39 Die bittere Wahrheit

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,,Katrina, wie schön das du da bist" Ich sage nichts zu Sergios Worten und setze mich nur stumm an den gedeckten Platz, seitlich des Tisches. Er selbst sitzt vor Kopf.

,,Ich hoffe du isst Fleisch" fügt er noch, nach einem Moment der Stille, hinzu. Ich nicke nur registriert und lasse mir von Maria ein Stückchen Lammfleisch auf den Teller häufen. Selbst wenn ich vegetarisch wäre, würde er mich wahrscheinlich zwingen es zu essen. 

,,Sag mir jetzt was das alles hier auf sich hat" presse ich hervor und sehe ihm dann mutig in die Augen. 

,,Na na na, nicht so fordernd, schöne Katrina. Iss doch erstmal etwas" er grinst mich überlegen an und zeigt dann mit seinem Blick auf das Stück Fleisch vor mir. Auch wenn sich mein Magen gegen etwas zu essen sträubt, nehme ich Messer und Gabel in die Hand, um ein Stück abzuschneiden. Das Fleisch hat obwohl es schön zart ist, einen strengen Eigengeschmack und wenn mir nicht schon schlecht wäre, würde es spätestens jetzt dazu kommen. Trotzdem kaue ich schön brav zu ende und schlucke es dann runter. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck, nippt Sergio an seinem Wein und beginnt anschließend endlich zu erzählen.

,,Dein Großvater war ein sehr mächtiger Mann. Er war nicht wie ein gewöhnlicher Mafiaboss, er war schlimmer. Sein Name stand für den Tod und wer auch immer seinen Anweisungen nicht folgte, bekam genau das zu spüren" er machte eine kurze Pause und musterte mich währenddessen aufmerksam. Wahrscheinlich um meine Reaktion zu erfahren, doch meine Miene bleibt ausdruckslos. Auch wenn mein Herz so schnell Pocht, wie das eines fliegenden Kolibris.

,,Natürlich hat er sich dadurch auch viele Feinde gemacht. Es gibt unzählige Clans, die sich an ihm Rächen möchten, doch durch seinen Tod, ist das unmöglich geworden. Zu seiner Familie hatte er nie Kontakt und deine Eltern haben gute Arbeit geleistet, sich selbst und auch dich zu schützen, kleiner Engel. Doch wenn die Welt nun von dir, einer weiteren Enkelin erfährt, dann werden sie sich um dich reißen" seine Augen lodern auf, so als würde er Vorfreude bei dem Gedanken verspüren. 

,,Aber was kann ich für die Dinge, die er getan hat?" 

,,Du bist seine Blutsverwandte. Das reicht aus, um dich als mitschuldige zu sehen. Auch mich hat dein Großvater betrogen. Vor 10 Jahren hatten wir ein Geschäft am laufen, doch anstatt sich an den Deal zu halten, hat er mich um mein ganzes Geld betrogen. 2 Millionen Dollar habe ich durch ihn verloren" Schluckend sehe ich ihn an, wobei mir meine nächsten Worte nur schwer über die Lippen kommen.

,,Und warum behaltet ihr mich dann nicht, um euch zu rächen?" 

,,Weil wir schon vor 10 Jahren unsere Rache bekommen haben. Anstatt dass dein Großvater das Geld zurückgezahlt hat, hat er uns etwas anderes gegeben. Das wir dich hergeholt haben, war eigentlich nur als Racheakt an Leandro gedacht. Hätte ich gewusst, welchen Nachnamen du trägst, hätte ich dich schon viel früher geholt" antwortet er ruhig.

,,Was hat Leandro euch getan? Diego hat irgendetwas von seiner Mutter erzählt" ich spreche die Frage vorsichtig aus, aus Angst, irgendetwas falsches zu sagen. Nicht dass er am Ende doch noch sauer wird und mich umbringt.

,,Einer seiner Männer hat meine Frau getötet. Diegos Mutter"

,,Aber wenn es einer seiner Männer war, wieso wollt ihr dann Leandro bestrafen, vielleicht wollte er das ganze gar nicht!" Aus irgendeinem Grund verteidige ich Leandro, auch wenn er überhaupt erst der Grund ist, warum ich hier bin.

,,Weil er den Befehl gegeben hat, Schätzchen" 

,,Warum?" Die Frage fällt mir prompt aus dem Mund. Wenn Leandro das angeordnet hat, dann muss er doch einen guten Grund dafür gehabt haben.

,,Sagen wir, ich habe ihn ein wenig verärgert. Wir hatten damals viele Geschäfte gemacht. Geschäfte in denen es vor allem um Frauen ging. Veronica, war eine seiner prostituierten, die ihm viel Geld eingebracht hätte. Mein Sohn, der damals noch sehr Unerfahren in diesen Geschäften war, hatte Mitleid mit ihr. Er hat ihr zur Flucht verholfen" 

,,Und deshalb hat Leandro gleich seine Mutter töten lassen? Bloß weil Diego einer unschuldigen Frau geholfen hat?" Auf meiner Zunge macht sich ein bitterer Geschmack breit. 

,,In unserer Welt werden Vergehen mit Brutalität bestraft, meine Schöne. So ist das nun mal" Bei seinen Worten scheinen mir nun wirklich die Augen aus dem Kopf zu fallen.

,,So ist das nun mal??" hake ich nach. Seine Frau wurde unschuldig ermordet und er spricht darüber, als würde er auf dem Weihnachtsmarkt gerade Plätzchen kaufen?

,,Mit der Zeit ist man abgehärtet. Ich verspüre keine Liebe, für niemanden. So kann mir auch niemand schaden" Seine Augen sind kalt bei den Worten und ich sehe ihn nur verdattert an. Wie kann ein Mensch nur so sein? Zu lieben liegt doch in unserer Natur. Wenn man ein süßes Tierbaby sieht, wird man ganz aufgeregt und verspürt schon gleich einen Beschützerinstinkt, wenn man Familie hat, Eltern, Geschwister, Kinder, dann liebt man diese doch automatisch und ohne Zweifel. Wenn Sergios Worte wirklich stimmen und er für keinen Menschen auch nur ein Gefühl besitzt, dann wird mir mein betteln wohl auch nichts mehr bringen.

,,Und was ist mit Diego?" frage ich als mir sein Sohn wieder einfällt. Ihn muss er doch lieben!

,,Er ist mein Nachfolger und so behandle ich ihn auch. Würde er sterben, wäre es schade. Aber ich habe bereits für Ersatz gesorgt. Er wird schon bald heiraten und sollte ihm etwas passieren, dann werde ich eben dafür sorgen, dass mein Nachfolger in ihrem Bauch heranwächst"

Ich weiß nicht wodurch mir übler wird. Dadurch, dass er seinen eigenen Sohn nur als Mittel zum Zweck sieht, oder dass er die Zukünftige seines Sohnes zur Not selber schwängern würde.

,,Wer ist sie?" Eigentlich wollte ich nichts mehr sagen, doch die Frage brennt mir auf der Zunge. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Frau freiwillig einen Menschen wie Diego heiraten würde.

,,Oh du kennst sie, meine Liebe. Sehr gut sogar" sein widerliches Grinsen macht mich nervös. Und sofort springt mir der Gedanke an Aida in den Kopf. Was wenn er sie, oder eine andere Freundin entführt hat?

,,Wer" hauche ich flüsternd und sehe ihn ängstlich an. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen möchte. Wahrscheinlich könnte ich sowieso nichts tun. Doch der quälende Gedanke, dass ein wichtiger Mensch in meinem Leben wegen mir hier gelandet ist, macht mich verrückt.

,,Erinnerst du dich noch, was vor 10 Jahren passiert ist?" fragt er, mir deutlich überlegen und ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Als ich nicht antworte, fährt er fort.

,,Vor 10 Jahren, als Martin mich hintergangen hat, hat er mir etwas zum Tausch angeboten. Er hat mir jemanden zum Tausch angeboten. Eigentlich wollte er mir dich geben, doch aus irgendeinem Grund, warst du an diesem Tag nicht Zuhause. Schade... Ich bin mir sicher, von dir wären wunderschöne Nachfolger gekommen" Ich sehe ihn zitternd an, mein Blut rauscht in meinen Ohren, doch seine letzten Worte höre ich noch ganz deutlich.

,,Er hat mir deine Schwester gegeben. Lucia Rodriguez" er beendet triumphierend seine Rede, fügt allerdings noch ein paar Worte hinterher, die ich nicht mehr verstehe. Ich höre ihm nicht mehr zu, schalte einfach ab. Meine Schwester lebt und sie ist hier! Irgendwo hier in meiner Nähe! Sie war es die ganze Zeit. 

,,Alles in Ordnung, meine Schönheit?" Sergios Worte werden wieder deutlicher, dann beginnt wieder dieses schreckliche Rauschen. Mein Herzt schlägt wie wild und ich kann kaum atmen.

,,Gebt ihr was zur Beruhigung!" dringen entfernte Stimmen zu mir, kurz darauf spüre ich einen pieks am Hals und dann wird alles dunkel.




Tadaaaaaa, jetzt ist es raus! Wer hat es bereits vermutet? Ich denke ich hätte es als Leser nicht gedacht, da es Anfangs mehr wie ein Fakt rüber kam, der ein Trauma von Katrina beschreiben soll. Doch wie man sieht, steckte da noch mehr hinter :)) Was denkt ihr wie es weitergehen wird für die beiden? 

-Leni^^


Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt