48 Lügen

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,,Miguel... Woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann?" Ich spreche die Frage zögerlich aus. Ich möchte ihn nicht vor den Kopf stoßen oder ähnliches, allerdings hat mir meine Menschenkenntnis jetzt des Öfteren bewiesen, dass ich nicht jedem trauen kann, der mir nett rüber kommt. Und wenn ich ihn mir so ansehe, mit seiner dunkelblauen Cap und der Sonnenbrille, welche sein Gesicht größtenteils verdecken, dann kann ich mein Misstrauen einfach nicht verbergen. 

Er sieht mich kurz von der Seite aus an, lenkt dann plötzlich scharf ein und ich bin kurz davor auf zu quieken.

,,Verdammt was soll das?!"

,,Ich werde dir beweisen, dass du mir vertrauen kannst"

,,In dem du uns umbringst?" wir fahren in die entgegengesetzte Richtung wie eben weiter und ich bete nur, dass Lucia durch dieses riskante Umkehr Manöver, nicht schlecht geworden ist.

,,Wohin fahren wir?" frage ich nach einer Weile, da Miguel nichts mehr gesagt hat.

,,Du wirst es sehen" Er konzentriert sich auf die Straßen, schaut dabei allerdings ständig in den Rückspiegel, als hätte er Angst verfolgt zu werden. Kein Wunder, mir geht es nicht anders. Wie Leandro wohl reagiert, wenn er erfährt das ich einen Tag vor der Hochzeit abgehauen bin? 

Es dauert keine 20 Minuten und die Straßen, die wir entlang fahren werden mir immer bekannter. Schließlich halten wir an und mein Herz schlägt augenblicklich ein paar Takte schneller.

,,Miguel...." flüstere ich mit Blick auf die Polizei Wache vor mir. Er hat uns tatsächlich zu meiner Dienststelle gefahren.

,,Das ist mein Beweis, dass du mir vertrauen kannst. Ich weiß nicht was in den letzten Tagen alles passiert ist, Katrina. Aber ich habe dich gesucht. Und ich habe dich gefunden. Jetzt tu das richtige und wenn du willst, dann... dann bleiben wir in Kontakt und du kannst dich bei mir melden, wenn du was brauchst" Noch immer perplex nicke ich zum Einverständnis und Miguel schreibt mir seine Nummer auf einen kleinen Zettel, den ich schnell einstecke. 

,,Alles in Ordnung?" frage ich Lucia als wir ausgestiegen sind und auf den Eingang zu laufen. Sie hat die ganze Fahrt über kein Wort gesprochen.

,,Ja... Ich bin bloß schrecklich nervös... ich... ich war 10 Jahre verschwunden" Ihre Stimme wird bei jedem Wort leiser und ich spüre immer mehr wie schwer das ganze eigentlich für sie ist. Leandro hatte ihr einen Psychologen besorgt und sie hatte die letzten Tage täglich mit ihm gesprochen. Sie wirkte immer so aufgeweckt. Positiv. So als würde ihr all das wahnsinnig leicht fallen. Doch in Wahrheit ist es bloß eine Maske. Sie ist nicht so stark, wie sie tut. Und es tut mir unfassbar weh das mit anzusehen.

,,Hey" ich tätschele sanft ihren Arm ,,Alles wird gut. Ich bin da"

Nach all der Zeit betrete ich endlich wieder ein Stück Normalität. So oft hatte ich geglaubt sterben zu müssen, doch jetzt stehe ich tatsächlich wieder in der Polizei Station. In Sicherheit. In Freiheit.

,,Ka-.... Katrina?" Mateos verblüffte Stimme erklingt hinter mir und ich drehe mich zu ihm um. Da steht er. Regungslos umgeben von einer Menge Papiere, die ihm allesamt aus den Händen gefallen sind. Er starrt mich einfach nur an. Öffnet seinen Mund, schließt ihn wieder und bleibt still. 

Ich möchte etwas sagen, doch auch ich kann keinen Satz zusammenfassen, stattdessen laufen mir bloß die Tränen die Wangen runter und ich gebe einen erstickten Schluchzer von mir. Das scheint ihn aus seiner Starre zu entreißen, denn er kommt auf mich zu und drückt mich fest an sich. Nimmt mich einfach nur in den Arm und gibt mir dass, was ich nach all der Zeit so sehr gebraucht habe. Geborgenheit.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt