5 Der Deal

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Es sind zwei Tage vergangen. Zwei Tage, in denen wir mit aller Mühe versucht haben Jamila zu finden. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, jedoch ohne Erfolg. Leandro weiß was er tut und Mateo hatte Recht. Er ist uns immer einen Schritt voraus.

Gestresst fahre ich mir durch die Haare und lege mein Buch ,,The war of worlds" bei Seite. Ich habe schon dreimal den selben Satz gelesen und weiß noch immer nicht, worum es geht. Das Szenario, wie ich ihn verhöre schießt mir wieder in den Kopf. Wie konnte ich bloß so naiv sein? Wir hatten ihn und nur meinetwegen konnte er wieder entkommen. Jamila hätte schon längst wieder in den Armen ihrer Großeltern sein können, doch stattdessen, wird sie in irgendeinem dunklen Keller angekettet sein und um ihr leben fürchten. Wenn es ihr nicht schon genommen wurde... Der gefundene Teddy und die Decke sind die einzigen Indizien darauf, dass sie noch am leben sein könnte...

Das klingeln meiner Wohnungstür reißt mich aus meinen Gedanken. Als ich die Tür öffne, blicke ich verblüfft in das Gesicht von Mateo.

,,Mateo, was machst du denn hier?" frage ich ihn verwirrt. Er war zuletzt vor fast einem Jahr hier. Zu dieser Zeit war ich noch in meiner Ausbildung und wir hatten ein paar Dates zusammen. Nachdem er dann aber Maria kennengelernt hat, hat er die Sache mit mir beendet. Die beiden sind mittlerweile seit einem halben Jahr verheiratet.

,,Hallo Katrina. Ich wollte mal sehen wie es dir geht" erwidert er lächelnd.

,,Das ist nett von dir, komm ruhig rein" Ich bitte ihn herein und wie selbstverständlich läuft er auf meine Küche zu und nimmt auf dem Barhocker platz, auf dem er schon früher immer gesessen hat.

,,Ich wollte mich sowieso nochmal bei dir entschuldigen, wegen dem Alleingang letztens. Das war wirklich dumm von mir" gestehe ich aufrichtig. Ich kann froh sein das ich keine Abmahnung bekommen habe. Mateo hat zum Glück nichts bei unserem Chef erwähnt, wofür ich ihm unendlich dankbar bin.

,,Es war nicht gerade klug, dass stimmt, aber aus Fehlern lernt man und ich finde es bemerkenswert wie sehr du dich um das Mädchen sorgst". Ein kurzer Stich durchfährt mich, als ich an den wahren Grund denken muss, warum mich der Fall so mitnimmt. Es ist nicht nur der Mitleid für dieses kleine Mädchen und ihre Familie. Es ist eine Erinnerung. Eine Erinnerung an etwas, was ich seit über 10 Jahren zu verdrängen versuche. Keiner auf der Wache weiß es, es taucht nirgendwo in meinem Lebenslauf auf und auch Mateo habe ich nie davon erzählt, obwohl wir uns eine lange Zeit sehr nahestanden. Aber das ist auch gut so. Wie hat meine Oma immer gesagt? 'Denke nicht darüber nach und sprich mit niemandem darüber, dann ist es auch nicht mehr in deinem Kopf'

Danke Oma, für diese wahnsinnig weisen Worte. Wahrscheinlich hätte ich damals eher einen Therapeuten gebraucht.

,,Vielen Dank" gebe ich daher nur knapp von mir und nippe an meinem Kaffee, welcher mittlerweile schon kalt geworden ist.

,,Möchtest du auch was trinken?" frage ich Mateo, um mich von meinen dunklen Gedanken abzulenken.

,,Gern, Wasser wäre toll" lächelt er. Mein Gott, dieses Lächeln hat mich damals so unglaublich schwach gemacht. Heute ist es nur noch ein Lächeln, wie jedes andere.

,,Sag mal, wieso hast du mich in der Nacht eigentlich so komisch am Hals berührt" frage ich ihn skeptisch, als ich ihm sein Glas reiche. Ich erinnere mich, wie ich eine Person hinter mir gespürt habe. Und diese Berührung an meinem Hals. Mein Körper reagiert Augenblicklich und ich bekomme eine Gänsehaut. Will Mateo etwa wieder was von mir?

,,Wovon sprichst du" fragt er mich, während er seine Stirn kräuselt.

,,Im Wald. Du standst plötzlich hinter mir und hast meinen Hals berührt" erinnere ich ihn.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt