62 Hass

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Ich bin hin und hergerissen. Ich weiß, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich kann nicht mit Lia unter einem Dach leben. Es ist schon schlimm genug zu wissen, dass sie auf Leandro steht und sogar schon etwas mit ihm hatte. Aber als sie mich die Treppe runtergestoßen hat, ist sie zu weit gegangen. Viel zu weit. 

Es ist nicht nur der Hass der mich dazu bewegt, sie weg haben zu wollen. Sondern auch die Angst. Nach ihrer Schauspielnummer vorhin, traue ich ihr mehr zu, als noch zu Anfang. Selbst vor dem einschlafen fürchte ich mich, aus Angst sie könnte mich währenddessen erstechen. Ziemlich robuste Gedanken, aber in meiner Situation malt man sich alle möglichen Szenarien aus.

Es gibt jetzt genau 3 Möglichkeiten:

1. Leandro dazu zu bewegen, dass er mir glaubt und sie rauswirft - wohl eher unwahrscheinlich.

2. Zur Polizei gehen und sie Anzeigen - Es wäre das einzig richtige. Was Lia getan hat, ist Körperverletzung, vielleicht sogar mehr. Durch meinen Job, habe ich einen guten Einfluss und es wäre nicht schwer sie vor Gericht zu bekommen. Polizisten glaubt man immer mehr. Außerdem ist alles was ich sage die Wahrheit.

3. Einfach abhauen - Ja, vielleicht sollte ich es tun. Leandro eins auswischen, weil er mir nicht glaubt und einfach verschwinden. Weg von Lia, weg von ihm. Aber mein Stolz ist einfach zu groß. Würde ich jetzt verschwinden, hätte Lia gewonnen und sie würde ungestraft davonkommen. Leandro würde mich für den Rest seines Lebens für eine flüchtende Lügnerin halten und ich müsste meinem Kind später irgendwelche Lügengeschichten auftischen, wenn es nach seinem Vater fragt.

Also zurück zu Möglichkeit 2. 

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Aber was ist, wenn Leandro sie verteidigen würde? Wenn ich vor Gericht doch verlieren würde, weil er eine Aussage zu ihren Gunsten macht? Würde er mir so in den Rücken fallen? Es wäre nicht das erste Mal. Und es könnte mich alles kosten. Der Gedanke macht mich wütend. Viel zu wütend.

Wieso kann ich nicht einfach eine von diesen unabhängigen Frauen sein, die problemlos ihre Männer verlassen? Leandro ist noch nicht mal mein Mann und trotzdem schaffe ich es nicht. Ich möchte es nicht. Ich möchte bei ihm bleiben. Außen stehende würden wahrscheinlich denken, ich wäre verrückt, dumm und wahnsinnig leichtgläubig. Und vielleicht bin ich das ja auch. Allerdings ist das Gefühl, wenn man sich ernsthaft verliebt hat, wenn man schon fast der Überzeugung ist, dass man liebt, nicht so einfach. Egal was die andere Person macht, man würde sie immer wieder zurücknehmen, trauert ihr immer hinterher, auch wenn man weiß das dieser Mensch verdammt viele Fehler hat und das man besseres verdient hätte. Es ist wie ein Fluch, man kommt einfach nicht von dieser Person los. Und Leandro ist mein Fluch.


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Später mache ich mich auf den Weg zum Wellness Bereich, um ein wenig zu entspannen. Nach dem ganzen Stress, brauche ich das. Mein Baby braucht es. Allerdings ist auch das nicht so einfach. Als ich am Whirlpool ankomme, habe ich nur Leandro und mich vor Augen, wie wir beim letzten Mal zusammen drinnen waren. Auch beim Pool ist es nicht viel besser, wir haben einfach ein paar zu viele Momente hier verbracht.

,,Nicht mal das wird mir also gegönnt" flüstere ich beleidigt vor mich hin.

,,Was wird dir nicht gegönnt?" Leandros Stimme lässt mich zusammenzucken. Wenn man vom Teufel spricht...

Ich drehe mich zu ihm um, schaue aber direkt wieder weg, als ich seinen intensiven Blick sehe. Wieso muss er auch immer so schauen?

,,Geht dich nichts an" ich drücke mir mein Handtuch an die Brust, um den Bikini nicht zu deutlich zu zeigen und stolziere dann an ihm vorbei. Jedenfalls war das der Plan, doch er hält meinen Arm fest.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt