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The Butterfly Project:
1. When you feel like you want to cut, take a marker or pen and draw a butterfly wherever the self-harm occurs.
2. Name the butterfly after a loved one, or someone who really wants you to get better.
3. No scrubbing the butterfly off.
4. If you cut before the butterfly is gone, it dies. If you don't cut, it lives.
5. Another person may draw them on you. These butterflies are extra special, take good care of them.
6. Even if you don't cut, feel free to draw a butterfly anyways, to show your support.
(aus: butterfly-project.tumblr.com)
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Ich habe immer gelebt. Es war normal, richtig. Es war selbstverständlich, einfach zu leben. Meine Freunde haben mitgelebt. Es war das Logischste, was man machen konnte - leben. Dazu war man doch auf der Welt, oder etwa nicht?
Zumindest so lange, bis sich alles verändert hatte.
Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht einmal genau, was sich verändert hat. Es war kein großartiges Ereignis, das Veränderungen mit sich gebracht hat - nein, es ist einfach passiert. Zuerst war ich immer öfter alleine zuhause in meinem Zimmer, anstatt mit meinen Freunden etwa zu unternehmen. Irgendwann fragten sie nicht mehr nach, ob ich mitkommen wollte und es machte sich niemand mehr die Mühe auf mich zu zu gehen. Dann wurde ich in der Schule immer weiter ausgegrenzt. Ich hatte es mir abgewöhnt, laut zu sein, auffällige Sachen zu tragen. Unsichtbar klang damals sehr verführerisch.
Ich wusste nicht einmal, warum unsichtbar sein so einen großen Reiz mit sich trug. Aber im Nachhinein war es wahrscheinlich einer der größten Fehler, den ich jemals in meinem Leben gemacht hatte.
Langsam, aber stetig vereinsamte ich immer weiter, doch ich konnte mir nicht helfen. Die Leute aus der Schule fingen an über mich zu reden, zuerst hinter meinem Rücken, so dass ich es nicht mitbekam, doch irgendwann versteckten sie es nicht einmal. Meine ehemaligen Freunde wandten sich von mir ab und schlossen mich aus. Erzählten Geheimnisse weiter, Dinge die ich ihnen anvertraut hatte, sie niemals laut auszusprechen. Der Tod meines Vaters; das eine Mal als ich zu viel Alkohol getrunken hatte, nicht mehr nach Hause gefunden hatte und stattdessen in irgendeinem Hauseingang geschlafen hatte. Der Tag in der Grundschule als ich wegen einer Drei auf der Mathe-Schularbeit beinahe geweint hätte.
Sie riefen mir Namen nach. Angefangen mit Spinner, Heulsuse und Freak steigerten sie sich bis zu Ausdrücken wie Arschloch oder Wichser (anscheinend hatte ich auch mit mehreren Lehrern geschlafen, um meine guten Noten zu erreichen). Und wenn ich auch so tat als wäre es mir gleichgültig, konnte ich es doch nicht verdrängen.
Nein, es war nicht so, als würden sie mich physisch verletzen. Niemand prügelte auf mich ein oder stellte mir den Fuß in den Weg, so dass ich darüber fiel. Aber es war schlimm genug, dass sie mich völlig ausgrenzten und immer wieder beleidigten. Für mich schien es tatsächlich schlimmer zu sein, als wenn mir jemand körperlich wehtun würde.