45.

18 3 2
                                    

„Wo wart ihr denn so lange?", fragte Billie mit einem Grinsen vom Sofa aus, Joey und ich standen im Türrahmen, er war die Ruhe selbst und ich total nervös und wirkte total ertappt. „Wir waren noch kurz bei Max und Cole", log er seinem Vater eiskalt ins Gesicht und ich nickte schnell um es zu bestätigen. Billie zog eine Augenbraue hoch und schien es nicht ganz zu glauben, „Ahaaa, bei Max und Cole also", sagte er mehr zu sich selbst als zu uns. „Denkt ihr morgen dran, das wir hier zum Grillen mit Mike und Franks Familien verabredet sind", erinnerte uns Adrienne daran bevor wir hoch gingen.

Am nächsten morgen wachte ich alleine in meinem Zimmer auf, Joey und ich hatten noch lange auf dem Bett gelegen und geredet. Ich hatte ihm etwas mehr über meine Familiensituation erzählt.

Ich schaute auf mein Telefon um die Uhrzeit zu checken. 9:43 Uhr. Ich streckte mich und wälzte mich aus dem Bett um mich im Bad etwas frisch zu machen. Das hatte ich in der letzten Zeit etwas vernachlässigt. Nach dem ich mir das Gesicht gewaschen hatte und ein wenig Mascara aufgetragen hatte, fühlte ich mich gleich lebendiger. Den Dutt, zu dem ich mir beim Waschen die Haare hochgebunden hatte, ließ ich. Anschließend zog ich mir noch etwas anderes an und taperte die Treppe runter.

Unten war nur Adrienne und ich half ihr den Tisch zu decken. Mittlerweile wusste ich so halbwegs wo alles war. „Guten Morgen", grinste ich sie ausgeschlafen an und erhielt inklusive warmes Lächeln ebenfalls ein „Guten Morgen". Die Teller standen drinnen auf dem Esstisch da es draußen regnete.

„Wo ist denn der Rest?" fragte ich verwundert. Ich hatte wenigstens Billie erwartet der sich seinen Kaffee machte. „Billie ist mit den Hunden und wollte vom Bäcker Brötchen mitbringen", ich nickte, dieser verdammte Gutmensch. 

Irgendwann kamen Joey und Jake die Treppe runter und ich grinste bei Joeys Anblick in mich hinein. Er sah schon süß aus wenn seine Locken etwas verstrubbelt nach dem Aufstehen waren. Er trug ein einfaches Shirt und eine Jogginghose. Während ich vorsichtig meinen Tee schlürfte, beobachtete ihn vom Sofa aus wie er sich Kaffee machte, gähnte und sich mit der Hand durch die nicht gestylten Locken fuhr.

Erst als Joey das Wohnzimmer betrat bemerkte ich das Jake mich vom Esstisch aus beobachtete wie ich Joey beobachtet hatte. Als bei mir der Groschen fiel wurde ich etwas rot im Gesicht und Jake schüttelte den Kopf und wandte seinen Blick von mir ab.

Etwas peinlich berührt zupfte ich am Bändsel meines Teebeutels und schaute in die Tasse als ob es nichts interessanteres gab als dieses dampfende Heißgetränk.

Doch bevor irgendwer was sagen konnte, ging die Haustür auf und Billie betrat das Haus. Er sah so normal aus das ich mir ein Lachen verkneifen musste und ein bisschen überfordert, so wie er die drei Hunde an der Leine hatte, die Brötchentüte in der Hand hielt und vom Regen tropfend im Flur stand. Einer nach dem anderen Hund schüttelte sich das nasse Fell und spritze das ganze im Pelz gesammelte Wasser im Hausflur.

„Adie!?", plärte er von der Fußmatte aus, „Kannst du mir bitte helfen?", sie kam aus der Küche und nahm ihm wenigstens die Brötchen ab. „Das abtrocknen solltest du ja schaffen, wer drei Hunde möchte muss sich auch kümmern", Billie murmelte etwas unverständliches und begann einen Hund nach dem anderen mit einem Handtuch abzutrocknen. Keine leichte Aufgabe.

Nach dem Frühstück verzog ich mich in den Keller und begann weiter mit dem Proben. Es klappte alles immer besser und ich hatte nur noch bei drei Stücken Probleme.

Als ich zwischendurch für eine Pause nach oben ging erinnerte mich Adrienne das in etwas weniger als zwei Stunden Mikes und Franks Familie auf der Matte stehen würden. Ob grillen bei dem Wetter die beste Idee war ließ ich mal hingestellt, ich schielte skeptisch aus dem Fenster, aber draußen schien mittlerweile die Sonne.

Ich übte noch etwa eine Stunde, dann schaltete ich die Anlage aus und ging nach oben in das Gästezimmer um mich fertig zu machen. Meine Haare bürstete ich gut durch und flocht sie in einem Zopf der mit über die Schulter hing. Aus dem Koffer zog ich ein sauberes Shirt und eine Hose, von dem „Sauber" Stapel zog ich einen Hoodie für drüber. dann polterte ich die Treppen runter um zu schauen ob meine Hilfe noch benötigt wurde.

Während ich draußen den Tisch abwischte und mit Joey, der die Teller anschließend deckte herumalberte, klingelte mein Telefon. Es war meine Mutter, schnell ließ ich den Lappen fallen und entfernte mich ein paar Schritte ehe ich ran ging.

„Ja?", fragte ich eine Nummer zu forsch in den Hörer. „Jack?", wimmerte meine Mutter, „Ja?", fragte ich erneut, jetzt aber eine Spur höflicher. „Dein Vater...", ihr versagte die Stimme und sie schluchzte, ich runzelte die Stirn, „Was ist mit ihm?". „Dein Vater...er macht es nicht mehr lange", ich rollte mit den Augen in Joeys Richtung der mich fragend ansah, „Ich weiß Mom, er hat ja auch Speiseröhren Krebs, natürlich hat er nicht mehr lange und ihr habt es ja auch schon mehrfach erwähnt.", „Nein Jack, du verstehst nicht.", ich konnte förmlich hören wie sie den Kloß in ihrem Hals runterschluckte, „Er liegt gerade wirklich im Sterben, also wenn du dich verabschieden willst, dann...dann.", ihre Stimme wurde erneut brüchig. „O...okay", das war das einzige was ich stammelte, „Ich beeile mich", gab ich noch als Antwort ehe ich auflegte.

„Und?", fragte Joey, der das Gespräch aus der Distanz mit Argwohn verfolgt hatte. „Mein...mein Dad", stammelte ich nur ehe ich an ihm vorbei ins Haus sprintete, vorbei an einer verdutzten Adrianne und einen verwirrten Billie. Doch darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern.

An der Garderobe begann ich hektisch mein Schuhe anzuziehen, doch bevor ich das Haus verlassen konnte hielt mich Joey an den Schultern fest. „Was hast du vor?", fragte er ruhig, „Ich muss zu ihm!", sagte ich aufgewühlt und wollte wieder los, „Komm ich fahre dich eben", bot er mir an. Ich nickte, „Mach aber schnell!", drängte ich ihn. Mittlerweile standen auch Adrienne und Billie um Flur, „Wo wollt ihr hin?", sie sahen mehr als verwirrt aus und es tat mir unendlich leid. „Erklären wir später!", viel Joey mir, bevor ich etwas erklären konnte ins Wort. „Na komm Jack!".

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt