61 Manipulation

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,,Geben Sie mir die Tasche, Miss" Marco nimmt mir meine Reisetasche ab, die Ela mir ins Krankenhaus gebracht hat.

,,Danke" Wir betreten zusammen die Villa. Ich musste eine ganze Woche im Krankenhaus bleiben. Zwischen Leandro und mir lief es komisch. Er hat mich nicht oft besucht, da er viele wichtige Meetings und Geschäftstermine hatte. Außerdem bin ich immer noch sauer auf ihn, weil er mir nicht geglaubt hat, dass es Lia war, die mich geschubst hat. Natürlich hat er ein gewisses Vertrauen zu seinen Angestellten und kann es sich einfach nicht vorstellen, dass sie ihn so hintergehen würde, aber es gibt Grenzen. Vielleicht bin ich nicht seine Frau, aber ich gehöre zu ihm. Ich erwarte sein Kind. Ich sollte an seiner ersten Stelle stehen und er sollte mir glauben, egal um was es geht.

Ich bin mir nicht sicher, wie ich mit der Situation jetzt umgehen soll. Meine Eltern und auch Lucia wissen nicht, dass ich im Krankenhaus war. Ich möchte nicht, dass sie sich unnötige Sorgen machen. Trotzdem habe ich dadurch niemanden zum Reden und keinen, dem ich die Sache mit Lia anvertrauen könnte. Was soll ich jetzt tun? Könnte ich wirklich weiterhin mit ihr unter einem Dach leben? Sie hat mich aus purem Hass und im vollen Bewusstsein die Treppe runtergestoßen. Und wer weiß, vielleicht wird sie es wieder tun, wenn sie erfährt, dass mein Kind noch lebt. Vielleicht wird sie sich schlimmeres einfallen lassen. Wenn ich Leandros Kind auf die Welt bringe, wird sie keine Chance mehr bei ihm haben. Jedenfalls keine richtige. Damit hat sie allen Grund uns loszuwerden. Mich und mein Baby.

,,Marco, ist Leandro zuhause?" Ich muss einfach nochmal mit ihm sprechen. 

,,Nein, Miss. Er kommt erst später zurück" 

,,Oh okay. Und... Lia?" 

,,Selbstverständlich" Selbstverständlich. Das bedeutet so viel wie: Sie ist immer hier. Ist ja auch logisch, schließlich hat sie ein Zimmer hier. 

,,Ähm gut... was ist mit Ela und Jamila?" Heute wäre ein guter Tag, um nochmal ein wenig Zeit mit Jamila zu verbringen. 

,,Die sind zum einkaufen gefahren. Die Straßen sind heute ziemlich überfüllt. Es wird eine Weile dauern. Sie haben das Haus also für sich" 

Mich durchfährt ein Ziehen bei seinen Worten. Aber kein positives. Ich habe das Haus für mich. Nicht ganz. Lia ist da. Ich bin alleine mit ihr. Was ist, wenn sie versucht mich umzubringen? Der Gedanke ist absurd. Sie hat mich die Treppe herunter geschubst, aber einen richtigen Mord, würde ich ihr eigentlich nicht zutrauen. Eigentlich. Man kann einen Menschen niemals zu 100% richtig einschätzen und manchmal ist Vorsicht besser als Nachsicht.

Ich bedanke mich bei Marco und laufe, meine Tasche in den Händen, die Treppen hoch. Die Schlafzimmertür schließe ich direkt ab und in meiner Paranoia werfe ich auch einen Blick ins Bad und in den Schrank. Sicher ist sicher.

Meinen Tag verbringe ich dann damit, mit Aida zu telefonieren, zu lesen oder durch Instagram zu scrollen. Die Freiheiten fühlen sich gut an und ich bin froh, dass Leandro sich soweit geändert hat, dass er mir alles erlaubt. Es sollte selbstverständlich sein, wirft mir meine innere Stimme zu. Ja, das sollte es. Aber manchmal läuft es eben anders als es sollte. Leandro hat vielleicht viele Fehler, aber er hat auch gute Seiten und gegen meine Gefühle kann ich nichts tun.

Nach ungefähr 2h höre ich endlich die Haustür zuschlagen. Das muss er sein. Mit vollem Elan stehe ich also auf und laufe die Treppen runter zum Eingangsbereich. Diesmal halte ich mich sogar am Geländer fest.

,,Leandro" 

Auf seinem Gesicht erscheint ein leichtes Lächeln, als er mich sieht, welches ich allerdings nicht erwidere. Nicht solange wir die Sache mit dem Sturz nicht geklärt haben.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt