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Das Schwert fest in der Hand ging Harry die Straße entlang. Er war ein Wächter. Seine Aufgabe war es, die Menschen vor Dämonen zu beschützen, koste es was es wolle.
Es war nicht unbedingt ein Traumberuf, aber Harry konnte sich nichts Besseres vorstellen als unschuldige Menschen zu beschützen. Er hasste es zwar jemandem weh zu tun, aber diese Dämonen waren kaltblütig und ermordeten jeden der ihnen in den Weg kam und deshalb hatte sich Harry der Sache mit Haut und Haaren verschrieben.
Er gehörte dem Bund der Wächter an, einer Gruppe von Menschen, die gemeinsam die Unschuldigen schützten und die Täter straften. Die Wächter gab es schon immer, doch nur kaum einer wusste von ihrer Existenz. Und das war auch gut so, denn wenn man als Wächter seinen Job machen wollte, brauchte man Ruhe und die konnte man nicht haben wenn ständig ein neugieriger Mensch um einen herumwatschelte.
Heute war Harry an der Reihe eine Runde durch die Stadt zu ziehen und notfalls sein Schwert zu benutzen. Er war eigentlich nicht der große Fan des Schwertkampfes, doch wenn es keine andere Möglichkeit gab die Menschen zu beschützen, würde er auch das Morden in Kauf nehmen. (Natürlich nur kaltblütige Killerdämonen, er könnte nie einer Menschenseele etwas antun.)
Die Dunkelheit umhüllte den Wald am Straßenrand und nur dank seinen guten Augen konnte Harry überhaupt etwas erkennen. Still schweigend konzentrierte er sich auf seine Umgebung und lenkte seine Schritte auf einen kleinen Waldweg. Dämonen hatten die Angewohnheit sich dort aufzuhalten, wo kaum jemand war und man sie nicht allzu schnell finden konnte.
Leise summte Harry die Melodie seines Lieblingslieds und versuchte sich wie ein ganz normaler Mensch zu verhalten.
Etwas raschelte und Harry drehte sich blitzartig in die Richtung. Er konnte gerade noch einen kleinen, schwarzen Schatten zwischen den Bäumen vorbei hüpfen sehen.
Wahrscheinlich ein Eichhörnchen.
Beruhigt ging Harry weiter und hielt das Schwert dabei eng am Körper, so dass es nur auffiel, wenn man genau hinschauen würde.
Heute war eine ruhige Nacht und Harry war dankbar dafür.
Die Bäume wurden immer dichter, die Abstände kleiner und mit jedem Schritt wurde es dunkler. Inzwischen hatte Harry das Summen auch wieder aufgegeben und versuchte angestrengt durch die Dunkelheit nichts zu übersehen.
Auf einmal ertönte ein schriller Schrei, der durch die Bäume gedämpft wurde und wenn Harry nicht schon im Eald gewesen wäre, hätte er ihn wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. Er beschleunigte seine Schritte und rannte in Richtung des Schreis. Nur knapp wich Harry den Bäumen aus, mit dem Ziel möglichst schnell zu helfen.
Etwas bewegte sich vor ihm und Harry wurde langsamer, schlich leise auf die Kreatur zu. Das Wesen stand mit dem Rücken zu ihm und als Harry daran vorbei spähte, erblickte er einen jungen Mann mit weit aufgerissenen Augen, die Angst deutlich zu sehen.
Mehr als jemals zuvor verspürte Harry den Drang dem Menschen zu helfen. Er musste verhindern, dass ihm etwas passierte.
Vorsichtig hob Harry das Schwert an und näherte sich dem großen, überirdisch hässlichem Dämon. Kurz bevor er ihn erwischen konnte, knackste jedoch ein Ast unter seinem Fuß und das Wesen fuhr herum. Jetzt musste es schnell gehen.
Noch bevor die Kreatur etwas tun konnte, schlug Harry mit dem Schwert nach ihr. Das Metall grub sich mit einem Ächzen durch die lederartige Haut an den Knien des Monsters und brachte es zu Fall.
Harry griff eilig in seine Tasche und fischte einen metallenen Stern heraus. Der Stern war ein heiliges Symbol und Metall war das Einzige, dass einen Dämon endgültig aus dieser Welt befördern konnte. Bevor die Kreatur sich aufrappeln konnte, drückte Harry ihr den Stern auf die Schulter. Je näher beim Herzen, desto besser und schneller ging es, aber die Schulter tat es auch.
