Besuch beim Weihnachtsmann

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70:

Doppelupdate! *___*

"Lou, ich will den Weihnachtsmann sehen!", rief meine kleine Schwester Daisy durch das Haus. Ich zuckte leicht zusammen - von wem hatte sie denn das laute Schreiorgan geerbt?

Frustriert fuhr ich mir mit den Fingern durch die Haare. Warum genau hatte ich meinen Schwestern noch mal versprochen, dass ich mit ihnen den Weihnachtsmann besuchen würde? (Wie jedes Jahr gab es auch heuer wieder eine dieser Veranstaltungen, bei denen sich ein freiwilliger Vollidiot in ein Weihnachtsmannkostüm zwängte und den Kindern, die zu ihm kamen, kleine Dinge schenkte.)

"Ja, Daisy, du wirst den Weihnachtsmann schon noch sehen!", antwortete ich genervt. Natürlich mochte ich meine Schwestern, aber manchmal waren sie wirklich nervig. Es war ja nicht so als hätte ich vorgehabt mein Versprechen zu brechen und Daisy wusste das. Ich hielt meine Versprechen immer, denn ich konnte es nicht ausstehen, wenn jemand anderes etwas sagte und dies dann nicht einhielt. Deshalb musste auch ich meine Versprechen halten.

"Können wir jetzt gehen?", fragte sie weiter nach und ich seufzte. Länger konnte ich es vermutlich auch nicht mehr aufschieben.

"Okay, aber-"

Lautes Gekreische unterbrach meinen Satz und ich bereute es beinahe sofort, zugestimmt zu haben. Vergeblich versuchte ich die aufgescheuchte Schar, bestehend aus meinen Schwestern Daisy, Phoebe und Fizzy, zu beruhigen. Lottie, die Älteste, hatte Gott sei Dank gesagt, dass sie etwas Besseres zu tun hatte, als den Weihnachtsmann zu besuchen.

"Zieht euch warm an!", sagte ich laut, um das Gequietsche zu übertönen. Beinahe sofort schlüpften die drei in ihre Winterjacken, Hauben und Handschuhe.

"Lou, hilf mir!", hörte ich Phoebe betteln. Meine Jacke noch einmal zur Seite legend, drehte ich mich zu ihr um und musste fast lachen. Das kleine Mädchen hatte den pinken Mantel völlig verdreht und versuchte irgendwie in die Ärmel zu schlüpfen. Mit ihren fünf Jahren konnte sie normalerweise problemlos ihre Kleidung anziehen, doch wenn sie aufgeregt war, vergaß sie schnell die einfachsten Dinge.

Grinsend ging ich zu ihr und kniete mich vor sie hin, so dass ich die Jacke entwirren und ihr beim Anziehen helfen konnte. Das war gar nicht so einfach, da das Mädchen die ganze Zeit herum zappelte und nicht still halten wollte. Meine Aufforderung ruhig zu bleiben, ignorierte Phoebe gefließentlich.

"Alle fertig?", fragte ich in die Runde und sah mich nach den anderen beiden um. Sie schienen Gott sei Dank nicht so ein großes Problem beim Anziehen gehabt zu haben, denn sie warteten schon ungeduldig bei der Tür. Also schnappte ich mir meine Jacke, wickelte den Schal um meinen Hals und steckte mir Handschuhe - nur für den Fall - ein.

Den Haustürschlüssel eingesteckt rief ich meiner Mutter, die gerade in der Küche arbeitete einen Abschiedsgruß nach und öffnete die Tür. Kalter Wind wehte mir entgegen, zerrte an meiner Kleidung und meinen Haaren. Feiner, weißer Schnee rieselte von Himmel herab und man konnte auf dem Boden schon eine dünne, aber beständige Schneedecke erkennen.

Das Jauchzen der Mädchen riss mich aus meinen Gedanken über die verschneiten Weihnachten und ich packte die übermütige Daisy am Arm, sodass sie nicht davon laufen konnte.

Plötzlich traf mich ein kalter Schneeball im Nacken. Ich zuckte zusammen und drehte mich ruckartig um. Fizzy stand lachend hinter mir und bückte sich um erneut Schnee aufzuheben. Innerlich fluchend über die Kälte und Nässe, die langsam meinen Oberkörper hinabtropfte, sammelte ich eilig einen Klumpen Schnee und warf ihn rachesüchtig nach ihr. Er traf perfekt auf ihre Haube, schmolz und lief dann ihr Gesicht entlang nach unten.

Als nun aber auch die anderen beiden anfingen, Schneebälle zu formen, suchte ich flink nach einer Ausrede.

"Stop, sonst kommen wir heute nicht mehr zum Weihnachtsmann.", rief ich und als wären es Zauberworte gewesen, ließen meine Schwestern die weißen Klumpen fallen und zerrten mich eilig weiter in Richtung Stadtplatz - zum Weihnachtsmann.

Larry <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt