56 Zeit

9.5K 284 19
                                    




2 Wochen später

,,Katy, sieh dir das an! Ich habe meinen eigenen Marshmallow Fluff hergestellt" Lucia wedelt freudig mit dem Schneebesen vor meiner Nase herum, an dem ein weißer Schaum klebt.

,,Ich hoffe für dich in den Eiern waren keine Salmonellen" Ich schiebe lachend ihre Hand wieder Richtung Rührschüssel, bevor noch etwas auf den Boden geht. Mom würde uns umbringen. Ich betrachte sie noch einen Moment, wie sie sich eine Scheibe Toast nimmt und eine dicke Schicht von ihrem Fluff und ein wenig Erdnussbutter darauf schmiert. Na lecker... *Ironie*

Seit der Schwangerschaft bin ich in Sachen essen ziemlich wählerisch geworden. Von den meisten Sachen muss ich mich übergeben, ganz besonders von solchen Unmengen an süßem. Ich habe mehr das Verlangen nach salzigen Sachen. Chips in etwa. Deuten die Heißhungerattacken nach süß oder salzigem schon auf ein mögliches Geschlecht des Babys hin? Es wäre interessant zu wissen. Noch ist es zu früh, um es auf dem Ultraschall erkennen zu können, aber all zu lange dauert es auch nicht mehr und ich bin mehr als aufgeregt.

Vor genau zwei Wochen hat Leandro mich gehen lassen. Endgültig gehen lassen. Es ist vorbei. Oder es könnte es sein, wenn ich nicht ständig an ihn denken müsste. Er hat mir zum ersten Mal etwas über seine Vergangenheit erzählt. Hat sich mir von seiner verletzlichen Seite gezeigt und sich entschuldigt. Er hat mir gesagt, er empfindet auch etwas für mich. Ich kann nicht zu 100% sagen, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen, aber ich möchte glauben, dass es so war. So, so sehr.

Am Morgen nach der Offenbarung, habe ich dann das einzig richtige getan. Ich habe ein paar Sachen gepackt und mir ein Taxi gerufen. Jetzt bin ich seit 2 Wochen bei meinen Eltern und ich bin sehr dankbar, dass Leandro mich hat wirklich gehen lassen. Ich hatte jetzt intensiv die Zeit dafür, über alles nachzudenken. Konnte mich von dem Stress erholen und mir klar darüber werden, was in Zukunft passieren soll.

1. Ich werde das Kind behalten

2. Ich werde mich mit Leandro treffen. Morgen Nachmittag

Obwohl es erst 2 Wochen her ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, bin ich wahnsinnig aufgeregt. Ich habe keine Angst davor, dass er mir oder dem Baby irgendetwas tun könnte, es ist einfach nur die Aufregung vor einem Date. Nur das es kein Date ist. Nein, kein Date. Bloß ein Treffen, um zu klären wie es weitergehen soll. Er ist schließlich der Vater des Kindes und ganz gleich was zwischen uns wird, er hat ein Recht darauf sein Kind zu sehen.

Das Klopfen der Haustür reißt mich aus meinen Gedanken und ich laufe schnell darauf zu, um sie zu öffnen.

,,Miguel, hey" begrüße ich ihn mit einer Umarmung, die er freudig erwidert. Wir gehen zusammen in die Küche, wo Lucia noch immer dabei ist, sich weitere Erdnuss-fluff Toasts zu schmieren und ich könnte schwören sie hat kurz in ihrer Bewegung inne gehalten, als Miguel reinkam.

Er stellt sich wie selbstverständlich neben sie an die Theke und wir beginnen eine kleine Unterhaltung, wie es uns so geht. Blöd nur, dass ich mich dabei kaum konzentrieren kann, weil sich seine Hand verdächtig nah an Lucias Oberschenkel befindet. Miguel kommt in letzter Zeit ständig her. Er tut zwar so, als würde er sich Sorgen um mich machen und nur nach mir sehen wollen, aber ich bin mir zunehmend sicherer, dass nicht ich der Grund für seine täglichen Besuche bin.

,,Also...Katrina, wie geht es dir?" fragt er mich nach einer Weile mit Blick auf meinen Bauch. Ich streiche augenblicklich mit der Hand darüber und beginne leicht zu lächeln. Es ist schon verrückt sich vorzustellen, dass da gerade ein kleines Wesen heranwächst.

,,Bis auf die Übelkeit ist alles in Ordnung" Miguel weiß neben Aida und Lucia als einziger Bescheid. Meinen Eltern habe ich es noch nicht gesagt und ich weiß beim besten Willen auch nicht wie.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt