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Gerade als ich den Herd angemacht hatte, hörte ich das Auto der Armstrongs in die Auffahrt fahren. Keine drei Sekunden später hörte man den Schlüssel im Schloss der Haustür und die Hunde, die mich bis gerade noch bettelnd belagerten, begannen freudig an zu bellen und rannten zur Haustür. Und ein paar Sekunden später kam die Familie rein. „Ach Jack, das hättest du doch nicht machen müssen", ich zuckte mit den Schultern, „Ach gar kein Problem".

Ich hatte, in der kurzen Zeit seit ich von meinem Heimatbesuch wieder da war, den Tisch weitestgehend gedeckt und in der Pfanne auf dem Herd wollte ich Rührei zubereiten. „Soll ich dir noch was helfen?", fragte Adrienne freundlich, ich nickte, „Das einzige was noch gemacht werden muss, ist Kaffee, den hab ich noch nicht geschafft". „Alles klar. Mache ich", und so machte sie sich an die Arbeit. „Oh die Bohnen sind alle", stellte sie nach wenigen Handgriffen fest, „Ich hol eben neue", informierte sie mich und verschwand im Flur. Jetzt war ich mit Joey allein in der Küche, „Na?", hörte ich seine Stimme keine Sekunde später, nach dem Adrienne die Küche verlassen hatte. „Und was hast du so in der Zeit gemacht?", ich grinste, „Natürlich die Ruhe genossen, was sonst". Irgendwie fühlte sich das mit Joey immer noch komisch an, zwar war es jetzt entspannter nach dem wir uns ausgesprochen hatten, aber irgendwie immer noch unangenehm. „Wie war die Messe?", er rollte mit den Augen, „Hör mir bloß auf damit", lachte er dann. „Wenn es nach mir ginge müsste ich da gar nicht hin", ich grinste wieder, „Tja, hat schon so seine Vorteile allein zu sein". Adrienne kam wieder ehe er etwas erwidern konnte und ich wandte mich dem Herd zu. Die Pfanne war heiß genug und ich kippte die Eier dazu, sie begannen direkt zu brutzeln und verströmten in der Küche einen herrlichen Duft.

„Das riecht aber gut", kam Billie aus dem Wohnzimmer dazu, „Mensch, das kannst du gerne auf Tour öfter machen wenn das so gut schmeckt wie es riecht", grinste er, „Ne du, das überlasse ich lieber Spaghetti, der kann das viel besser als ich". „Das werden wir ja gleich sehen", ich beförderte das Rührei auf einen Teller und brachte es dann rüber ins Wohnzimmer in dem der Esstisch stand. Die Armstrongs saßen schon am Tisch und guckten erwartungsvoll auf den Teller.

„Sehr lecker", kommentierte Billie nach dem ersten Bissen lobend, der Rest der Familie stimmte ihm zu.

Nach dem Essen verstreute sich das ganze ein wenig, Jake verzog sich in sein Zimmer, Billie und Adrienne machten draußen einen Spaziergang mit den Hunden und Joey und ich erledigten den Abwasch.

„Wie hast du das Rührei gemacht? Das war mega lecker", fragte Joey nachdem er das erste Teil gespült hatte, „Kann ich dir leider nicht sagen", grinste ich, „Geheimes Familienrezept". „Och komm schon", bettelte er mit großen Augen, ich schüttelte lachend den Kopf, „Nur für Mitglieder der Familie Sanders".

„Was ist eigentlich mit deiner Familie?", fragte er nach einer Weile eine Spur ernster. Ja was war jetzt eigentlich mit meiner Familie?

Das Treffen vorhin war recht gut gelaufen und ich musste mich nur einmal zusammen reißen nicht auszuflippen. Aber ich war immer noch sauer? Verletzt? Waren das die richtigen Wörter um das zu umschreiben? Ein Treffen und eine Entschuldigung machten die ersten Achtzehn Jahre meines Lebens nicht ungeschehen. Es würde lange brauchen um diese Zeit aufzuarbeiten.

„Ja", sagte ich nur, „Schwierige Geschichte", versuchte ich auszuweichen und trocknete die Teller ab. Eine Weile sagte keiner von uns etwas und wir verrichteten stumm unsere Arbeit, doch nach ein paar endlosen Minuten brach ich das schweigen.

„Mein Vater hat Krebs im Endstadium.", rückte ich dann mit der Sprache raus, „Oh, das tut mir leid", sagte er ein paar Sekunden später. Was sollte ich darauf sagen? Danke, aber es kümmert mich nicht wirklich? Oder Joa ist Karma, machste nichts? Doch bevor ich wahrscheinlich etwas dummes gesagt hätte sprach Joey einfach weiter und ich war ihm im ersten Moment unheimlich dankbar dafür. „Mein Opa hatte auch Krebs, ich hab ihn leider nie kennengelernt. Er ist gestorben als mein Dad ungefähr zehn Jahre alt war.", ich war noch nie gut in sowas, was sollte ich jetzt sagen? Tut mir leid? Er kannte seinen Großvater nicht einmal. „Also falls du reden möchtest...", fügte er an und lies mir mit seinem nur halb ausformulierten Angebot Interpretationsspielraum.

Ich nickte nur und bedankte mich. Mehr musste er erst einmal nicht wissen, es war jetzt kein übermäßiges Geheimnis oder so was meine Vergangenheit betraf, aber es war für mich noch zu schmerzlich darüber zu reden, ich würde mich extrem verletzlich vor ihm machen und das Vertrauen hatte er noch nicht.

Zum Glück wechselte er direkt das Thema und wir begannen zu scherzen. Ich lachte über seine Witze und ertappte mich dabei wie ich dachte das er doch eigentlich ganz süß war.

Als wir mit dem Abwasch fertig waren wollte ich etwas Zeit für mich um das Treffen mit meinen Eltern Revue passieren zu lassen. Ich entschied mich dazu in den Whirlpool zu steigen, jetzt hatte ich so ein Luxusding vor der Nase, also musste ich das ausnutzen.

Nach dem ich umgezogen war lief ich im Bademantel die Treppe runter. Verharrte allerdings als ich an dem Zugang zur Garage vorbei lief. Die Tür war nur angelehnt und ich hörte Jemanden laut Atmen, neugierig luscherte ich durch den Türspalt und was ich sah war schon ziemlich heiß. Ich erkannte Joey in einem schwarzen Tanktop wie er auf einer Langhantelbank lag und die Metallstange  unter Anstrengung runter auf seine Brust führte und sie wieder hoch drückte.

Bevor er etwas mitbekommen konnte huschte ich schnell durch die Glastür auf die steinige Terrasse. Ich streifte Badeschlappen und Mantel ab, kalt war es ja schon, auch wenn wir hier in Kalifornien waren. Fröstelnd stieg ich in das warme Wasser und direkt überlief mich eine wohlige Gänsehaut. Ich lehnte mich zurück und genoss die Umgebungsgeräusche. Das Rauschen der Baumwipfel im Wind, die Vögel die fröhlich zwitscherten, das sanfte Blubbern des Pools. Einfach entspannend.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt