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Die Rückfahrt vom Flughafen zur Halle war etwas länger als ich vermutet hatte und mein Bus stand wegen dem hohen Verkehrsaufkommen, verursacht durch das Konzert im Stau. Draußen dämmerte es bereits und ich sah zum wiederholten Mal auf mein Handy kurz vor sechs, der Bus hatte sich nicht bewegt und das schon seit einigen Minuten. Ich zog einen Stöpsel meiner Kopfhörer raus, nur um zu hören wie sich der Busfahrer über die Verkehrslage aufregte und die anderen Fahrgäste, die offensichtlich zum Konzert wollten aufgeregt schnattern zu hören. Genervt öffnete ich Google Maps und es waren nur noch ein paar Blocks, also stieg ich aus dem Bus und lief das letzte Stück zur Halle. Leider fing es dann auch noch an in Strömen zu regnen, so, dass ich bis auf die Haut nass wurde. Also legte ich einen Zahn zu und beeilte mich, so gut wie es mit dem Rollkofer ging.

Kurz nach Beginn des Einlasses kam ich, wenigstens noch halbwegspünktlich an der Halle an. Vorne war zu viel los, also probierte ich es am Hintereingang, wo meine persönlichen lieblings Menschen standen. Securitys. Hoffentlich ließen sie mich dieses Mal rein und nicht wortwörtlich im Regen stehen. Nach ein paar Minuten fasste ich mir ein Herz und trat auf die unfreundlich schauenden Herren in schwarz zu. „Hi", ich zeigte meinen Pass vor, „Ich habe mich etwas verspätet", der Security besah sich den Pass ganz genau. „Können Sie sich ausweisen?", fragte er etwas von oben herab, ich nickte und kramte meinen Ausweis hervor, er insbizierte ihn genau so gründlich wie den Pass und leuchtete mir dann mit seiner Taschenlampe ins Gesicht, „Woha! Können Sie mich da das nächste mal vorwarnen?", rief ich erschrocken mit zusammen gekniffenen Augen aus. Sein Kollege lachte, doch ich hielt meinen Mund, was auch wahrscheinlich besser war. „Wie ist ihr Vollständiger Name?", was wurde das hier, ein Verhör? „Jacqueline Morgan Sanders, kann ich jetzt bitte rein? Ich bin nass bis auf die Knochen und so schon spät drann. Sein Kollege der unserer Konversation belustigt zugesehen hatte nickte, „Komm Ed, lass die Kleine durch, ich hab die hier schon mal gesehen, die gehört zur Crew.". Ed gab mir wiederwillig meine Sachen zurück und ich durfte passieren.

„Danke!", rief ich über meine Schulter zurück Richtung Eingang. Hätte sein Kollege das nicht früher sagen können? Und warum nannten die mich alle immer Kleine? Jetzt durchkämmte ich das Labyrinth an Gängen der riesigen Halle, doof nur das sie alle gleich aussahen. Ich war alleine und das einzige Geräusch was zu vernehmen war, war das Hallen meiner Schritte und mein Koffer den ich hinter mir her zog. „Los Chuck, wir sind in zwei Minuten dran! Sie kommt nicht mehr!", das war Isaac und es hörte sich gar nicht mal so weit weg an. Als ich um die nächste Ecke bog sah ich wie die anderen Chuck zur Bühne schleiften. Ich ließ meinen Koffer neben der Tür aus der sie gekommen waren stehen und rannte ihnen hinterher. „Chuck!", er dreht sich um, „Es tut mir leid!", ich schloss ihn in eine Umarmung, er nickte und umarmte mich ebenfalls, „Mir auch Nervensäge! Bist du wieder dabei?". „Wenn ihr mich noch wollt", ich sah zu ihm auf und er grinste, „Natürlich. Los komm!", Chuck zog mich mit bis zum Rand der Bühne wo ich bei den restlichen Angehörigen stehen blieb und mir wie so oft ihren Auftritt ansah, aber heute war es anders als sonst, es hatte irgendwie alles eine tiefere Bedeutung, so kitchig und klischeehaft das auch klingen mochte.

„Doch wieder da?", Markus stand aufeinmal neben mir, „Sieht wohl so aus", antwortete ich über den Lärm den die Band und die Zuschauer veranstalteten. „Schade, ich dachte ich wäre dich los", ich sah zu ihm auf, doch er lachte, „Schön das du wieder dabei bist", er drückte mich kurz an sich, bemerkte dann aber das ich Klitsch Nass war und zuckte zurück, „Bah!", rief er aus und ich lachte. Er schmiss mir ein Handtuch zu mit dem ich mich notdürftig abtrocknete. „Du solltest dich vielleicht umziehen, sonst wirst du noch krank", „Ne danke", brüllte ich über die Musik zurück und zog mir das Handtuch enger um die Schultern.

Rico der mich ebenfalls entdeckt hatte freute sich auch, das ich wieder dabei war und er war so lieb und gab mir für den heutigen Abend frei. Wir gingen alle zusammen in den Backstageraum wo Green Day und der Rest waren. Alle die, die nicht fester Bestand der Tour waren, würden nach dem Konzert nach Hause fliegen. Die anderen nahmen meine unerwartete Wiederkehr gut auf. Im Backstageraum stand wie immer ein riesiges Buffett und erst jetzt merkte ich wie Hungrig ich eigentlich war.

Nachdem ich mir einen Teller vollgehäuft hatte, schnappte ich mir noch ein Bier und ließ mich neben Chuck auf eines der Sofas fallen. „Prost!", ich erhob meinen Becher, „Darauf, das ich wieder da bin!", ich grinste und Chuck umarmte mich erneut. Ich war nicht mehr sauer auf ihn darüber was er vorhin im Hotel gesagt hatte, denn irgendwie hatte er ja auch ein wenig recht, auch wenn es mir schwer fiel das einzusehen.

„Schreib mir bitte wenn du den Test gemacht hast. Und wenn der Test positiv ausfällt...ich wollte dir nur sagen, dass du dann nicht alleine da stehst. Ich würde dir helfen, wenn du mich lässt", ich hatte mir gerade ein neues Bier aus dem Kühlschrank geholt und sah Joey jetzt verlegen an. „Ich schau mal", murmelte ich nur, nahm aber die mir hingehaltene Servierte entgegen, auf der ein paar Zahlen gekritzelt waren. „Das wird schon", sagte er aufmunternd und ich ging mit hängenden Schultern zurück zu den Anderen.

Durch die Wiedersehensfreude hatte ich den ganzen Schwangerschaftsmist gedanklich bei Seite schieben können, doch dank Joey spuckten jetzt wieder Bilder von kleinen Babys in meinem Kopf. „Jack was ist los?", Chuck hatte bemerkt das es mir nicht so gut ging, „Diese Schwangerschaftssache geht mir nicht aus dem Kopf. Ich habe immer noch total Panik das trotz der Pille da was sein könnte. Meine Tage habe ich auch immer noch nicht.". Er nahm mich in den Arm, „Och Jack. Was machst du nur für Sachen.", ich zuckte nur mit den Schultern, „Aber ich glaube, das es normal ist, dass sich deine Periode verschiebt. Gut ich bin jetzt weder eine Frau, noch ein Arzt, aber wenn ich mich recht entsinne wirkt die sich doch auf den Eisprung aus und vielleicht verschiebt sich das ja alles jetzt nach hinten.", ich sah auf. „Seit wann kennst du dich mit so was aus?", er lächelte, „Habe das mal gegoogelt". Über Chucks Worte einwenig beruhigt lehnte ich mich zurück und versuchte den Abend weitest gehend zu genießen.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt