Kapitel 10.1

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Kapitel 10.1

Bereits am frühen Morgen war Sera losgefahren, nachdem sie eine ungemütliche Nacht in einem schäbigen Motel verbracht hatte. Sie hatte einen Scheck ausgeschrieben, nachdem sie all ihre Redegewandtheit dafür gebraucht hatte, den Besitzer zu überzeugen.

Müde und vor sich hin gähnend fuhr Sera die Straße entlang und freute sich, endlich nach Hause zu kommen. Wenigstens war Wochenende und sie konnte sich ausruhen.

Als sie das Radio anschaltete, berichtete der Nachrichtensprecher allerdings von einem Erdbeben in Los Angeles, das zahlreiche Häuser beschädigt hatte. Glücklicherweise waren keine Menschen ums Leben gekommen.

Ob es Astarot gut ging? Stand die Firma noch? Das waren alles Fragen, die ihr im Kopf herumgingen und sie entschied sich kurz zu parken und nachzufragen.

Fast schon ungeduldig wartete sie auf das Freizeichen und war froh, als ihr Chef endlich abhob.

„Diabolus", meldete er sich mit ruhiger Stimme. Ob er ihre Nummer nicht erkannt hatte?

Oder er war wütend, weil sie einfach die Veranstaltung verlassen hatte. Er hörte sich kühler als sonst an. „Guten Morgen, Astarot", grüßte Sera unsicher und informierte ihn, dass sie auf dem Weg zurück war.

„Geht es Ihnen gut?", fragte er. „Hier hat es ganz schön gebebt."

„Davon hat man in Phoenix nichts mitbekommen", erwiderte Sera erschöpft. „Ist Ihnen etwas passiert?", fragte sie sorgenvoll.

„Nein, hier ist alles in Ordnung", versicherte Astarot. „Sie klingen aber sehr erschöpft."

„Es war ... nicht die beste Nacht", wich Sera aus und meinte, dass sie einen Scheck ausgestellt hatte. „Ich hatte kein Geld mehr und ...", sprach sie und plötzlich war Funkstille. Verdutzt sah sie auf ihr Smartphone und fluchte. Das konnte doch nicht wahr sein! Ausgerechnet jetzt war ihr Akku leer!

Wütend startete Sera wieder ihr Auto und setzte ihren Weg fort. Weit kam sie jedoch nicht, denn das Auto gab seltsame Geräusche von sich und Sera schaffte es gerade noch, den Wagen an den Seitenrand zu fahren, bevor er den Geist aufgab.

Fluchend schlug Sera auf das Lenkrad ein. Musste denn alles schiefgehen?

Ihr traten vor Wut Tränen in die Augen, doch sie wusste, dass es ihr nichts brachte. Trotzig wischte sie sich diese weg und stieg aus. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als jemanden anzuhalten.

Zum Laufen war es zu weit und ohne etwas im Magen würde sie es sowieso nicht schaffen.

Minutenlang stand Sera am Straßenrand und wurde immer ungeduldiger. Warum kamen ausgerechnet jetzt keine Autos in die Richtung, in die sie musste? War denn wirklich alles verhext? Wenigstens regnete es nicht, aber es war heiß.

Schließlich hörte sie etwas und entdeckte tatsächlich ein Auto in ihre Richtung. Erleichtert winkte sie und hoffte sehr, dass das Auto hielt.

Es fuhr sehr schnell, wurde aber langsamer, als es näher kam. Das gab Sera Hoffnung und tatsächlich hielt es. Der Fahrer ließ das Fenster runter. „Was machen Sie denn hier?", fragte Belial überrascht.

Sprachlos, dass ausgerechnet der Anwalt ihr begegnete, verlor Sera für einen Moment ihre Redegewandtheit. Sie musste mehrmals blinzeln und räusperte sich dann. „Das Gleiche könnte ich Sie fragen. Ich bin hier, weil mein Auto den Geist aufgegeben hat", meinte sie mit einer bedeutungsvollen Handbewegung in die Richtung.

„Dann haben Sie aber Glück, dass ich gerade von einem Klienten zurückkomme", meinte er. „Soll ich Sie mitnehmen?"

Erfreut und erleichtert nickte Sera. „Das wäre sehr nett von Ihnen. Sie sind sozusagen mein Lebensretter, weil mein Handy ebenfalls den Geist aufgegeben hat", beteuerte sie und meinte, dass sie zuerst ihre Papiere und alles aus dem Auto holen würde. Sie würde sich darum kümmern müssen, es nach Los Angeles zu bringen. Irgendwie.

Ein teuflischer ChefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt