51 Paranoid

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Positiv.

Mein Herz pocht so laut, dass ich es in meinen Ohren spüren kann. Oder ist es Lucias?
Ich weiß es nicht.
Poch... Poch...Poch... es hört nicht auf. Wird nicht leiser und mein Kopf droht zu platzen. Ich muss mich hinsetzten. Ja, dann wird es besser gehen. Das alles ist nur ein schlechter Traum. Ich habe mich bloß verguckt. Ich bin nicht schwanger. Ich kann nicht schwanger sein.

,,Wir... was tun wir jetzt?" Lucias Stimme dringt in meinen Kopf, doch es fühlt sich an, als wäre sie weit entfernt. Als würde sie nicht gerade direkt neben mir stehen.

Ich blicke erneut auf den kleinen Test von mir, doch das Ergebnis ist das selbe.
Ich. Bin. Schwanger.

Auf einmal ziehe ich zischend die Luft ein. Ich muss nachdenken. Ja. Es wird eine Lösung geben.

,,Hier" ich strecke Lucia die Tasche entgegen, wo ich das nötigste für uns eingepackt habe. Nehme mir ein paar einfache Dinge hinaus und drücke ihr den Rest einfach gegen die Brust.

,,W-was tust du?"

,,Du wirst ohne mich zu unseren Eltern fahren. Ich... ich brauche jetzt erst mal Zeit zum nachdenken. Ich bleibe noch ein paar Tage hier" meine Stimme klingt komisch. Kratzig. Rauchig. Nicht wie ich selbst.

,,Katy, nein. Das ist keine gute Idee. Du solltest nicht allein hier bleiben" Lucia tätschelt meinen Arm, doch ich ziehe ihn weg. Mein Herz rast noch immer. Mir ist kalt. Ich schwitze. Ist das überhaupt normal?

,,Ich werde nachkommen. In ein paar Tagen... ja in ein paar Tagen" ich murmele die Worte mehr zu mir selbst als zu ihr ,,Aber Lu..." meine Stimme wird klarer ,,Was auch immer passiert, du darfst es nicht unseren Eltern erzählen" Damit schiebe ich sie Richtung Wohnungstür. Meine Eltern sollten gleich hier sein. Ich möchte sie nicht sehen. Möchte ihnen nicht erklären, warum ich plötzlich doch nicht mitkomme. Lu wird das tun müssen.

,,Sag ihnen ich habe mir einen Magendarminfekt eingefangen, Ja?" ich sehe sie flehend an und sie nickt bloß. Ihr Blick verrät alles. Sie ist nicht einverstanden mit meinem Vorhaben. Aber ich brauche Zeit. Ich brauche einen Plan. Könnte ich wirklich ein Baby großziehen? Allein?

- -

Es sind bereits ein paar Stunden vergangen. Noch immer schaue ich wie erstarrt bloß auf das kleine Stück Plastik in meinen Händen.

Positiv. Positiv. Positiv.

7 kleine Buchstaben, die einfach nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden wollen. Ich habe mir geschworen, niemals ein Kind abzutreiben, sollte ich mal ungeplant Schwanger werden. Und mit 22 wäre ich schließlich auch reif genug, um ein Kind großziehen zu können. Ich hätte die Hilfe meiner Eltern, Lucia, Aida und vielleicht sogar von Miguel. Ich habe das Gefühl, mit ihm einen Besten Freund bekommen zu haben. Doch könnte ich das Kind eines Mörders, eines Verbrechers lieben? Könnte ich ein Kind von Leandro bekommen, ohne es anzusehen und an diese grausame Zeit erinnert zu werden? Ich weiß es nicht. Mal wieder.

Vielleicht sollte ich es ihm auch sagen. Schließlich hat er ein Recht darauf, zu erfahren, dass er Vater wird. Aber wer weiß, vielleicht ist er das ja auch schon längst. Im Grunde genommen weiß ich eigentlich kaum etwas über sein privates Leben. 

Doch wenn er es erfährt und es dann Tot sehen will? Ein Mann wie er als Vater? Komische Vorstellung. Idiotische Vorstellung.

Ich sollte es für mich behalten. Das Land zu verlassen wäre wahrscheinlich wirklich die Beste Lösung. So könnte ich mir in Ruhe ein neues Leben aufbauen. Für mich und das kleine Wesen in meinem Bauch. Bei dem Gedanken rutscht mir trotz der Umstände ein Lächeln ins Gesicht. Zwar ist Leandro der Erzeuger, aber es ist trotzdem auch mein Kind. Mein Fleisch und Blut. Und ich werde alles dafür tun, um es zu beschützen.

Dunkles Vertrauen - Kein Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt