11 Falsche Nettigkeit?

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Wenn man in einem kleinen Keller an einen Stuhl gefesselt sitzt, scheint die Zeit viel langsamer zu vergehen.

Minuten fühlen sich an wie Stunden. Stunden fühlen sich an wie Tage. Und Tage fühlen sich an wie Wochen.

Langsam beginne ich die Hoffnung aufzugeben. Ich meine wie lange kann es denn dauern mich zu finden? Oder suchen sie mich erst gar nicht? Okay nein, das kann nicht sein. Sie MÜSSEN nach mir suchen, das ist ihre Pflicht. Die Pflicht der Polizei. Außerdem würde mich Mateo niemals im Stich lassen.

Ein lautes grummeln unterbricht meine Gedankengänge. Wenn ich nicht bald etwas zu essen bekomme, werde ich wahrscheinlich verhungern. Leandro hat mir bestimmt seit 2 Tagen kein Essen mehr gebracht, oder wie lang auch immer ich schon hier unten bin.

Vielleicht sollte ich jetzt endlich das tun, wonach mir schon die ganze Zeit zumute ist. Weinen. Ich beginne über meine Gedanken zu lachen. Ich habe das Gefühl ich bin, seit ich hier bin, zu einem Wrack geworden, was nur darauf wartet noch mehr zerstört zu werden. Mein Lachen verwandelt sich schnell in ein leises schluchzen und meine Tränen bahnen sich ihren Weg, meine Wangen hinunter.

,,Tztztz, wer weint denn da?" Ertönt es in Kombi mit einem gemeinem, rauen lachen. Ich hebe meinen Kopf zur Tür. Und tatsächlich. Leandro steht angelehnt an den Türrahmen und grinst mich einfach nur boshaft an. So ein Teufel.

,,Hab ich dich etwa schon gebrochen? So schnell?" Dieser selbstgefällige Ton geht mir so dermaßen gegen den Strich. Sobald ich hier rauskomme, werde ich diesen provozierenden Arsch höchst persönlich in den Knast stecken.

,,Träum nur" gebe ich bissig von mir und mache Anstalten mir die Tränen wegzuwischen. Doch die Seile halten meine Hände davon ab. Tja, das hätte ich fast vergessen. Von Leandro kommt wieder ein raues lachen und ich kann nicht anders als ihn wütend anzufunkeln. Ich weiß nicht, was man sonst in einer Situation tun könnte, in der man sich so wahnsinnig hilflos fühlt.

,,Nagut, dann will ich mal nicht so sein" Er kommt auf mich zu gelaufen und beginnt tatsächlich mich von den Fesseln zu befreien.

,,Was tust du da?" frage ich zur Sicherheit noch einmal verwundert nach.

,,Ich löse deine Fesseln" bestätigt er.

,,Aber wieso?" hauche ich. Er hebt seinen Kopf und schaut mir direkt in die Augen, wobei mir sein Gesicht so nah ist, dass sich unsere Nasenspitzen fast berühren. Ich kann nicht anders, als die Luft anzuhalten. Wenn er mir so nah ist, werde ich nervös.

,,Willst du lieber noch etwas länger hier unten bleiben, Darling?" fragt er in einem leisen, rauen Ton. Da ich kein Wort herausbekomme, schüttele ich bloß leicht den Kopf, was ihn wieder zum Grinsen bringt. Idiot.

Er beginnt wieder die Seile zu lösen, wobei seine Finger meinen Arm streifen, was mir Augenblicklich eine Gänsehaut beschafft. Hier drinnen muss es wohl einfach kalt geworden sein, auch wenn mein Körper innerlich zu glühen scheint...

,,So, na dann komm" ruft er aus, als die Seile gelöst sind. Da ich auf keinen Fall noch eine Sekunde länger hier verbringen möchte, versuche ich schnell aufzustehen, doch durch das viele sitzen, sind meine Beine wie Wackelpudding.

Bevor ich wieder zurück auf den Stuhl plumpse, werde ich von einer festen Hand umschlungen. Nicht irgendeiner Hand. Leandros Hand. Augenblicklich hebt er mich auf seine Arme und beginnt mich aus dem Keller zu tragen.

,,Nimm deine Finger von mir du Arschloch" schreie ich ihn böse an. Die Tatsache, dass es sich auf seinem Arm weniger schlecht anfühlt als gedacht, ignoriere ich. Leandro Martinez ist gefährlich. Er ist ein Mörder, ein Dieb, ein Drogendealer und ein riesen Arschloch. Einfach ein Monster. Und daran wird auch die Gänsehaut auf meinem Körper nichts ändern.


Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt