1 Die Falle

36.2K 520 74
                                    


,,Ich frage Sie das jetzt ein letztes Mal. Wo ist das Mädchen?" Der Kerl vor mir beginnt zu Grinsen und ich seufze gestresst auf. Wenn das so weiter geht, komme ich hier vor Mitternacht gar nicht mehr raus.

,,Raus mit der Sprache" fordere  ich ihn ein weiteres mal ungeduldig auf, aber er spricht nicht.

,,Du verschwendest deine Zeit" höre ich meinen Kollegen Mateo durch die Sprechanlage sprechen, der von außen alles beobachtet. Genervt atme ich durch. Ich weiß, dass er Recht hat, aber es ist nun mal mein Job, also werde ich weiter versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er gesteht und mir verrät, wo er die kleine hin mitgenommen hat. Oder eher gesagt, was er mit ihr gemacht hat. Sie ist gerade mal 8 Jahre alt. Oder war kommt es mir in den Sinn, aber ich verdränge den Gedanken schnell wieder und konzentriere mich auf den Mann, der vor mir sitzt.

Leandro Martinez. Trotz dessen, dass er erst 28 ist, ist er einer der mächtigsten Männer im Lande und wahrscheinlich auch der gefährlichste. Nur hat er es bisher immer geschafft, dass man ihm seine Taten nicht nachweisen konnte. Bis jetzt.

,,Wieso sind Sie so gelassen? Keine Schuldgefühle, hm?" versuche ich ihn weiter zum reden zu bringen, doch er zeigt keine Reaktion. Er gibt die Tat weder zu, noch versucht er sie abstreiten. Er bleibt einfach still und sieht mich mit dieser Ausdruckslosen Miene an.

,,Auch Gut. Wie Sie wollen. Es liegen Beweise gegen Sie vor und sobald der Zeuge da ist, wars das hoffentlich mit ihrer Stille. Bis dahin bleiben Sie in Untersuchungshaft." blaffe ich ihn an. Langsam reicht es mir.

,,Es gibt einen Zeugen?" überrascht hebt er die Augenbrauen hoch. Bei dem Klang seiner Stimme breitet sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Sie ist tief und männlich. Genau passend zu seinem Maskulinen Gesicht und den stechenden grünen Augen.

,,Ach, wussten Sie das etwa nicht?" frage ich mit überlegener Stimme. Sein überraschter Gesichtsausdruck verwandelt sich augenblicklich wieder in diese Ausdruckslose Miene, ehe er erneut zu sprechen beginnt.

,,Sie bluffen" sagt er selbstsicher, was mich schmunzeln lässt. Er hat ja keine Ahnung, wie tief er in der scheiße sitzt. Diesmal wird er nicht davon kommen. Es ist nicht gelogen. Wir haben tatsächlich einen Zeugen gefunden und schon morgen früh wird er seine Aussage machen. Dann kann Martinez endgültig einpacken.

,,Wir können es gerne drauf ankommen lassen" nun betrachte ich ihn genauso kalt, wie er mich. Ich möchte mich gerade zum gehen wenden, als er weiter spricht.

,,Wie wäre es mit einem Deal?"

,,Ein Deal?" nun bin ich diejenige, die die Augenbrauen hebt.

,,Sie holen mir eine Zigarette und im Gegenzug verrate ich Ihnen, wo die kleine ist" er spricht die Worte so seelenruhig aus, als würde er gerade in einem schickem Restaurant sitzen und sich ein Glas Wein bestellen. Irgendwas plant der doch...

,,Und das soll ich glauben? Wieso sollten Sie auf einmal alles gestehen?" frage ich verblüfft.

,,Vielleicht bin ich einfach nur ein Nikotin süchtiger, der für seine Zigaretten alles tun würde" Ich nehme es ihm nicht ganz ab. Also so einfach soll es plötzlich sein? Nach ganzen 3h Verhör ist das, dass einzige war er will? Wahrscheinlich hat er einfach nur kalte Füße bekommen, weil er jetzt weiß, dass es einen Zeugen gibt. Nun versucht er sich noch  zu retten. Aber warum ist er dann so gelassen?

,,Auch schön. Was hab ich schon zu verlieren" murmele ich seufzend vor mich hin und stehe auf. Nach einem letzten Blick auf ihn verlasse ich den Raum und mache mich auf den Weg nach draußen.

,,Hey Mateo. Hast du eine Zigarette und ein Feuerzeug für mich?" frage ich meinen Kollegen, der gerade dabei ist sich seine Jacke anzuziehen.

,,Klar. Aber seit wann rauchst du?" fragt er mich während er mir beides in die Hand drückt.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt