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Als ich wach wurde drehte sich alles und ich ließ meine Augen geschlossen, verdammte Kacke! Ich sollte weniger trinken. Ich stöhnte und drehte mich auf die andere Seit, aber da hörte das Bett schon auf und ich fiel auf den kalten Parketboden. Total neben der Spur zog ich die Bettdecke zu mir auf die Erde und wartete das sich meine Wahrnehmung normalisierte. „Ah du bist schon wach", Chuck war in das Schlafzimmer getreten, „Ich wollte dich gerade wecken, dein Handy spielt total verrückt", er reichte mir das Gerät und ich sah mit zusammengekniffenen Augen auf das helle Display, dass schon einige Kratzer hatte und ich hätte schreien können. Mein Chef hatte mich mehrmals versucht anzurufen, sofort rief ich ihn zurück. „Endlich Jacqueline!", wie ich diesen Namen hasste!, „Ich brauche dich hier und jetzt, hier ist die Hölle los und Amanda hat abgesagt", ich zwang mich ruhig zu bleiben, „Aber ich hatte schon seit zwei Wochen kein Wochenende mehr. Kann Steven das nicht...", „Nein, kann er nicht. Entweder du bist in weniger als dreißig Minuten hier oder du kannst deinen Job vergessen!", damit legte er auf. „Bastard!", zischte ich leise und stand auf, das zittrige Gefühl im Körper blieb, aber dafür war der Schwindel weg. Schlecht gelaunt zog ich mich an und ging in die Küche.

„Chuck kannst du mich bitte zur Arbeit fahren? Mein Auto steht noch vor dem Proberaum", er sah mich stirnrunzelnd an. „Ich dachte du hast frei", „Hatte ich auch eigentlich, aber meine Kollegin hat abgesagt und jetzt hat mein Chef mich angerufen", „Und das kann kein anderer machen?", ich band meinen linken Schuh zu. „Offensichtlich nicht. Fährst du mich jetzt?", er nickt, nahm einen letztem Schluck aus seinem Kaffee, schnappte sich seine Schuhe und ging mit mir zum Auto.

„Warum lässt du dich immer vom deinem Chef rumschubsen?", ich sah nach vorne. „Ich hab doch keine Wahl. Ich hab doch nicht mal einen Abschluss, es war schon großes Glück das ich die Stelle überhaupt bekommen habe.", „Naja, das Problem hättest du nicht, wenn du mit uns auf Tour kommen würdest", fing er das Thema von gestern Abend wieder an aufzurollen. „Ich hab es dir doch schon gesagt, ich hab jetzt die Wohnung und ich mag Green Day nicht mal. Jetzt mal angenommen ich würde mitkommen, was mach ich dann wenn die Tour zu ende ist?", „Das sehen wir dann. Komm bitte mit, ohne dich wird das total langweilig. Du hasst diesen Job doch sowieso, also warum nicht? Und ich verstehe echt nicht was du gegen Green Day hast, du hörst doch auch ähnliche Bands wie Blink oder Sum41".

Wir waren angekommen und er stellte den Motor ab, „Das verstehst du nicht und weil ich keine Eltern haben die mich finanziell oder in irgendeine andere Richtung unterstützen!", sagte ich etwas patzig, was mir im nächstem Moment direkt leid tat. „Sorry", murmelte ich, „Ich lass es mir mal durch den Kopf gehen, okay?", sein Gesicht verzog sich sofort zu einem Grinsen. „Schönen Tag noch! Schreib mir wenn du fertig bist, ich hol dich dann ab", ich wünschte ihm auch einen schönen Tag und lief dann in den Supermarkt.

Abgehetzt betrat ich den Pausenraum wo wir auch unsere Spinde hatten. Schnell zog ich mir das hässliche rote Shirt mit meinem Namensschild an und wollte in den Laden eilen. „Du bist fünf Minuten zu spät", sagte mein Chef ohne von einem Blatt, auf das er schrieb, aufzusehen, als ich an seinem Büro vorbei huschen wollte. Ich blieb stehen, am liebsten hätte ich ihm mal richtig meine Meinung gesagt, doch das einzige was heraus kam war, „Entschuldigung, kommt nicht wieder vor", er sah von dem Blatt auf und schob sich seine Brille, die bis auf seine Nasenspitze runter gerutscht war mit dem Zeigefinger hoch. „Das ist bereits schon vier Mal vorgekommen, Jacqueline", er sprach meinen Namen ziemlich abfällig aus. Was konnte ich bitte für den Namen, von mir aus hätte ich auch lieber Alexandra oder wie auch immer gehießen, aber ich blieb Ruhig, wie immer und ließ es über mich ergehen. „Und du hast schon eine Abmahnung, das ist dir klar", ich nickte leicht, was sollte das hier bitte werden? „Naja, ich will mal nicht so sein, ein Chance bekommst du noch, vergeig sie nicht. Und jetzt los, im Lager stehen noch zwei Paletten, es muss gebacken werden und du hast von eins bis drei Kasse". Wieder nickte ich, bedankte mich und ging dann mies gelaunt in den Laden. Das mit dem backen war schnell erledigt und ich widmete mich der ersten Palette. Sie waren immer nach dem gleichen Schema aufgebaut, Brot, Kekse und Kuchen waren immer zusammen mit Ketchup, Eingemachten und Dosenfutter. Also machte ich mich ans einsortieren.

Gegen vier holte mich Chuck ab und fuhr mit mir zum Proberaum, dort stand der Van von Jimmy und die anderen waren schon dabei alles einzuladen. Den Gig hatte ich heute fast vergessen, total fertig half ich ihnen noch mit dem restlichen Kram und wir fuhren zu der Lokation. Also Isaac und Jimmy im Van und Alessandro und Chuck mit Chucks Auto, ich fuhr alleine mit meinem hinter her und hörte mir die selbst Aufgenommene CD der Band auf der Fahrt an. Ich hörte gerne ihre Lieder und kannte sie auch alle Auswendig, gut ich hatte auch nicht wirklich ein Wahl.

Der Club in dem die Jungs heute zusammen mit der Band Black Flowers spielten war recht groß und wenn ich mir den Ticketvorverkauf so ansah, durfte es heute später recht voll werden. Alessandro und Jimmy waren schon heute Nachmittag hier gewesen und hatten das gröbste vorbereitet, was eigentlich mein Job war. Jetzt half ich noch die Instrumente auszuladen und das Schlagzeug aufzubauen, dann machte ich noch einen groben Soundcheck mit dem Tontechniker der Vorort war, während die Jungs sich Backstage auf den Auftritt vorbereiteten. Das Aufbauen und den Soundcheck konnte ich mittlerweile im Schlaf, in den letzten drei Jahren hatte sich halt eine gewisse Routiene angesammelt. Ich konnte ein paar wenige Griffe auf der Gitarre, Bass konnte jeder Idiot spielen und mit dem Schlagzeug war ich sozusagen groß geworden, also für einen Soundcheck reichte es, nur für den Gesang kam Chuck kurz aus dem Backstagebereich. Als dann alles fertig war, war noch zwanzig Minuten zeit bis die Jungs von Black Fower anfangen würden, sie würden in etwa eine Halbestunde spielen, dann mussten ihre Sachen weggeräumt werden und dann kam Negative Love.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt