29:
Heute war es so weit. Der beste Tag meines Lebens war gekommen.
Harry und ich heirateten.
Endlich.
Seit Monaten freute ich mich schon auf diesen Tag und ich wollte, dass er einfach perfekt wurde. Immerhin war es unser Tag.
Aufgeregt verlagerte ich mein Gewicht immer von einem Fuß auf den anderen und schaute meiner Mum Jay im Spiegel zu, wie sie meine Haare richtete. Obwohl ich das eigentlich von einem Friseur machen lassen wollte, hatte sie sich nicht davon abbringen lassen und ehrlich gesagt war ich jetzt froh darüber. Ich wüsste nicht, wann ich zum Friseur gehen hätte sollen, da ich einfach keine Zeit dazu hatte.
"Mum, bist du endlich fertig?", fragte ich ungeduldig und sie musste leise lachen. "Ja, ich bins sofort.", erwiderte sie und ich atmete erleichtert aus.
Ein lauter Knall ließ mich zusammen zucken und unabsichtlich riss meine Mutter an meinen Haaren. Zischend zog ich die Luft durch die Zähne ein und Jay entschuldigte sich immer wieder.
Die Tür zu meinem Zimmer wurde aufgerissen und meine Schwester Daisy kam mit Tränen in den Augen hereingestürmt. Besorgt kniete ich mich vor ihr nieder und nahm sie in den Arm.
"Was ist denn los?", fragte ich sie leise, während ich ihr sanft über den Rücken strich. Immer mehr Tränen liefen über ihre Wangen und erst ganz langsam konnte sie sich wieder beruhigen.
"Es tut mir so Leid.", schluchzte sie.
"Was ist denn los, Sweetie?", fragte ich nach. Ich konnte mir nicht vorstellen, was so schlimmes passiert sein könnte, dass Daisy so weinen musste.
"W-wir haben nicht aufg-gep-passt und dann ist der Ball gegen die Fenstersch-scheibe geflogen.", sagte sie leise, Tränen noch immer in den Augenwinkeln. Seufzend drückte ich sie fester und flüsterte ihr ins Ohr: "Ist nicht so schlimm, Daisy. Das kann passieren."
Trotzdem schien sie sich nicht beruhigen zu können und dann redete sie leise weiter. "Das Glas ist zerbrochen und die Splitter sind überall hingeflogen und haben Kratzer in deine Schuhe gemacht.", murmelte sie, das Gesicht an meiner Schulter versteckt.
Tief sog ich die Luft ein und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. Das konnte nicht wirklich heute passieren. Der heutige Tag sollte perfekt werden, es durfte nichts schief gehen und dann das.
"Ist ok.", murmelte ich schwach und lächelte sie zaghaft an. Daisy schien zu spüren, dass es mir ziemlich zu schaffen machte, denn sie fasste sich und versprach mir ganz fest: "Ich werd mich heute auch ganz gut benehmen. Es tut mir so leid, dass deine Schuhe zerkratzt sind, aber ich werde dir heute den ganzen Tag helfen. Was auch immer du brauchst."
Ein ehrliches Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. "Danke Daisy."
Meine Mutter hatte die ganze Szene nur beobachtet ohne ein Wort zu sagen und als ich nun zu ihr schaute, lächelte auch sie, als wollte sie mir sagen, ich bin stolz auf dich. Ich erwiderte das Lächeln und gab Daisy einen Klapps auf den Rücken und schob sie zur Tür.
"Na los, geh und hilf deinen Schwestern ein bisschen.", bat ich sie und binnen Sekunden war sie schon aus dem Raum gerauscht.
Dann richtete ich mich wieder auf und Jay begann einfach erneut meine Haare zu richten. Ich konnte ihr ansehen, dass sie froh war darüber, wie ich reagiert hatte.
Nach weiteren fünf Minuten war sie endlich fertig und ich zog meine dunkelblaue Anzughose und ein weißes Hemd an. Die Jacke ließ ich über meinen Arm hängen und ging dann aus dem Zimmer. Ich eilte die Treppen hinunter und wäre fast ausgerutscht, konnte mich jedoch im letzten Augenblick noch am Geländer festhalten.