57 Wiedersehen

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Am nächsten Tag beginne ich früh, mich fertig zu machen. Miguel habe ich den ganzen Morgen noch nicht zu Gesicht bekommen. Jetzt ist es Mittag und ich bin mir sicher, er ist schon nachhause, um einem Gespräch mit mir möglichst aus dem Weg zu gehen. Verständlich. Auch Lucia hat sich mir heute noch nicht wirklich gezeigt. Ich habe sie kurz in der Küche gesehen, als sie sich einen Kaffee geholt hat, aber sie ist genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen ist. Wahrscheinlich hat Miguel ihr von unserer Begegnung gestern erzählt...

Egal. Ich wende mich wieder meinem Spiegelbild zu. Ich sehe anders aus als sonst, besser. Seit langem habe ich mich mal wieder richtig geschminkt und mir Mühe gegeben. ich bin kein Profi, doch ich finde der Look ist mir ganz gut gelungen. Nicht zu viel. Aber auch nicht zu wenig.

Da wir uns in einem kleinen Café am Stadtrand treffen, habe ich mich einfach für eine hellblaue Jeans und ein weißes T-Shirt entschieden. Heute ist es warm , ich kann meine Jacke also bedenkenlos Zuhause lassen. Meine Haare binde ich mir zu einem Zopf nach oben. So sehe ich nicht aus, als hätte ich 3 Stunden vor dem Spiegel gestanden und mir extra viel Mühe mit meinem Aussehen gegeben. Auch wenn es genauso war.

Um Punkt 3 fahre ich los. Die Fahrt dauert knapp 20 Minuten. So bin ich ein wenig vor halb vier da und habe noch kurz einmal durchzuatmen.

Tatsächlich halte ich bereits um viertel nach 3 vor dem Café. Zu meinem entsetzen, steht Leandros Wagen auch bereits davor. Wieso ist er so früh? Vielleicht wollte er auch nochmal durchatmen. Bei dem Gedanken muss ich Grinsen.

Er muss mich über den Rückspiegel gesehen haben, denn als ich aus meinem Wagen steige und auf seinen zugehe, steigt er ebenfalls aus. Und verdammt! Als ich ihn sehe zieht sich alles in mir zusammen und mein Puls beschleunigt sich automatisch. Er trägt nicht wie sonst einen Anzug, nein, nicht mal ein Hemd. Bloß eine Jeans und ebenfalls ein weißes Shirt. Seine Arm Muskeln werden perfekt hervorgehoben, genauso wie das Tattoo am Oberarm, welches mir erst jetzt so richtig auffällt. Mein Blick schweift erneut an ihm herab und verdammt! Ich kenne keinen Mann, der in so einfachen Jeans so unfassbar gut aussehen kann.

,,Katrina" sagt er fest als er unmittelbar vor mir zum stehen kommt.

,,L-Leandro" hauche ich und kann beim besten willen nicht sagen, warum ich schon wieder stottere.

,,Gehen wir?" Ich nicke leicht und er hält mir anschließend die Tür auf. Beim reingehen legt sich seine Hand in meinen Rücken und ich kann den wohligen Schauder nicht ignorieren.

Wir setzen uns an einen Platz etwas weiter hinten, wo es ungestörter ist. Ich bin überrascht, dass er keinen seiner Bodyguards dabei hat. Er geht sonst nie ohne sie raus.

,,Wieso bist du allein, ohne deine Aufpasser?" Bei meinem kleinen Wort, meine ich mir einzubilden ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel zu sehen. Aber ehe ich es ganz deuten kann, ist es auch schon wieder verschwunden und der altbekannte ernste Ausdruck ist zurück.

,,Ich wollte dass das hier so normal wie möglich wird" Ich nicke nachdenklich.

,,Man muss vorne bestellen und sich seine Sachen abholen" unterbreche ich schließlich die Stille. Es ist angespannt und ich habe keine Ahnung, was ich anderes sagen soll. Leandro nickt kurz und steht dann auf.

,,Ich werde etwas holen" Er fragt mich nicht was ich will, was wohl heißt, dass ich ihm bei seiner Wahl vertrauen muss.

Keine 5 Minuten später kommt er mit einem Tablett auf den Händen zurück. Er stellt einen grünen Smoothie vor mir hin und einen Kaffee vor sich. Dazu noch zwei Stückchen Torte.

,,Grüner Smoothie?" ich ziehe neckend die Augenbrauen hoch.

,,Ja, der ist gut für euch" Ein einfacher Satz, doch bei dem Wort euch schmelze ich förmlich in mir zusammen. Dazu gibt es zwei Stückchen Mousse au Chocolat Torte , für jeden von uns eins. Ich liebe diese Torte. Liebte. Sollte ich ihm sagen, dass ich seit der Schwangerschaft von so etwas kotzen muss? Besser nicht. Das wäre kein guter Start in eine Konversation. Außerdem sieht die Torte einfach zu lecker aus und wer weiß, vielleicht vertrage ich bloß den anderen Süßkram nicht mehr. Torte geht immer!

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt