„Was machen wir denn jetzt?", wir hatten mittlerweile wieder festen Boden unter den Füßen und liefen durch den Hafen auf ein Riesenrad zu. Hatten wir jetzt ernsthaft die Fahrt mit der Fähre auf uns genommen wenn wir die Strecke auch mit dem Bus oder Auto hätten fahren können? Genervt zuckte ich mit den Schultern. „Wir werden gar nichts machen! Ich hol mir bei der nächsten Apotheke die Pille danach", war meine Antwort, die, die Personalpronomen extra betonte, ehe ich meine Schritte beschleunigte und zu den anderen aufschloss. Idiot!
Bei der Riesenradfahrt setzte ich aus, mir war immer noch was schwummrig von der Schiffsfahrt und ich brauchte mal ein paar Minuten alleine. Die Sonne schien zwar aber es war trotzdem kalt. War auch kein Wunder schließlich hatten wir fast Anfang November. Fröstelnd zog ich meine Bundeswehrjacke enger um meine Schultern. Ich hatte jetzt knappe dreißig Minuten Zeit, also beschloss ich die nächste Apotheke aufzusuchen. Ich schrieb Chuck schnell eine Nachricht und ging los.
Nach einer Weile hatte ich dann mein Ziel gefunden und betrat den Laden. Zum Glück war wenig los, etwas unsicher trat ich zum Trehsen vor. „Einmal die Pille danach...und einen Schwangerschaftstest bitte", sagte ich auf die fragenden Augen der älteren Dame, nach der Begrüßung. „Wann fand denn der Verkehr statt?", „Gestern Nacht...ich denke mal vor so knapp zehn Stunden". Meine Hände wurden schwitzig, „Aha", gab die Apothekerin nur zurück und verschwand dann ohne ein weiteres Wort. Wie automatisch trommelte ich mit den Fingern auf dem Holz der Theke bis die Frau wieder kam und mir eine kleine Papierschachtel und eine längliche, in Plastik eingeschweißte überreichte, dankbar nahm ich sie entgegen. „Das macht dann einmal 43 Dollar", ich schluckte, warum war dieses Ding so verdammt teuer? Egal ich begann in meinen Taschen nach meinem Portemonnaie zu suchen, fand es auch recht schnell und bezahlte. Draußen Atmete ich erstmal durch. Nervös öffnete ich die kleinere der beiden Schachteln und zog einen Blisterstreifen, in der größe der Schachtel heraus in dessen Mitte eine kleine Pille eingeschweißt war. Kopfschüttelnd drückte ich die kleine Pille aus dem Plastik und schluckte sie. Keine Veränderung, das war wohl normal, Schulterzuckend begab ich mich schnellen Schrittes zurück zum Hafen.
„Wo warst du?", die anderen standen schon unten vor dem Riesenrad, Billie gab ein paar Autogramme und machte Selfies. „Sorry, ich musste noch etwas besorgen", „Und was?", er grinste mich schelmisch an, „Kondome für dich, damit du dich nicht fortpflanzt", antwortete ich nur trocken. „Wenn dann alle wieder vollzählig sind können wir ja zurück fahren", sagte die Frau von Billie. „Ich muss passen, ich nehm den Bus", sagte ich mit einem unsicheren Lächeln. Bei meinem kleinen Ausflug hatte ich mich nach den Busfahrzeiten erkundigt. „Warum?", ihre Stirn runzelte sich und zog ein paar kleine Falten. „Sie ist Seekrank", ich warf Chuck einen bösen Blick zu, „Danke Hasi, aber ich kann schon alleine reden".
Nach einem kurzen hin und her durfte ich dann mit dem Bus fahren und ich bekam Joey als „Beschützer" aufgedrückt, was mich dann doch überlegen lies ob ich nicht lieber mit den Anderen gefahren wäre, aber auf mein Veto, das ich alt genug war wurde gar nicht eingegangen und so stapfte ich missmutig mit Joey im Schlepptau zur Bushaltestelle.
„Warst du bei einer Apotheke?", er schien etwas unsicher und ich nickte nur, da ich keine wirkliche Lust auf ein Gespräch hatte. „Und?", er sah mich fragend an, ich sah fragend zurück, „Was und?", fuhr ich ihn an. Was wollte er jetzt wissen? Aber bevor Joey noch etwas erwiedern oder fragen konnte, kam der Bus und wir stiegen ein. Jeder von uns kaufte sich ein Ticket, dann setzte ich mich in den hinteren Teil des so gut wie leeren Busses und Joey sich in meine Nähe. Vorne saßen ein paar Mädchen die ihre Köpfe zusammen steckten und ständig zu uns rübersahen. Ich korrigiere, sie sahen zu Joey und kicherten, was mich warum auch immer schon wieder auf die Palme brachte, nichtmal an den Off-Days hatte ich meine Ruhe vor irgendwelchen nervigen Fangirls! Wäre ich doch besser im Hotel geblieben und hätte einen Wellnesstag gemacht, hätte ich aufjedenfall nötig gehabt!
Eines der Mädchen war aufgestanden und kam zu uns rüber. Sie trug eine Mütz, wodurch ihre welligen roten Haare ihr blasses Gesicht umspielten und es so perfekt zur Geltung brachten, sie konnte nicht älter als sechzehn sein. Jetzt wo sie vor uns stand konnte ich auch lesen was auf der Mütze stand, SWMRS, war auf die schwarze Wolle gestickt. Was sollte denn das heißen? Rechtschreibung wurde wohl auch nicht mehr groß geschrieben. Sie lächelte Joey verlegen und auch ein wenig schüchter an, „Hey", er lächelte zurück und setzte die Sonnenbrille ab, die bei dem Wetter sowieso mega unnötig war. „Ich bin ein riesen Fan!", platzte es dann plötzlich aus ihr heraus und ich verstand die Welt nicht mehr. Ihr Gesicht machte es dann auch direkt ihren Haaren gleich. „Danke", sagte Joey mit einem warmen Unterton, „Ich will euch nicht nerven oder so, aber könnten wir vielleicht ein Foto machen?", sie sah zu Boden, er nickte, „Klar, komm her". Warum machte sie mit ihm Fotos? War man als Sohn eines berühmten Musikers auch so bekannt? Sie zog ihr Telefon aus der Tasche, welches nebenbei bemerkt eine riesen Hülle in Form eines Einhorns hatte und Joey legte einen Arm um sie. Die beiden machten ein paar Selfies, dann bedankte sich das Fanividuum überschwänglich bei meinem Begleiter und zischte schnell zu ihren nicht minder beknackten und gackernden Hühnern ab.
Ich würde wohl nie verstehen warum man jemanden so anhimmelte, den man gar nicht wirklich kannte, und dann wenn man die Person dann traf, keinen oder kaum einen Ton heraus brachte und sich total zum Affen machte. Und das alles nur, weil er/sie/es vielleicht drei Töne geradeaus singen konnte. Einfach bescheuert! Warum stellte man solche Menschen wie zum Beispiel Billie auf eine höhere Stufe als sich selbst? Wir sind doch alle Menschen!
Total in Gedanken tippte Joey mich an, „Wir sind gleich da, wollen wir, bevor wir zurück zum Hotel gehen noch einen Kaffee trinken gehen oder so?". „Ich mag keinen Kaffee", erwiederte ich nur kühl, aber sein Glück das ich auch nicht direkt zurück zum Hotel wollte. „Aber ich will noch nicht zurück", nahm ich seine Einladung an und wir stiegen aus dem Bus in die kühle Novemberluft.
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Hit the Road Jack
RandomAuf Tour mit Green Day, kann es schöners geben? Für Jack aufjedenfall.