Astarot lachte leise. „Das hoffe ich doch sehr", meinte er und klang fast wie ein Vater, der hoffte seine Tochter hätte Erfolg.

Gemeinsam sprachen sie noch ein wenig darüber und ließen es sich schmecken, während sie den Geräuschen der Nacht zuhörten. 

Ein teuflischer ChefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt