2 Der Alptraum

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Langsam öffne ich meine Augen, schließe sie allerdings sofort wieder als mir das grelle Licht entgegen strömt. Um mich herum piept es und mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Augenblick platzen.

,,Katy, hey. Du bist endlich wach. Wie fühlst du dich?" höre ich die Stimme meiner besten Freundin, die mich letztlich dazu bringt, meine Augen doch wieder vorsichtig zu öffnen.

,,Aida" sage ich, doch meine Stimme hört sich eher an wie ein krächzen. Dankend nehme ich das Glas Wasser entgegen, welches sie mir hinhält, und trinke ein paar Schlucke. 

,,Wo bin ich" frage ich mit einem räuspern.

,,Im Krankenhaus. Du wurdest niedergeschlagen und hast eine leichte Gehirnerschütterung. Erinnerst du dich noch an was?" 

Ich denke an den gestrigen Abend zurück. An das Verhör, Leandros Sticheleien, die fremden Männer... Die fremden Männer!

,,Oh mein Gott, Aida! Ich hatte Leandro Martinez verhört und dann kamen diese Männer! Ich habe ihre Dienstmarken gesehen und da dachte ich sie wären Kollegen. Die Wache ist groß, dass weißt du und ich bin noch nicht so lange dort, da kenne ich nicht alle Gesichter. Ich wusste doch nicht, dass... das sie..." ein schluchzen unterbricht meinen Satz. Wieso passiert das ausgerechnet mir? Ich wollte alles richtig machen in diesem Job und hatte nur eine Aufgabe. Und was wird jetzt aus Jamila? Nur meinetwegen ist Martinez geflohen und die kleine wird womöglich sterben. Ich bin schuld.

,,Hey süße, beruhig dich! Alles wird gut" versucht mich Aida zu trösten ,,Sie werden ihn schon wieder kriegen und das Mädchen befreien" 

,,Du hast recht" gebe ich zu.

,,Siehst du, alles wird gut" 

,,Ich muss sofort los und dafür sorgen, dass er so schnell wie möglich wieder hinter Gittern landet!" mit entschlossener Miene schlage ich die Bettdecke zurück und stehe auf. Muss mich allerdings stützen, da mir augenblicklich schwindelig wird und kleine punkte vor meinen Augen zu tanzen beginnen.

,,Warte was?! So war das nicht gemeint" meldet sich Aida und hält dabei meinen Arm. ,,Du legst dich sofort wieder hin. Die Ärzte haben dich noch nicht entlassen, also komm"

,,Aber.. Jamila" versuche ich mich zu rechtfertigen, doch Aida lässt wie immer nicht mit sich diskutieren. 

,,Vergiss es! Du musst dich ausruhen. Außerdem hast du genug Kollegen, die den Fall übernehmen" 

Mit einem langen seufzen krieche ich zurück ins Bett. Innerlich weiß ich das Aida recht hat, aber ich fühle mich schuldig und wenn ich hier einfach nur rumliege und nichts tue macht es die Sache auch nicht besser.

,,Glaub mir, es ist besser so" fügt sie noch hinzu. Genervt stöhne ich auf. Ich liebe Aida wirklich, aber manchmal führt sie sich auf, als wäre sie meine Mutter.

Das klopfen meiner Tür holt mich aus meinen Gedanken und eine Krankenschwester kommt herein.

,,Also Miss Rodriguez, heute Nacht würden wir Sie gerne noch hier behalten, morgen früh könnten Sie dann aber wieder nachhause, sollten sich keine Auffälligkeiten mehr bei Ihnen ergeben" erklärt sie mir, woraufhin ich sie dankend anlächele.

,,Vielen Dank" Morgen früh kann ich wieder nachhause und die ganze Sache wird sich hoffentlich bald wieder zum besseren wenden.

,,Jetzt schlafen Sie aber noch ein wenig und ruhen sich aus. Das ist das beste für ihren Kopf"

,,Ich schätze mal, dass ist mein Stichwort zu gehen" meldet sich Aida zu Wort ,,Also Katy, ruh dich aus und tu nichts, was ich nicht auch tun würde, verstanden?" 

,,Dann kann ich mich ja direkt in eine Nonne verwandeln" scherze ich, woraufhin Aida mich wütend anfunkelt. Aida ist die Art von Mädchen, die noch an die große liebe glaubt. Mit ihren 20 Jahren, ist sie das Küken in unserer Freundesgruppe und hatte noch nie eine Beziehung zu einem Mann. Jedoch sollte ich eigentlich gar nichts sagen, denn ich bin selbst nicht besser. Ich hatte zwar schon eine Beziehung, die auch stolze 3 Jahre hielt, jedoch eine Fernbeziehung. Wie oft wir uns in dieser Zeit gesehen haben? Richtig. Ganze 2 mal. Und bei beiden Malen habe ich mich nicht bereit dazu gefühlt, weiter als bloß küssen zu gehen. Ich wollte mir mein erstes Mal für einen besonderen Moment aufheben. Schwierig nur, wenn dein Partner am anderen Ende der Welt wohnt... 

,,Ha ha, wie witzig, du bist genauso Prüde. Jetzt schlaf" gibt sie bissig von sich, jedoch sehe ich das leichte Grinsen in ihrer Miene.

,,Bis morgen" rufe ich ihr noch hinterher, ehe sie die Tür schließt und ich von Ruhe umgeben werde. Ich schließe meine Augen und es dauert nicht lange, bis mich die Dunkelheit in den Schlaf zieht.

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,,Katrina..." vernehme ich ein raues flüstern, doch ich halte meine Augen geschlossen. 

Wieder ein Flüstern.

,,Du willst wissen, wo die kleine ist, richtig? Sie ist Tot, Katy. Du brauchst nicht mehr nach ihr zu suchen. Es ist zu spät" Pause ,,Ich hab sie getötet und die Leiche wird niemals jemand finden, nicht einmal ihre Einzelteile".

Ich kneife meine Augen zusammen und wälze mich unruhig auf die Seite, bis ich eine leichte Berührung am Arm spüre. Augenblicklich reiße ich meine Augen auf und weiche zurück als ich die Umrisse einer schwarzen Gestalt an meinem Bett erkennen kann. 

Ich drehe mich um und taste ungeduldig nach dem Lichtschalter. Sekunden verstreichen und endlich finde ich ihn. Der Raum erhellt sich und ich drehe mich schnell wieder zu der anderen Seite, doch niemand ist an meinem Bett. Mein Blick schweift durchs Zimmer, doch ich bin allein.

Gestresst raufe ich mir die Haare. Mein Körper ist voller Adrenalin und mein Herz klopft so laut und schnell, als würde es mir jede Sekunde aus der Brust springen.

,,Verdammt" flüstere ich. Es war nur ein Traum. Die ganze Sache beschäftigt mich so sehr das ich Leandro jetzt auch schon in meinen Träumen sehe. Langsam werde ich verrückt.


Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt