Kapitel 16.1

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Kapitel 16.1

Die nächsten Tage waren irgendwie komisch. Es war zum Glück der letzte Tag in Mallorca gewesen, obwohl Sera gern noch länger dort gewesen wäre. Da sie dort aber mit ihrem Chef allein gewesen wäre, war sie froh, wieder in Los Angeles zu sein. Gleichzeitig wurde sie aber auch unruhig, als sie am Montagmorgen in ihr Büro trat. Es lag vor dem von Astarot und so würde sie ihm zwangsläufig begegnen. Dabei hatte sie alles getan, um ihm nicht über den Weg zu laufen. Was in einem gemeinsamen Haus kaum möglich war.

Daher hatte sie angefangen, erst spät abends nach Hause zu kommen, ins Bad und dann ins Bett zu gehen. Sera konnte nicht abstreiten, dass die Zeit in Mallorca wunderschön gewesen war. Dazu zählte auch der Kuss und die kleine Annäherung. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass sich das Arbeitsverhältnis nun komplett ändern würde.

Um so normal wie möglich zu sein, lugte sie in Astarots Büro, um ihn zu fragen, ob er Kaffee wollte. Das hatte sie sich angewöhnt und es gab ihr ein Stück Normalität.

„Sehr gern", meinte er und schien bereits in seine Dokumente vertieft. Er verlor kein Wort über ihr Verhalten, obwohl sich Sera sicher war, dass es ihn seltsam vorgekommen sein musste.

Wahrscheinlich hatte sie ihn mit ihrem Verhalten sogar verletzt, nachdem er sie mitgenommen hatte. Hatte Astarot sich eventuell mehr davon erhofft?

„Ich habe mit Sienna telefoniert. Sie ist einverstanden und würde gerne in den nächsten Tagen kommen", informierte Sera ihren Chef, als sie ihm den heißen Kaffeebecher auf den Schreibtisch stellte. „Ist die Wohnung wieder einzugsbereit?"

„Danke", meinte er lächelnd und nahm sofort einen Schluck. „Du kannst ab übermorgen wieder einziehen", informierte er sie und schrieb schnell etwas nieder, bevor er seine ganze Aufmerksamkeit ihr widmete. „Das ist gut. Ich lasse den Vertrag aufsetzen. Bring sie dann einfach mit her, wenn sie da ist."

Sera nickte als Einverständnis und nippte an ihrem Kaffee. „Ich werde heute Abend meine Sachen packen. Oder schon einmal anfangen. Danke, dass du mir Asyl gegeben hast", versuchte sie zu scherzen. So, wie sie es immer getan hatte.

Astarot lachte. „Immer wieder gern. Es war sehr angenehm mit dir", meinte er und nahm noch einen Schluck Kaffee.

„Sienna ist sehr gespannt auf dich", bemerkte Sera trocken und dachte an das Gespräch. Ihre Schwester war völlig ausgeflippt und hatte sich gar nicht beruhigen können. „Sind die Dokumente fertig? Dann neh...", begann sie, unterbrach sich aber, als es an Astarots Bürotür klopfte und Belial hinein lugte.

Sera war sehr überrascht ihn hier zu sehen, doch auch Astarot wirkte überrascht. „Komm rein", meinte er und stellte seinen Kaffee ab.

Sie beobachtete, wie Belial ins Zimmer kam und die Tür hinter sich schloss. „Was machst du denn hier?", fragte sie ihn verwirrt. Mit ihm hatte sie seit einiger Zeit nur wenig Kontakt. In Mallorca hatte Sera mit keinem anderen geschrieben oder telefoniert. Dennoch reichte sein Anblick aus, um sie an den einen Abend zu erinnern.

„Ich suche einen Anwalt", meinte er mit einem schiefen Lächeln und Sera sah, wie Astarot eine Augenbraue hob.

„So? Schon wieder?", fragte er und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.

„Soll ich euch was holen?", fragte Sera und fühlte sich plötzlich unwohl. Warum sollte Belial einen Anwalt brauchen, wenn er selbst einer war? Das hörte sich merkwürdig an. Und was bedeutete schon wieder?

Sie wusste, dass ein Anwalt sich nicht selbst vor Gericht vertreten konnte, doch sie machte sich dennoch Sorgen.

„Ein Kaffee wäre gut", meinte Belial schief lächelnd.

Sera verschwand in der Küche und holte ihm das Gewünschte. Zusätzlich brachte sie Zucker und Milch, weil sie nicht wusste, was er genau wollte. Alles stellte sie vor Belial auf den Tisch und wollte sich dann taktvoll zurückziehen.

„Du kannst hier bleiben, damit du ein bisschen was lernst", schlug Astarot vor, als Sera zurückkehrte.

Überrascht hob sie eine Augenbraue, ließ sich jedoch auf dem Stuhl neben Belial nieder. Bisher war sie noch nie bei so etwas dabei gewesen und sie fragte sich, ob Astarot das mit Absicht tat. Schließlich hatte Sera eine hohe Meinung von Belial. Wollte er sein Image damit schaden, sodass sie sich nicht weiterhin mit ihm beschäftigte oder traf?

„Also", begann Astarot und beobachtete Belial, wie dieser einen Kaffee trank. „Hast du schon wieder Probleme mit einem Mitarbeiter oder ist es was ernstes?", fragte er direkt.

Belial zuckte die Schultern. „Mir wird Steuerhinterziehung vorgeworfen und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Geld, was dafür gedacht war, irgendwo abhanden gekommen ist."

Sera hörte zu, wie er erzählte und ihr wurde mulmig. Kam das wirklich vor? Um nichts zu sagen, biss sie sich auf die Lippen. Es klang jedenfalls sehr ernst und ihr war klar, dass es Belials Job kosten konnte, sollte er schuldig sein. Es würde keinen mehr geben, der ihn als Anwalt wollte. Deshalb hoffte sie sehr, dass Astarot ihm helfen konnte. Gleichzeitig fragte sie sich auch, was dieser mit den Mitarbeitern meinte.

„Du weißt, es ist nicht mein Fachgebiet", meinte Astarot. „Aber ich werde mich darauf kümmern. Es kann nicht schwieriger werden als deine Trennung."

„Trennung?", entfuhr es Sera ungläubig und sie entschuldigte sich gleich darauf. Es ging sie nichts an und sie war hier, um zu lernen. Es war nett, dass Astarot den Fall übernahm, obwohl es nicht in seinem Fachgebiet lag. Machte er das etwa öfter?

„Ich kümmer mich ab und an auch um Trennungen, Steuersachen oder andere Dinge, bei denen Freunde Hilfe brauchen", erklärte er Sera.

Das war interessant. „Verstehe", murmelte diese und schwieg daraufhin, um Belial zuzuhören, wie er sein Problem und seinen Verdacht schilderte.

„Ich werde mich umhören", erklärte Astarot. „Mach mir die Sachen fertig. Ich übernehm den Fall. Zwischendrin ist noch Platz.", sagte er, nachdem Belial fertig war. Es schien, als würden sie sich verstehen. Was wohl daran lag, dass Belial wusste, was wichtig war.

Das machte es für Astarot wohl einfach und es kostete ihn nicht zu viel Zeit.

Sera sah, wie erleichtert Belial war und freudig lächelte. Das wärmte ihr das Herz, denn ihrer Meinung nach sollte wirklich jedem geholfen werden. „Da du mir helfen wirst, wie wäre es, wenn wir heute Abend essen gehen?", fragte er an Astarot gewandt.

„Dazu sage ich definitiv nicht nein", meinte er und Belial wandte sich an Sera.

„Du darfst ebenfalls mitkommen, wenn du magst", bot er an.

Es war direkt eine Einladung, die Sera nicht ablehnen konnte. Zwar hatte sie vorgehabt, ihre Sachen zu packen, doch das konnte sie danach auch noch tun. „Gerne. Sollte Astarot nichts dagegen haben", erwiderte Sera lächelnd.

„Natürlich nicht", lachte ihr Chef. „Ich freue mich drüber."

Da er nichts dagegen hatte, wollte Sera von Belial wissen, an was für ein Restaurant er dachte. Dafür musste sie sich umziehen, denn in ihrem Bürooutfit ging sie sicherlich nicht.

„Ich melde mich heute Abend nochmal bei euch", erklärte dieser mit einem Lächeln.

„Dann mache ich mich extra hübsch, wenn ich nicht weiß, was du aussuchst. Ich will mich nicht blamieren", lachte Sera zwinkernd und stand auf. „Kann ich die Dokumente mitnehmen oder brauchst du mich noch, Astarot?", fragte sie ihren Chef.

Dieser machte eine Bewegung, die sie sehr gut kannte. Er entließ sie.

Was sie noch weiter besprachen, bekam sie daher nicht mehr mit. 

Ein teuflischer ChefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt