6 Böses erwachen

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Benommen wache ich auf und blicke direkt in das Gesicht eines mir fremden Mannes. Ich versuche aufzustehen und ihn wegzustoßen, aber meine Arme bewegen sich keinen Millimeter. Ich bin gefesselt. Gefesselt an Armen und Beinen an einen Stuhl gekettet. So wie damals, als Martinez geflohen ist. Dieses Arschloch.

,,Mach mich los, du Penner!" Kreische ich verzweifelt und winde mich dabei unter den Seilen, jedoch ohne Erfolg.

,,Hör auf, mal'enkaja (kleine), du tust dir nur weh" beim klang seiner Stimme zucke ich zusammen. Sie ist rau und der stark russische Akzent lässt sich sofort raushören.

Ich schluchze auf. Verdammt, wie konnte ich mich bloß auf diesen dämlichen Deal einlassen? Es war klar, dass es ein Trick war. Ich sorge mich um Jamila und setze alles daran sie zu finden. Und das stellt für Martinez ein Problem da. Ich bin sein Problem. Und dieses Problem will er jetzt beseitigen.

Die Tür geht auf und es ist das erste mal, dass ich richtig nach oben schaue und den Raum betrachte. Es sieht aus als wären wir im Keller. Keine Einrichtung, bloß kahle Wände und ich mittendrin an einen Stuhl gefesselt. Wie erbärmlich ich mir vorkomme.

,,Darling du bist wach, wie schön. Wie fühlst du dich? Die Betäubungsmittel scheinen dir ziemlich zugesetzt zu haben" redet Leandro sanft auf mich ein.

,,Du Bastard" spucke ich ihm wütend entgegen. Ich war lange genug freundlich und souverän geblieben, die Sache ist schon viel zu sehr aus dem Ruder gelaufen.

Er atmet tief ein und schließt für eine Sekunde die Augen, doch ehe ich mich versehe hat er sie wieder geöffnet und schlägt mir mit seiner flachen Hand ins Gesicht.

Mein Kopf schnellt zur Seite und auf meiner Haut bildet sich ein unangenehmes Brennen. Eine Träne fließt meine Wange hinunter und nur mit Mühe kann ich ein weiteres aufschluchzen verhindern.

,,Bitte lassen Sie mich gehen" winsele ich und sehe ihm dabei flehend in die Augen.

Es ertönt ein raues lachen seinerseits -wie so oft-

,,Ach Katrina. Sind wir jetzt wieder beim Sie angekommen?" fragt er mich amüsiert, mit hochgezogener Braue. Ich blicke ihn verwundert an. Gerade war er noch wütend und jetzt beginnt er Witze zu machen. Wechselt seine Laune sekündlich oder was?

,,Bitte" füge ich flehend hinzu, doch außer seinem triumphierenden Grinsen bekomme ich nichts.

,,Boris, bring ihr Wasser und eine Decke" spricht er zu dem anderen Mann im Raum, ehe er sich erhebt und mir noch einmal zuzwinkert ,,Es könnte kalt werden hier unten, ich hoffe es stört dich nicht, so sitzen zu bleiben"

,,Fahr zur Hölle" ist das einzig logische was mir einfällt, das ich ihm gerade an den Kopf werfen kann.

Er dreht sich um und verlässt tatsächlich den Raum, nur leider geht er nicht, wie gewünscht, in die Hölle.

Dieser Boris dreht sich zu mir und hält plötzlich wie befohlen eine Decke und eine Flasche Wasser in der Hand. Wo hat er die denn plötzlich her? Er hält sie mir geöffnet vor den Mund, doch wenn dieser Idiot denkt, ich würde auch nur einen Schluck nehmen hat er sich geschnitten. Wahrscheinlich ist Gift drin, ich weiß wie sowas läuft. Nicht mit mir!

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und presse meinen Mund dabei fest zusammen, sodass er keine Chance hat mir das Wasser zu geben. Schnaufend stellt er die Flasche weg und legt mir stattdessen nur die Decke um.

Ha! Katy 1, Russischer Muskelklotz 0.




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Mittlerweile müssen Stunden vergangen sein, jedoch habe ich jegliches Zeitgefühl verloren.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt