Kapitel 19.1

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Kapitel 19.1

Sera dachte mit einem leichten Kribbeln im Bauch an den Abend mit Belial zurück. Er war wunderbar gewesen, war aber nicht so weit gegangen, wie sie geglaubt hatte. Bis auf ein paar Küsse und Streicheleinheiten war nichts passiert.

Dass er ihren Zustand nicht ausgenutzt hatte, fand sie wirklich sehr nett und sie war ihm dankbar dafür. Im Nachhinein war es Sera peinlich, sich so benommen zu haben. Dennoch mochte sie Belial und sie schrieb ihm eine Nachricht, bevor sie ihr Mittagessen in einem kleinen Restaurant bezahlte.

Seit Sienna bei Astarot arbeitete, verbrachte Sera lieber ihre Zeit außerhalb, wenn sie konnte. Die ständigen Flirtereien waren ihr auf Dauer zu viel. Vor allem, weil Sienna auch zuhause die ganze Zeit davon sprach.

Wenigstens machte sie ihre Arbeit bisher ganz gut. Damit war Sera schon zufrieden. Aber es wurmte sie, dass ihre Schwester so auf die Barrikaden ging und öffentlich mit Astarot flirtete.

Sera bezahlte ihr Essen und trat anschließend den Rückweg zum Büro an. Da das Restaurant nicht weit entfernt war, konnte sie sich Zeit lassen.

Auf dem Weg begann ihr Smartphone zu klingeln und ihr Gesicht verfinsterte sich, als sie Codys Namen auf dem Display sah. „Was willst du jetzt schon wieder?", fragte sie ihren Noch-Ehemann genervt. Ständig schrieb er Texte und hinterließ Nachrichten auf der Mailbox.

Sie war so auf ihr Gespräch konzentriert, dass sie die Straße zu ihrer Arbeit überquerte, ohne nach links und rechts zu sehen.

Cody sprach auf sie ein, wie sehr er sie vermisste und dass er wollte, dass sie zurückkam, doch Sera wollte nicht. Das wollte sie ihm gerade an den Kopf knallen, als sie spürte, wie sie von den Beinen gerissen wurde.

Der Aufprall auf dem heißen Asphalt war heftig und Sera blieb die ersten Sekunden benommen liegen. Das durchdringende Pfeifen in ihren Ohren, das sie nichts anderes mehr hören ließ, war unangenehm. Ihr Smartphone lag weiter von ihr entfernt, ihre Tasche war auf der Straße ausgeleert. Nur mühsam und deutlich unter Schock richtete sich Sera wie in Zeitlupe auf.

Dann nahm sie langsam die aufgeregten Schreie um sich herum wahr. „Ruft einen Krankenwagen", schrie jemand.

„Bleiben Sie liegen", bat ein Mann, der völlig verstört klang.

Mechanisch winkte Sera ab und hörte sich selbst sagen, dass alles in Ordnung war. Ihr tat nichts weh, was wohl an dem Schock lag, der ihre Sinne vernebelte. Genau wie das Pfeifen. Langsam, nicht auf die Leute um sich herum hörend und sich von ihren Griffen befreiend, ging sie zu ihrem Smartphone und hob es auf. Das Display war komplett zersprungen und nicht mehr zu gebrauchen. Zwar hörte Sera noch Codys aufgeregte Stimme, doch sie drückte ihn einfach weg.

„Sera", erklang eine bekannte Stimme, doch sie wusste nicht sofort, wem sie diese zuordnen sollte. Erst, als sie sich drehte und Astarot erkannte, der blass geworden und sichtlich besorgt auf sie zu rannte. „Um Himmels Willen", rief er aus und hielt sie, als würde er sie stützen wollen.

„Mir gehts gut", murmelte Sera und wandte sich aus seinem Griff. Oder zumindest versuchte sie es. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund schaffte sie es nicht.

„Nein, geht es nicht", sagte er und zog sie zu Boden, damit sie sich setzen konnte. „Du blutest, schau also besser nicht hin", meinte er warnend.

Benommen blieb sie sitzen und sah fragend zu ihm nach oben. Seine Worte drangen nur ganz langsam zu ihr durch und erst, als sie die Sirenen des Krankenwagens hörte, wurden ihre Augen groß vor Angst und sie machte Anstalten, aufzustehen. „Ich gehe nicht ins Krankenhaus", sagte sie ernst. Nur über ihre Leiche würde sie dorthin gehen.

Astarot machte beruhigende Laute und sah sie besorgt an. „Du wurdest angefahren", sagte er sanft. „Lass dich wenigstens von den Sanitätern versorgen."

Sera schüttelte heftig den Kopf und krallte sich an ihm fest, als ihr plötzlich schwindelig wurde. Er konnte ihre Angst wohl nicht nachvollziehen, aber das war ihr egal. „Ich ... gehe in kein ... verdammtes Krankenhaus oder lasse mich von ihnen behandeln", keuchte sie angestrengt und sah dann das Blut, das auf die Straße getropft war. Sofort wurde ihr schwarz vor Augen und sie wurde ohnmächtig. 

Ein teuflischer ChefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt