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Am nächsten Tag wartete in Florenz das nächste Konzert auf uns, ich war immer noch total Nervös und hatte die Nacht so gut wie nicht geschlafen. Nach dem einladen der ganzen Instrumente und der Bühnenelemente in Turin, dauerte die Fahrt etwas mehr als fünf Stunden. Fünf Stunden in denen ich erst versuchte zu schlafen und dann keinen Zusammenbruch mit Heulkrampf zu bekommen, es war so eine dumme Idee gewesen zu der ganzen Sache "Ja" zusagen. Aber immerhin wurde ich bezahlt und das nicht komplett schlecht. Es war deutlich mehr als das was ich vorher als Roadie bekommen hatte und sehr viel mehr als der Job im Supermarkt abgeworfen hatte.

In Gedanken ging ich unsere Setlist durch und freute mich auf den darauffolgenden Tag wo wir einen Off-Day hatten. Von Florenz nach Bologna war es auch nur eine knappe Stunde Fahrt, was für uns hieß nicht den ganzen Tag im Bus zu verbringen. Mit Florenz waren es nur noch drei Konzerte in Italien und dann ging es in die Schweiz und dann folgte endlich Deutschland, wo ich mich natürlich am meisten drauf freute. Peggie und ich hatten bereits verabredet, das wir uns in Berlin auf jeden Fall verabreden würden,  wenn sie es auch schaffen würde, vielleicht auch in Köln.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das es nicht mehr lang war bis wir erstens ankommen und zweitens aufstehen müssten. Als nun fester Bestandteil der Band musste ich auch mit zu den ganzen Veranstaltungen für die ich die Jungs bis jetzt immer für ausgelacht hatte. Morgen früh hatten wir als erstes einen Termin bei einem Radiosender, Radio Firenze. Ich wusste jetzt schon nicht wie ich den Tag, geschweige den Auftritt am Abend hinbekommen oder überleben sollte.

Ich wurde jedoch prompt von unserem Bus aus den Gedanken gerissen, denn er fuhr von der Autobahn ab und wurde langsamer bis er dann schließlich stand, verwirrt streckte ich meinen Kopf durch den Vorhang aus meiner Koje raus auf den Gang, als ob ich da dann mehr sehen würde. War auch nicht der Fall. Ich schälte mich aus der Decke rollte mich aus dem Bett um der Sache auf den Grund zu gehen warum wir so plötzlich anhielten. Ich war offenbar nicht die einzige, die, die Idee hatte, denn hinter mir kletterte auch Mike aus seinem Bett. Er sah total verpennt aus und seine Haar standen in alle Richtungen ab, mit Styling hatte das nichts mehr zu tun, aber er war ja gerade erst aufgestanden.

Für die Europatour hatten wir einen neuen Busfahrer bekommen, der sich am ersten Abend wohl vorgestellt hatte, was ich aber nicht mitbekommen hatte, da ich noch nicht dagewesen war. Aber zu meiner Überraschung war es eine Mitte zwanzigjährige Blondine die jetzt den Motor abstellte. „Äh Sorry, warum halten wir?", Mike klang sehr verwirrt, „Ich muss meine Pause machen, das ist Vorschrift", antwortete sie auf perfekten Englisch zuckersüß. Man konnte förmlich sehen wie sich die Zahnräder in Mikes Kopf drehten und wie es dann letztendlich klick machte, „Ahh, okay", "Wir machen eine Stunde Pause, ihr könnt meinetwegen kurz raus, zur Tankstelle, eine Rauchen oder sonst was machen. Aber in einer Stunde ist hier Abfahrt", ich nickte, „Alles klar". „Wer bist du eigentlich? Dich habe ich in der Vorstellungsrunde nicht gesehen. „Ja, ich kam etwas später dazu, ich bin Jack", stellte ich mich lächelnd vor. „Ich bin Jule", sagte sie nur mäßig interessiert und stand von ihrem Sitz auf um raus zu gehen.

Ich ging wieder nach hinten um den anderen Jules Info weiterzuleiten und um mir einen Pulli und eine lange Jogginghose anzuziehen.

Zusammen mit Jimmy und Spaghetti stieg ich aus dem Bus in die Kühle Nachtluft, auf die Raststätte. Um uns herum standen ein paar LKWs die auch Pause machten und tief zu schlafen schienen. Jule stand neben dem Bus und rauchte. Wir stiefelten zu dem beleuchteten Häuschen und schauten was es cooles zu kaufen gab. „Ich hab richtig Bock auf Eis", verkündete Jimmy. „Ich finde diese Jule irgendwie komisch", sagte ich, als wir vor der Eistruhe standen, Spaghetti schüttelte den Kopf, ich finde sie super cool, die traut sich wenigstens was. So ein riesen Fahrzeug zu fahren ist bestimmt nicht so einfach.", ich sah ihn mit schiefgelegten Kopf an, „Aha!", sagte ich laut und zog ein Eis aus der Truhe, „Du stehst auf sie!". Er boxte mir gegen den Arm, „Tue ich gar nicht!", „Und ob! Du bist total in sie verschossen!", zog ich ihn auf und wich einem erneuten Schlag gegen meinen Arm aus und ging zu Kasse. Jimmy grinste nur, er gab mir aber recht, was den kleinen Italiener völlig aus der Fassung brachte.

Die Ablenkung von dem was mich in wenigen Stunden ereilen würde hatte gut getan, aber kaum waren wir beim Bus angekommen war sie wieder da. Diese verdammte Angst. Ich stieg mit Jimmy ein und Spaghetti begann mit Jule zu reden, wir beobachteten sie eine Weile. Die beiden verstanden sich ziemlich gut. Nach einer weile kamen sie wieder in den Bus rein und Jule setzte sich hinter das Steuer uns startet den Motor.

Jetzt ging es weiter nach Florenz.

Ich musste wohl doch eingeschlafen sein , denn ich wurde von Chuck geweckt, „Jack", er rüttelte vorsichtig an meinem Arm, „Jaaack", er rüttelte etwas doller, „Mhhhm!?", grummelte ich in mein Kissen und blinzelte. Es fiel Tageslicht in die Kabine und mein erster Blick viel zu meiner Uhr die mir elf Uhr Morgens signalisierte. „Wir müssen los, wir haben in einer Stunde das Interview bei dem Radiosender", „Muss ich da mit?", fragte ich hoffnungsvoll das er „Nein" sagte, doch er sagte „Ja".

Mies gelaunt stand ich auf und ging ins Bad um mich frisch zu machen und Zähne zu putzen, dann begann ich mich umzuziehen und stand keine fünf Minuten später fertig vor dem Bus. Dort warteten Chuck, der Rest der Band und Jule, die mit Spaghetti redete. „Also ich wäre soweit! Was ist eigentlich mit Frühstück? Ich habe mega Hunger". Chuck setzte ein diplomatisches Lächeln auf und ich wusste jetzt würde eine schlechte Nachricht kommen.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt