Kapitel 18.1

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Kapitel 18.1

Schlecht gelaunt betrat Sera am nächsten Morgen ihr Büro und warf ihre Tasche missmutig in die Ecke, anstatt sie wie sonst unter den Tisch zu stellen. Auf ihrem Fuß folgte Sienna, die ihr die halbe Nacht das Ohr abgekaut hatte, nachdem Astarot endlich gegangen war. Wie toll, sexy und anziehend er war! Wie oft Sienna das gesagt hatte, konnte Sera nicht mehr zählen aber langsam war sie soweit, ihr an die Kehle zu springen, wenn sie wieder damit anfing.

Es war eindeutig klar, dass Seras kleine Schwester auf Astarot stand, weil dieser sehr viel Geld besaß. Das, was Sienna nicht hatte.

„Warte hier, bis er kommt und sei wenigstens jetzt ruhig", murrte Sera, als sie ihren Laptop anmachte und sich die kommenden Termine ansah.

„Er ist noch gar nicht da?", fragte Sienna, die sich bereits die ganze Zeit umsah. Sie schien das Büro sehr interessant zu finden.

Sera informierte sie darüber, dass er generell immer zur gleichen Zeit kam. Und das war um neun Uhr morgens. Sie hingegen kam meist zwischen acht und halb neun, um sich vorbereiten zu können.

„Bekommst du das denn bezahlt?", fragte Sienna sichtlich überrascht. Sera wusste, dass sich ihre Schwester nicht vorstellen konnte, ohne Lohn Zeit zu verschwenden, wie sie es immer sagte.

„Natürlich", antwortete Sera, stand auf und ging in die Büroküche, um sich Kaffee zu holen. Dass ihre Schwester ihr folgte, war klar, denn sie war wie Sera neugierig und es war gut, wenn sie die Räumlichkeiten bereits zu Gesicht bekam.

Nicolas und Lisa waren ebenfalls da, was Sera verwunderte, aber die Anwesenheit der beiden stimmte sie ein wenig milder. Sie stellte ihre Schwester vor und sagte, dass sie ab sofort hier arbeiten würde.

„Ah, davon hat Astarot bereits gesprochen. Das ist super. Jetzt kann ich die Sachen endlich an jemanden abgeben und mich auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren", lachte Lisa und reichte Sienna gut gelaunt die Hand.

Dass sie sich irgendwie verstanden, hatte Sera von Anfang an gewusst. Sienna war offen und ging gerne auf Menschen zu. Nicht immer aus einem guten Grund, aber sie mochte es, Leute kennenzulernen.

Während sie sich ein bisschen bekannt machten, bereitete Sera den Kaffee für Astarot zu, damit dieser den gleich mitnehmen konnte, wenn er kam.

Lisa und Nicolas schienen sie zu mögen, was schon einmal ganz gut war. Ob sie wussten, warum Sienna hier anfing? Sie glaubte nicht, dass Astarot etwas hatte verlauten lassen.

Da sie in ein angeregtes Gespräch vertieft waren, ließ Sera sie stehen und ging zurück in ihr Büro. Sie brauchte ein paar Minuten für sich, um sich zu sammeln. Ihre schlechte Laune durfte sich nicht auf die Arbeit auswirken. Das war Seras höchstes Gebot.

Die Tür ging und Astarot trat ein. Er fuhr sich durch die Haare und Sera hatte das Gefühl, dass er irgendwie angespannt und gestresst wirkte.

Da sie sich Sorgen machte, musterte sie ihn kurz eindringlich, entschied sich dann aber, ihn erst einmal in Ruhe zu lassen. Wer weiß, was mit ihm los war. „Guten Morgen. Hier, dein Kaffee", sagte sie und zeigte auf ihren Schreibtisch, damit er ihn mitnahm.

Als er sie bemerkte, lächelte er und nahm den Kaffee. „Danke dir. War alles gut gestern Abend?"

„Nicht wirklich. Ich schick sie dir nachher rein, damit ihr den Vertrag machen könnt. Sie ist im Moment in der Küche", meinte Sera mit dem Blick auf den Bildschirm gerichtet. So, als gab es dort etwas sehr Interessantes zu sehen, dabei starrte sie lediglich eine Tabelle an.

Astarot trat zu ihr und seine Hand landete plötzlich in ihrem Nacken, wo er sie kraulte. „Du wirkst gestresst." Seine dunkle Stimme und seine Berührung jagte Sera Schauer über den Rücken.

Sie biss sich auf die Lippen und zuckte dann mit den Schultern, um sich nichts anmerken zu lassen. „Ist oft so", winkte sie ab und begann, die Papiere zu sich zu ziehen, um sie abzutippen. Was im Moment nicht sehr einfach war, wenn Astarot ihr so nah war.

„Sag mir, wenn ich helfen kann", bat er und ließ von ihr ab.

„Gib mir Klebeband und Fesseln. Das würde mir ausreichen", murrte Sera, obwohl sie versuchte, ihre schlechte Laune zurückzuhalten.

Astarot lachte. „Ach, so eine bist du?", fragte er neckend.

„Was?", fuhr sie zu ihm herum und stand auf, um ihm in die Augen zu sehen. „Ich will lediglich Sienna fesseln und knebeln, dass ich mir nicht mehr mit anhören muss, wie toll du bist und wie sie dich verehrt", knurrte sie. „Sie hat mich die Nacht deswegen wachgehalten!"

„Bist du etwa eifersüchtig?", fragte Astarot und schien gelassen, obwohl Sera gerade nicht sonderlich ruhig war.

Daraufhin schnaubte sie. „Warum sollte ich?", bemerkte sie spitz und mit einer Stimme, die sie verriet. „Es ist deine Sache, mit wem du was anfängst. Aber ich sage dir eins: Sienna ist nicht an dir interessiert, sondern nur an deinem Geld", sagte sie ernst. Das wusste sie sehr gut. Sienna konnte sehr gut schauspielern, um an solche Menschen ranzukommen.

„Ich habe kein Interesse an ihr", versicherte Astarot. „Ich bin nur auf ihre Flirtereien eingegangen, weil sie so leichter zu knacken ist."

Sera nahm ein paar Dokumente und seine Kaffeetasse, die sie ihm in die Hand drückte. „Ja, ja. Das sagen sie alle", murrte Sera, denn sie hatte das Gefühl, dass er das einfach so sagte, weil er sie vielleicht nicht verärgern wollte. Außerdem wusste sie, dass Sienna eine Meisterin im Flirten war und ihr wirklich keiner widerstehen konnte. „Mach was du willst. Hier sind deine Sachen. Ich schicke sie dir in ein paar Minuten rein."

„Wenn ich an einer Frau interessiert bin, sieht das anders aus", versicherte er und schenkte ihr ein Lächeln, das dafür sorgte, dass ihr warm wurde.

Ungläubig schnalzte Sera mit der Zunge und schob ihren Chef einfach in in die Richtung seines Büros. „Ich habe zu tun."

Er lachte. „Ja, du bist eifersüchtig."

„Bin ich nicht und jetzt lass mich in Ruhe", behauptete sie und knallte ihm die Tür vor der Nase zu, als er in seinem Büro war.

Dann ging sie in die Küche, schnappte Sienna am Arm und zog sie zu seinem Büro. Ungeachtet ihres Prostest, da sie anscheinend noch weiter mit den Kollegen plaudern wollte. „Er ist da. Du kannst rein und benimm dich", warnte sie und schob ihre Schwester, noch bevor sie etwas sagen konnte, in Astarots Büro und schloss erneut die Tür.

Dann ließ sich Sera auf ihrem Stuhl nieder und spürte, wie heftig ihr Herz klopfte. So sehr, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg. Als sie dann die beiden auch noch flirten hörte, war es um sie geschehen und sie stand auf, um auf die Toilette zu gehen.

Dort spritzte sie sich Wasser ins Gesicht und versuchte, sich zu beruhigen. In ihrem Spiegelbild erkannte sie sich selbst, aber auch etwas, dass sie so vorher nicht gesehen hatte: Sera hatte Gefühle für ihren Chef entwickelt. 

Ein teuflischer ChefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt