Printed Love

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60:

Ein Läuten an der Tür ließ mich erschrocken zusammen zucken und ich verschüttete einen Teil meines Kaffees auf dem Tisch. So ein Mist, wann war ich nur so schreckhaft geworden? Grummelnd stand ich auf und ging zur Tür, die ich dann schnell öffnete. Den Kaffee konnte ich nachher noch wegwischen.

Vor der Tür lehnte ein Postbote an der Wand. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen und stand wie erstarrt von seinem Anblick da. Wer hatte es Postboten überhaupt erlaubt, so unglaublich attraktiv zu sein?

Der junge Mann, der vor mir lehnte, konnte nicht viel älter als ich sein und er schien sich seiner Anziehungskraft durchaus bewusst zu sein, da er mich schelmisch angrinste, als ich kein Wort herausbrachte. Entschlossen schüttelte ich meinen Kopf und versuchte wieder klar zu denken. Dann schaute ich ihn fragend an und er reichte mir ein kleines Päckchen.

"Das hat jemand für dich abgegeben.", begann er zu reden und als ich seine Stimme hörte, schmolz ich nur so dahin. Wer hatte ihm denn die Erlaubnis gegeben so eine melodiöse, kräftige und wunderschöne Stimme zu haben? Wollte er mich foltern?

Erst nach ein paar langen Sekunden begriff ich, was er gesagt hatte und nahm das Päckchen entgegen. Dabei versuchte ich vorsichtig, nicht seine Hand zu erwischen - wenn ich mich schon bei seiner Stimme und seinem Aussehen so machtlos fühlte, dann wollte ich es nicht aufs Spiel setzen, wie ich mich bei einer Berührung anstellen würde. (Naja, irgendwie wollte ich schon, dass dieser fremde, junge Mann mich berührte, aber das tat hier nichts zur Sache.)

"Danke," murmelte ich und schaute auf den Boden. Ich war mir ziemlich sicher, dass meine Wangen eine etwas rötliche Färbung angenommen hatten und deshalb wollte ich schon gar nicht, dass der Postbote mich sehen konnte. Er würde mich ja doch nur für einen Freak halten - ich meine, welcher Volltrottel reagiert bitte so, wenn er jemanden zum ersten Mal sieht? Genau, nur ein totaler Volltrottel, also jemand wie ich.

Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber es schien eine Ewigkeit gewesen zu sein, als ich wieder aufschaute. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass der junge Mann schon verschwunden sein würde und umso erstaunter war ich, als er noch immer da stand, schön wie eh und je. Er musterte mich genau und ich fühlte mich, als ob sein Blick durch mich hindurch schauen konnte, als ob er in mein Innerstes sehen konnte und darin alles durcheinanderwirbelte. Ich fühlte mich, als ob sein Blick sich in meine Seele bohrte und mich völlig erforschte, als würde es keine Geheimnisse geben. Und so erschreckend es sich auch anfühlte, es war auch irgendwie gut. Es tat wohl, los zu lassen, sich nicht darum zu kümmern, was man machen musste, wie man sich für andere Leute verstellen sollte. Es war ein wunderschönes und intimes Gefühl, zu wissen, dass da jemand war, der auf einen aufpasste, der einen besser kannte als jeder Andere. (Und ich hatte keine Ahnung, warum ich mich so fühlte, aber es war einfach da.)

"Bitte," grinste der Postbote und wie wenn er meine Gedanken gelesen hätte, strich er mit seinen Fingern über meine Hand, als er das Päckchen losließ. Es war, als ob ich in eine Steckdose gegriffen hätte, so schoss dieses einzigartige Gefühl durch mich hindurch. Seine weichen Fingerspitzen auf meiner Haut zu spüren, war einfach unglaublich und es ließ mich noch mehr wollend zurück. Wenn sich eine so kleine Berührung schon so wahnsinnig gut anfühlte, wie wäre es dann, wenn er seine Fingern sanft über meinen ganzen Körper wandern lassen würde? Wenn er nicht nur mit seinen Fingern über meinen Körper strich, sondern auch noch seine Lippen über meine Haut gleiten ließ?

Völlig verwirrt von meinen Gedanken und dieser verdammten Hitze, die in meine Wangen gestiegen war, ging ich schnell einen Schritt zurück, so dass ich wieder in der Sicherheit meines Hauses war.

Dann schaute ich noch einmal auf und meine Augen blieben wie gefangen an seinen hängen. Dieses unglaubliche Blau. Sie schienen zu funkeln und ich konnte in ihnen das schelmische Grinsen erkennen, das er mir zuwarf. Mit einem Mal waren alle Gedanken an einen Rückzug verschwunden und ich war nur mehr froh, dass ich nicht begann, irgendwelche komischen Sachen zu erzählen, wie zum Beispiel, dass seine Augen so wunderschön waren.

Larry <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt