Kapitel 12.1

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Kapitel 12.1

Sera packte die Dokumente zusammen und verstaute sie in ihrem Aktenkoffer.

Ihre erste Verhandlung. Sie war so aufgeregt, obwohl sie nur schreiben und die Dokumente für Astarot bereitlegen musste.

Indizien und Beweise waren gesammelt und mit der Polizei abgeglichen.

Sie war gespannt auf die Reaktionen und konnte sich nicht vorstellen, wie viele Menschen da sein würden. Der Fall hatte landesweite Präsenz bekommen, weshalb es kein Wunder war, dass so viele Kameraleute Astarot auf dem Weg zum Gericht belagerten.

Sie selbst wurde damit ebenfalls belagert, immerhin war sie ständig an seiner Seite. Es war Sera ein bisschen unangenehm, gehörte wohl aber dazu, wenn man so berühmt war. Was wohl am nächsten Tag alles in der Zeitung stehen würde?

Hoffentlich nichts Falsches. Es war Sera sogar unangenehm, wenn die Leute ihr so nahe kamen. Daher blieb sie dicht an Astarots Seite.

Dieser bewegte sich selbstsicher durch die Massen.

Es gab auch keinen Grund unsicher zu sein. Die Beweise sprachen ihre eigene Sprache und diese war sehr eindeutig.

Als sie den Saal betraten, wurden sie von einer Menschentraube aufgehalten, die mit ihren Kameras ein Blitzlichtgewitter verursachten. Sera bewunderte, wie Astarot dabei so ruhig bleiben konnte, während sie das Bedürfnis verspürte, auf die Masse loszugehen und ihnen die Kameras aus der Hand zu reißen.

Er führte sie weiter und durch diese Traube hindurch. Fragen wurden ignoriert und schließlich kamen sie an ihren Plätzen an.

Sera ließ sich neben ihm nieder und bereitete die Dokumente vor, die Astarot benötigen würde. Sein Klient würde sehr bald eintreffen und als Sera sich im Gerichtssaal umsah, erkannte sie das vermeintliche Opfer, wie sie sich angeregt mit jemanden unterhielt.

Die Polizisten waren immer an seiner Seite, doch nicht ganz so, wie sie es vielleicht hätten sein sollen. Es wirkte mehr, als würde sie ihm vertrauen.

Die Geschworenen waren ebenfalls bereits da und die Gespräche im Saal waren ziemlich lautstark. „Haben Sie alles dabei?", fragte Sera und sah aus den Augenwinkeln, dass Mister Dabalast hereingeführt wurde. Aber auch die Reaktion seiner Frau, die hochnäsig ihr Gesicht abwandte, entging ihr nicht.

„Ja, ich bin soweit", meinte er und so langsam wurde es ruhiger. Die Polizei sorgte dafür und auch die Reporter schienen ruhiger zu werden, als der Richter den Raum betrat.

Alle standen auf, als er einige Worte sprach und Sera schielte zu Astarot, der wie ein Denkmal dastand. Er war sich sicher, den Fall zu gewinnen und die Summe, die Mister Dabalast bezahlen würde, war nicht zu verachten.

Dann begann der Prozess und beide Seiten legten ihre Beweise vor.

Sera bemerkte sofort, dass Astarot mit seinen nicht nur die Jury, sondern auch Mister Dabalast und seine Frau überraschte.

Sie konnte sehen, wie Misses Dabalast immer blasser und blasser wurde, während Astarot der Jury erklärte, wie er herausgefunden hatte, dass Misses Dabalast selbst versucht hat, ihrem Mann einen Mordanschlag anzuhängen, um an dessen Vermögen zu kommen.

Sie hatte einen Auftragskiller engagiert, der auf ihren Wunsch hin mehrmals versucht hatte, sie umzubringen. Natürlich nur zur Schau, denn der Killer sollte ein hübsches Entgelt bekommen, sobald Mister Dabalast im Gefängnis war.

Damit hätte die Frau das Haus und das Geld erhalten bis Mister Dabalast wieder freigekommen wäre. Doch was ihr das genau brachte, verstand Sera nicht. Solange, bis Astarot einen Gefängnisinsassen als Zeuge aufrief, der damit beauftragt wurden war, Mister Dabalast im Gefängnis zu töten.

Das zu hören, brachte Sera aus der Fassung und sie hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Wie konnte man nur so skrupellos sein? Es war klar, dass Misses Dabalast auf das immense Geld der Versicherung aus war. Es gab sogar einen Aufruhr im Gerichtssaal, den der Richter beenden musste.

Doch wann hatte Astarot das herausgefunden? Nachdenklich sah sie auf Misses Dabalasts Reaktion, die geschockt, aber auch sehr verärgert war. Ganz sicher hatte sie ihren Mann nie geliebt, sondern hatte ihn nur geheiratet, um an sein Geld als Schauspieler zu kommen.

Das Problem war, dass man sie nicht in diesem Prozess verurteilen konnte. Es ging immerhin um ihren Mann und dieser wurde freigesprochen, während die Polizei nun seine Frau in Gewahrsam nahm.

Sie würde schon bald vor Gericht stehen und sich behaupten müssen, wenn sie nicht im Gefängnis landen wollte. Allerdings lagen die Beweise schwer auf ihr, sodass sich Sera sicher war, dass sie verurteilt werden würde.

Dafür war die Freude bei Mister Dabalast groß, dass Astarot ihm geholfen hatte. Sera bemerkte jedoch, dass er irgendwie traurig zu sein schien. Wahrscheinlich, weil seine eigene Frau ihn hatte tot sehen wollen.

Nach dem Prozess ging Astarot auf diesen zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter, bevor er ihm etwas zuflüsterte. Sera verstand es nicht, doch es schien ihn verlegen zu machen.

Unter dem Jubel der Menschen, die auf Mister Dabalasts Seite gestanden hatten, verließen sie den Gerichtssaal. Nun lächelte Sera, als die Kameras Astarot und seinen Klienten belagerten, denn jetzt versteckte sie sich hinter ihrem Chef. Es war sein Auftritt und sein Ruhm, denn er hatte sehr gute Arbeit geleistet.

Das Interview mit ihm war sehr kurz und knapp, bevor Astarot sie zum Wagen führte. „Als Feier des Tages würde ich Sie gern zum Essen ausführen."

Erstaunt hielt Sera inne und ließ beinahe die Dokumententasche fallen. „Mich? Wieso denn das?", fragte sie verwirrt. Wenn, dann sollte er doch mit seinem Klienten essen gehen. Die zwei hatten schließlich etwas zu feiern.

„Weil Sie eine sehr große Hilfe waren", sagte er und schmunzelte. „Mögen sie Fisch?"

Nachdenklich sah Sera ihn an. Eine große Hilfe soll sie gewesen sein? Daran glaubte sie nicht, doch sie würde sein Angebot nicht ausschlagen. „Ja, ich mag Fisch. Solange Sie mir keinen glitschigen Oktopus servieren", meinte sie schaudernd.

„Es gibt ein Erlebnisrestaurant, das Ihnen gefallen könnte", sagte er schmunzelnd. „Es hat ein dreihundersechziggrad Aquarium."

Hastig hob Sera ihre Hände. „Es muss nichts Extravagantes sein", sagte sie schnell. Ein einfaches Restaurant würde völlig ausreichen. Zwar war die Vorstellung, in so ein Restaurant zu gehen, sehr reizvoll, doch es hörte sich auch sehr teuer an. Die unterschiedlichen Fische zu beobachten, war zudem interessant.

„Aber ich möchte gern dorthin", sagte er schmunzelnd.

Wie konnte sie ihm das Angebot ausschlagen? „Also gut", gab sich Sera geschlagen. Hunger hatte sie sowieso, aber sie bat Astarot, sie zuerst ins Büro zu bringen. Da der Fall nun durch war, musste sie die Dokumente abheften und eine kleine Bürofeier organisieren.

„Dann werden wir heute Abend essen gehen", sagte er. Der Tag war noch recht jung.

„Danke. Ich freue mich darauf", erwiderte Sera lächelnd. Dann konnte sie sich wünsch etwas Passenderes anziehen als das, was sie gerade trug. „Herzlichen Glückwunsch im Übrigen."

Astarot schmunzelte. „Das war doch klar", winkte er ab und lehnte sich zurück.

Da er nicht selbst fuhr, konnte er sich entspannen. „Ich weiß", erwiderte Sera grinsend. „Bisher haben Sie noch keinen Fall verloren und ich bereue es nicht, Sie als meinen Arbeitgeber ausgesucht zu haben", meinte sie neckend. Von ihm lernte sie wirklich viel.

Astarot lachte leise. „Sie schmeicheln mir", bemerkte er belustigt.

„So wie Sie mir", konterte Sera geschickt. Das tat Astarot in der letzter Zeit häufiger. Aber es war nicht mehr so merkwürdig wie am Anfang. Sera akzeptierte es mittlerweile, weil Astarot einfach so war.

Sie war nicht die Einzige, der er schmeichelte, auch wenn sie oft das Gefühl hatte, dass er mehr auf sie achtete.

Das täuschte sicherlich, weshalb sie auch nicht oft darauf einging. Doch nun war sie guter Laune und würde ihre Arbeit schnell fertig machen, damit sie abends schön Essen gehen konnten. 

Ein teuflischer ChefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt