Supplierstunde

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Genervt sah ich auf meinen Stundenplan. Heute war wirklich ein schlechter Tag für mich. Nicht nur dass das Warmwasser in der Früh nicht funktioniert hatte und ich mich mit eiskaltem Wasser abgeben hatte müssen, nein, dann musste ich auch noch während meiner einzigen Freistunde heute in einer Klasse supplieren. Besser hätte es gar nicht mehr laufen können.

Obwohl ich erst dieses Jahr zu unterrichten angefangen hatte, hatte ich auch jetzt schon schlechte Tage, und an denen konnte mich nichts aufheitern. Nicht einmal der neue Lehramtstudent, der an dieser Schule die Pflichtunterrichtsstunden machte. Ich war zwar neu, aber es war beinahe unmöglich, ihn nicht zu sehen. Sein Name war Harry Styles, aber das war auch schon alles, was ich über ihn wusste und mit ihm geredet hatte ich auch noch nie. Woran das lag, wusste ich nicht genau, möglicherweise daran, dass wir beide neu waren, vielleicht aber auch einfach, weil ich Fremden gegenüber etwas schüchtern war.

Den Blick gesenkt machte ich mich auf den Weg zu der Klasse, in der ich supplieren sollte. Heute hatte ich echt keine Lust mehr zu tun, als ich eigentlich sollte. Das war natürlich nicht falsch zu verstehen - ich liebte meine Arbeit, sehr sogar, aber jeder hatte manchmal seine schlechten Tage. Und dieser war einer von meinen.

Ich atmete einmal tief durch bevor ich, fast zehn Minuten zu spät, die Tür zum Klassenzimmer öffnete. Langsam stieß ich sie auf und ging hinein, nur um abrupt stehen zu bleiben. Was . . . ? Ich war doch in der richtigen Klasse, oder etwa nicht?

Vorne, neben dem Lehrertisch stand ein großgewachsener junger Mann, den ich schnell als Harry Styles identifizieren konnte. Er schaute auf, als er die Türe aufgehen hörte und sah mich verwirrt an.

"Was machst du denn da?", fragte ich total verblüfft. Ich schloss die Tür hinter mir, einfach nur um etwas zu tun zu habe, und nicht die ganze Zeit in diese unglaublich grünen Augen schauen zu müssen. Mir war nie wirklich aufgefallen, wie grün seine Augen wirklich waren.

"Ahm, ich bin gefragt worden, ob ich die Supplierung hier übernehmen könnte, weil sie keinen Lehrer gefunden haben, der noch frei hätte.", erklärte er und seine Wangen nahmen einen unwiderstehlichen Rotton an. Ich nickte und konnte das kleine Lächeln, das sich auf meine Lippen stahl nicht verhindern. Was machte dieser Kerl nur? Da war ich gerade noch so schlecht drauf, dass ich mich am liebsten auf mein Bett werfen und mich unter den Decken begraben würde und jetzt muste ich lächeln?

"Achso, bei mir steht nämlich auf dem Supplierplan, dass ich hier unterrichten soll.", erwiderte ich. Ich hatte es geschafft - einen ganzen Satz ohne zu stottern oder rot zu werden.

Harry stand unsicher da und mir war klar, dass er nicht wirklich wusste, was er jetzt machen sollte. Er trat von einem Fuß auf den anderen und wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als ich ihn unterbrach.

"Ahm, du kannst ja hier bleiben. Ich meine du bist doch Lehramtstudent, also warum machen wir den Unterricht nicht zusammen?", fragte ich schnell. Zwei Fliegen mit einer Klappe - Harry hatte eine Wahl und musste nicht unwohl dastehen und überlegen, was er tun sollte und ich könnte mehr Zeit mit dem atemberaubenden jungen Mann verbringen. Mir war nie aufgefallen, wie schön er eigentlich war. Wahrscheinlich hatte ich nie richtig hingeschaut, aber jetzt als ich mit diesem unbeschreiblich gutaussehenden Gesicht konfrontiert war, blieb mir nichts anderes übrig, als mir einzugestehen, dass ich ihn vielleicht ein winzig kleines bisschen zu gern anschaute.

"Okay, sicher.", antwortete er leise und ich sah wie seine Mundwinkel leicht nach oben zuckten. Ich ging die letzten paar Schritt nach vorne zum Lehrertisch und legte den Ordner, den ich mit mir herumtragen musste, darauf ab.

"Also um was gehts gerade?", fragte ich. Ich war schon gespannt, was das für ein Unterricht werden würde.

"Eine Diskussion, ob es verantwortbar ist, abzutreiben.", erklärte Harry schnell, ich nickte und lehnte mich seitlich gegen den Tisch. Als wäre die Unterbrechung nie geschehen, begannen die Schüler zu diskutieren, Harry warf nur hier und da ein Wort ein und sorgte dafür, dass sie nicht zu laut oder unverschämt wurden.

Larry <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt