30.

23 3 0
                                    

„Weißt du ich glaube du bist gar nicht so taff wie du immer vorgibst", lachte Joey, ich sah ihn schräg von der Seite an, während er einen weiteren Zug nahm und mir den Joint reichte, „Und du schon oder was?", gab ich zurück, „Wie kommst du darauf?", ich kuschelte mich weiter in die Decke und sah meinen Gegenüber kritisch an. Ich hatte keine Lust, mich jetzt von einem selbsternannten möchte gern Hobbypsychologen psychoanalysieren zu lassen. Vorhin hatte ich mich jedoch dazu breitschlagen lassen, mit ihm Friedenspfeife beziehungsweise einen Friedensjoint zu rauchen und jetzt saßen wir hier, im Garten unter einem Pavillon, eingemummelt in Decken, denn es hatte sich sehr stark abgekühlt und zogen abwechselnd an dem Joint. „Zum Beispiel die Sache im Café", jetzt lachte ich, „Ich hatte einen Miesen Tag", „Du warst aber erst so komisch als der Anruf kam", „Und wie „komisch"?", ich hob die Braue und nahm einen weiteren Zug. „Ziemlich neben der Spur trifft es ganz gut". „Und was willst du jetzt daraus schließen?", fragte ich lachend, „Warum interessiert es dich eigentlich so brennend?". Er zuckte mit den Schultern, „Keine Ahnung, tut es halt", darauf wusste ich nicht was ich sagen sollte, er offenbar auch nicht, also schwiegen wir uns fürs erste an. Irgendwie war es schon hart creepy, wenn man mal bedachte, ich kannte ihn nicht, er mich nicht und oben drauf war er der Sohn meines Chefs. Sehr komische Situation.

„Warum ich Joey?", sein Blick wurde fragend, „Was meinst du?", „Du hast ja wahrscheinlich einen ziemlich hohen Bekanntheitsgrad, also durch deinen Dad. Da sind bestimmt Millionen Mädchen die dir zu Füßen liegen. Also warum ich?". „Moment", er lachte, „Also erstmal durch meinen Dad nur zum Teil, ich spiele selber in einer Band und dadurch...", „Jaja, ihr seid bestimmt nur so ne mittelklassige Band die sich in der Highschool gefunden hat und nicht war haben möchte das die guten alten Zeiten vorbei sind", machte ich mich über ihn lustig, „Du bist doch nur neidisch", lachte er und ich reichte ihm den Joint rüber. „Klar, weißt du doch! Ich habe mir schon immer gewünscht ein Bekannter Rockstar zu sein, von meinen Fans bejubelt zu werden", ich rutschte ein wenig ins theatralische, „Aber nein, so kann ich nicht arbeiten!". Er lachte ebenfalls und schüttelte den Kopf, „Was? Besteht das Leben eines Rockstars nicht daraus?", er schüttelte immer noch lachend den Kopf, „Mein Leben ist eine Lüge! Klär mich auf!", „Alsoooo", lachte er. „Das ist so, wenn ein Mann und eine...", „Dein Ernst?", „Ich dachte ich soll dich aufklären", „Ich glaub das ist nicht mehr nötig", gab ich belustigt als Antwort. Wir hingen schweigend kurz unseren Gedanken nach.

„Ich hab Lampenfieber", brach ich nach einer gefühlten Ewigkeit das Schweigen. „Was?", er sah von dem Joint in seiner Hand auf und reichte ihn mir, ich beugte mich leicht vor um ihn entgegen zu nehmen. Unsere Hände berührten sich kurz und wir sahen uns wieder für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen. „Ich wollte bei Negative Love nicht spielen, weil ich ein großes Problem mit Lampenfieber habe", formulierte ich meine Aussage aus. „Das gehört dazu", er lächelte mir zu, ich nahm einen kräftigen Zug und behielt den Rauch für eine Sekunde drin nur um ihn dann Seufzend auszuatmen. „Ich weiß, aber ich habe das so schlimm, dass ich mich übergeben musste und eine Panikattacke hatte. Ich hab Angst das es wieder passiert und das ich es nicht hinbekomme.", ich zog erneut. Beim ausatmen sah ich den kleinen Rauchschwaden hinterher, „Ach ist auch nicht so schlimm", spielte ich das gerade gesagte runter. Warum erzählte ich ihm sowas überhaupt? Es ging ihn nichts an! Bevor Joey was sagen konnte erhob ich mich, „Du ich bin sehr müde, ich würde ins Bett gehen, danke für das Gras, das kickt mega". Mir war ziemlich schwindelig und das Gras, dass sich die ganze Zeit zurück gehalten hatte entfaltete die komplette Wirkung, „Hui, das Zeug is guuuut", brabbelte ich und lachte dümmlich. Joey lachte ebenfalls und drückte den Joint aus, „Wir sollten beide ins Bett gehen". Er stand ebenfalls auf, „In ein Bett?", fragte ich mit großen Augen, er lachte „Wenn du willst", darauf antwortete ich nichts.

Der Weg über den Rasen zurück zum hell beleuchteten Haus war leicht ansteigend und für mich in dem Zustand mehr als anstrengend. Verdammt war das Zeug gut! Nach ein paar Metern ließ ich mich einfach auf die Wiese fallen, „Joey, das Gras ist voll weich", er setzte sich neben mich und ich sah auf, seine Augen waren komplett rot, „Sind meine Augen auch so rot?", er beugte sich leicht über mich und nickte mit einem breiten Lächeln. „Der Mond ist schön oder?", sagte er irgendwann und wir beide starten den Vollmond an.

Kurz vor dem wegdämmern rüttelte Joey mich an der Schulter, „Hey, nicht einschlafen", „Bin aber müde", nuschelte ich. „Komm ich bring dich ins Bett", er hievte mich hoch und stützte mich auf dem Weg zum Haus. Vor der Terassentür blieb er stehen und nahm meinen Kopf in seine Hände, „Okay Jack, Versuch dich jetzt kurz zusammen zu reißen und leise zu sein. Okay?", ich grinste breit und nickte. „Gut also Pscht!", er legte einen Finger an seine Lippen, „Können wir noch was essen?", ich setzte einen Hundeblick auf. Joey sah mich nur mit hochgezogenen Brauen an, „Falls das irgendwie süß aussehen soll, lass es einfach. Du bekommst ja was zu essen. Aber nur wenn du leise bist", während der letzten Worte legte er einen Finger auf die Lippen und ging mit der Stimme runter, so, als ob er mit einem kleinen Kind reden würde. Leise schlichen wir uns in die Küche der Armstrongs und inspizierten den Kühlschrank, den ich alleine nicht gefunden hätte, da er genau wie jeder andere Küchenschrank aussah. Ich gähnte und griff mir ein paar Trauben, „Habt ihr Schokolade?", er nickte, „Hier, probier die mal", er reichte mir eine Reiswaffel, die von einer Seite mit Schokolade überzogen war. Skeptisch drehte ich das Ding in meiner Hand bis ich endlich rein biss und es nicht bereute. „Jesus Maria! Du hast so recht!", flüsterte ich. Die Schokolade verschmolz in meinem Mund und der Puffreis formte sich nach längeren kauen, so ekelhaft es auch klingen mag, zu einem Brei der mit der Schokolade mehr als harmonierte.

Später saß ich mit Joey noch auf meinem Bett, also er saß und ich lag eingekuschelt in die Decke. „Und war es sehr schlimm mit mir zu reden?", ich kniff die Augen zusammen, „Das Gras hat es erträglich gemacht", grinste ich und er kitzelte mich darauf hin an den Füßen, beziehungsweise er versuchte es. „Warum willst du unbedingt das ich dich mag?", fragte ich müde und gähnte erneut, „Ich bin halt so ein toller unwiderstehlicher Typ!", er nahm eine seltsame Pose ein. „Mit Fortpflanzungsdrang", nuschelte ich und drehte mich auf eine Seite, „Mit was?", fragte Joey lachend nach. „Na Fortpflanzungsdrang. Du bist doch nur so nett zu mir weil du mich flachlegen willst stimmt's? Kannst du dich etwa auch nicht an die Nacht erinnern?", in meiner Stimme schwang ein wenig Spott mit drin. „Stell dir vor nein. Ich habe wirklich versucht nur nett zu dir zu sein, nach unserem Fauxpas.", „Siehst du, du sagst selber es war ein Missgeschick", „Ja, weil es eins war!", er war etwas lauter geworden, „Ich bezweifle das du und ich jemals etwas nüchtern angefangen hätten". Er klang auch etwas von oben herab und irgendwie trafen mich seine Worte. Ruckartig setzte ich mich auf. Wie schnell war die Stimmung jetzt bitte gekippt. „Dann geh bitte endlich! Weil mein Typ bist du garantiert nicht!", zickte ich ihn zurück an, „Du weißt ja nicht mal was du willst!", „Klar weiß ich das, das du mich in Ruhe lässt!". Joey schüttelte den Kopf und erhob sich, kurz bevor er raus ging sagte er noch, „Du bist einfach nur kindisch und peinlich", damit ließ er mich sitzen.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt