36 Miguel Bigers

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Marcelo hängt noch immer an den Händen gefesselt, an der selben Stelle im Raum und alles sieht so aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Mit dem einzigen Unterschied, dass sich nun an seinem Körper weitaus mehr schrammen und getrocknetes Blut befinden.

,,Marcelo! Ich bin es Katrina, kannst du mich hören?" Ich bin auf ihn zugelaufen und rüttele jetzt vorsichtig an seiner Schulter. Seine Augen öffnen sich flatternd und mir fällt ein riesen Stein vom Herzen, als ich sehe, dass er noch lebt.

,,Hilf mir" Seine Stimme ist mehr ein krächzen und ohne die Bewegungen seiner Lippen, hätte ich seine Worte wohl kaum verstanden.

,,Ich...ich werde dich losmachen" stottere ich aufgelöst und versuche damit seine Handgelenke zu befreien, jedoch ist das gar nicht so einfach, da er viel zu weit oben hängt. Ich brauche eine gefühlte Ewigkeit, um den Knoten zu lösen. Endlich geht er auf und Marcelo kracht vor mir zu Boden.

,,Shit" murmele ich und knie mich zu ihm hin.

,,Sag mir, was ich tun soll" flüstere ich aufgelöst und bin mal wieder kurz davor in Tränen auszubrechen. Wenn Leandro jetzt kommt, dann ist alles vorbei.

,,Ich..." setzt er an, doch bricht ab. Leandro hat ihn tatsächlich fast zu Tode geprügelt.

,,Ich schaffe es alleine nicht, dich hier raus zu holen. Du musst mir helfen" bitte ich ihn und versuche ihn auf seine Beine zu ziehen.

,,Meine M-männer, sie k-kommen"

,,Okay, okay" beschwichtige ich ,,Aber damit sie dich finden, müssen wir erstmal aus dem Keller hier raus"


Marcelo hat es tatsächlich geschafft sich aufzuraffen und im langsamen Tempo laufen wir nun die Treppe hoch. Er hat seinen Arm um mich gestützt und zwischendurch muss ich mich bemühen nicht umzukippen, wenn er sein Gewicht an meinen Körper stützt.

,,So und jetzt nur noch aus der Vila raus" murmele ich mehr zu mir selbst, als zu ihm. Wobei ich sowieso bezweifle, dass er meine Worte richtig wahrnimmt. Ich ziehe den Schlüssel aus der Kellertür, um ihn dann für die Haustür zu verwenden und bin dankbar , dass ich gleich beim zweiten Versuch den richtigen erwische. Dank meiner Freiheiten ist es wesentlich einfacher zu fliehen, als bei meinen letzten Versuchen. Das einzige Problem werden jetzt nur die zahlreichen Wachen sein, die sich im Garten tummeln. Mit Marcelos Geschwindigkeit, würden wir es keine 10m schaffen, ohne entdeckt zu werden. Aber jetzt gibt es kein zurück mehr und etwas anderes, als es zu versuchen, bleibt mir nicht übrig.

Wir schleichen uns humpelnd über den Rasen und ich bin dankbar für die Dunkelheit, die unsere Gestalten etwas schützt. Bisher hat uns noch keiner der Wachen entdeckt, doch ich rechne jede Sekunde damit, dass sich das ändert.

,,Hey!" brüllt plötzlich jemand hinter uns und ich bleibe ruckartig stehen. Hinter uns steht einer der Wachen und trotz der Dunkelheit, kann ich seine wütenden Augen erkennen. Habe ich das jetzt durch meine Gedanken herbei geschworen?

,,Ich...ähm...wir..." versuche ich uns aus der kläglichen Situation zu befreien, doch mir fällt bei weitem keine gute Ausrede ein. Der Mann vor mir zückt seine Waffe und kommt noch einen Schritt näher auf uns zu, wobei ich beängstigt zurückweiche. Marcelo ist nicht in der Lage sich zu verteidigen und schon gar nicht zu fliehen, also habe ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich lasse ihn zurück und laufe weg oder ich versuche uns beide zu retten und den Wachmann vor mir zu überwältigen. Wahrscheinlich wäre ersteres die bessere Wahl, doch mein Gewissen würde es nicht ertragen, wenn Marcelo jetzt doch noch sterben müsste. Gerade möchte ich mich bereit machen, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen, als ein lauter Schuss durch die Luft hallt. Innerhalb von Sekunden fällt der Mann vor mir zu Boden und ich halte mir erschrocken die Hand vor den Mund. Es dauert nicht lange, da beginnt um uns herum ein riesiger Hagel voller Schüsse und bei dem Lärm weiß ich kaum noch, wo vorne und hinten ist und was gerade eigentlich passiert.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt