53 Gefühlsverwirrung

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Schon zum dritten Mal in der letzten Stunde hänge ich über der Kloschüssel. Ela hatte mir vor einer dreiviertel Stunde ungefähr etwas zu essen gebracht. Einen Nudelauflauf, der wirklich fantastisch schmeckte, aber wohl nicht fantastisch genug, um ihn auch drin behalten zu können. Ich fühle mich, als wäre ich dabei, alles aus mir heraus zu brechen, was in den letzten Tagen in meinen Magen kam.

,,Was ist los? Was tust du?" Leandros Stimme dringt durch die Tür, doch ich bin noch nicht bereit, mich zu erheben. Mein Mageninhalt bahnt sich erneut den Weg nach oben und ich übergebe mich ein viertes Mal.

Leandro versucht hinein zu kommen, doch ich habe abgeschlossen. Zum Glück. So soll er mich bestimmt nicht zu Gesicht bekommen.

Sein lautes Tür klopfen ignorierend, betätige ich die Spültaste und öffne anschließend das Fenster. Um den ekligen Geschmack aus meinem Mund loszuwerden, putze ich mir noch schnell über die Zähne und öffne dann langsam die Tür. Bevor ich sie allerdings richtig öffnen kann, hat Leandro sie auch schon aufgedrückt und kommt mit wildem Blick ins Bad gestürmt. Er sieht sich einmal um, so als würde ich etwas vor ihm verstecken und fährt dann anschließend mit seinem Blick einmal an mir rauf und runter.

,,Bist du krank?" Mein Leichenblasses Gesicht ist wohl nicht zu übersehen.

,,Nein, ich habe mir einfach den Magen etwas verstimmt. Das Mittagessen bekam mir nicht so gut" Ich streiche mir nervös über den Arm.

,,Ich habe auch davon gegessen. Es war alles in Ordnung"

,,Ja, nein, das war es auch. Ich... ich habe mir irgendwas eingefangen. Einen Magendarminfekt oder so"

,,Gerade sagtest du noch, du hättest dir den Magen verstimmt" Sein Misstrauen ist nicht zu überhören. 

,,Ja, ist doch fast das gleiche" Ich lache nervös auf und merke, wie es mir schon wieder hochkommt. Wenn das die ganze Schwangerschaft so weiter geht, halte ich das nicht lange aus.

Ich presse mich an Leandro vorbei und übergebe mich erneut. Nach ein paar Sekunden, war es das aber und ich schaue von unten hinab zu ihm rauf. Er mustert mich mit besorgtem Blick. Besorgter Blick... Hah! Das ich nicht Lache! 

,,Wir fahren dich zu einem Arzt" überlegt er schließlich laut.

,,Nein!" Meine Antwort kommt ein bisschen zu hastig und ich senke schnell die Stimme ,,Nein, das ist nicht nötig. Wirklich nicht. Ich... ich brauche bloß ein bisschen Ruhe. Die letzten Tage haben mich einfach wahnsinnig gestresst..."

Zu meiner Erleichterung nickt er langsam, der zögernde Blick bleibt allerdings. 

Ich gehe an ihm vorbei zurück ins Schlafzimmer und lege mich unter die Decke. Das ganze Übergeben hat mich müde gemacht und schlecht ist mir noch immer. Unter Leandros Gewicht senkt sich die Matratze ein wenig und ich spüre wie dicht er neben mir sitzt. Doch ich bin zu ausgelaugt um mich gegen ihn zu wehren, geschweige denn vor ihm wegzurutschen. Selbst als seine Hand beruhigend über meinen Kopf fährt, lasse ich meine Augen geschlossen und genieße lediglich das Gefühl der Berührung. Und da ist er wieder, der andere Leandro. Der sanfte Leandro. Ich wünschte er würde immer so sein. Ich wünschte er würde das fühlen, was ich fühle.


--


Ich bin jetzt bereits 3 Tage wieder hier. 3 Tage und noch niemand hat mich befreit. Von der Hochzeit hat Leandro nicht wieder gesprochen, aber ich bin mir sicher, dass das nicht mehr lange so bleiben wird. In den letzten Tagen hat er mich nicht mehr angeschrien oder mir weh getan. Er hat mir Schonkost und viel Wasser für meinen Magen gebracht und meistens habe ich es auch drin behalten. Es ist fast wieder so, wie vor Lucias und meiner Flucht, mit dem einzigen Unterschied, dass das Schlafzimmer wieder abgeschlossen ist und ich nicht raus kann. Und natürlich, dass Leandro und ich nicht mehr miteinander schlafen. Wir berühren uns nicht mal. Und das wird auch so bleiben. Die einzige Nähe zwischen uns ist in der Nacht, wenn wir das Bett teilen. Aber auch da rutsche ich so weit wie Möglich von ihm weg.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt