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„Der ist von dem Typen dadrüber", der Kerl hinter der Bar knallte mir förmlich den neuen Gin Tonic neben mein noch Halb volles Glas vor die Nase und zeigte auf einen Typen am anderen Ende der Bar. Wegen der schummrigen Belichtung konnte ich ihn nicht erkennen, ich nickte nur und trank, ohne den Typen weiter Beachtung zu schenken einen Schluck und scrolle weiter auf meinem Handy rum. „Darf ich?", ohne aufzusehen nickte ich und murmelte ein unverständliches, „Klar, hab den Platz ja nicht reserviert". „Naja, ich dachte halt weil wir das letzte mal so blöd auseinander gegangen sind hast du ein Problem damit", erklärte mir der Unbekannte, jetzt war ich schon neugierig wer die Person war und sah auf. Chris grinste mich schelmisch aus seinen dunklen Augen an und ich verschluckte mich an dem Getränk. Lachend klopfte mir Chris auf den Rücken, „Sorry!", sagte er immer noch lachend, „Ich wollte dich nicht so erschrecken". Nach dem ich mich wieder beruhigt hatte setzte er sich neben mich und stützte einen Arm auf den Tresen, „Und? Wie ist das Leben auf Tour? Ich hab gehört du wurdest befördert. Herzlichen Glückwunsch!". Er lächelte mich charmant an, während ich noch damit beschäftigt war mir die Tränen meines Hustenanfalles aus den Augenwinkeln zu wischen. Herr Gott, was machte er hier? Und überhaupt woher wusste er das ich jetzt vorübergehend für Isaac einsteigen würde? Ich räusperte mich kurz bevor ich anfing zu sprechen „Ähm danke. Naja, es ist okay. Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt.". Ich war ihm gegenüber etwas distanziert, denn wirklich Lust auf eine Konversation hatte ich jetzt nicht unbedingt, vor allem nachdem was zwischen uns passiert war. „Woher weißt du das mit der Beförderung?", fragte ich dann doch nach, bis jetzt hatten wir das nur Bandintern besprochen und es sollte eigentlich noch nichts an dritte weiter gelangt sein. „Von Instagram halt", ich zog fragend eine Braue hoch, „Na auf eurer Seite, der neue Post", ich sah ihn immer noch verwirrt an. Er lachte kurz, „Warte kurz", er zog sein Telefon aus der Tasche seiner zerrissenen Jeans und tippte darauf herum, „Hier!", er hielt mir das Gerät unter die Nase. Er hatte Instagram bereits geöffnet und es zeigte ein Post von Negativ Love an, ich hatte ihn auch schon gesehen, aber dem Text darunter keine Beachtung geschenkt, doch das änderte sich jetzt.

Wir sind sehr traurig darüber Isaac gehen zu lassen, aber mindestens genauso glücklich euch unsere neue Schlagzeugerin Jack vorzustellen.

Sie hatten mich sogar markiert, aber da ich sowieso so selten auf Instagram online war und es auch eigentlich nur wegen den Jungs hatte, hatte ich es einfach überflogen. Gut das meine Benachrichtigung aus und mein Konto auf privat gestellt waren, denn ich konnte mir vorstellen, da die Jungs nicht komplett unbekannt waren, das mein Postfach ganz schön voll war.

„Freust du dich nicht?", ich sah von dem Post auf und nahm ein großen Schluck von dem, ich musste zugeben ziemlich gut gemischten Gin Tonic, „Natürlich freue ich mich", lachte ich mit einem gespielten Lächeln, „Ich wollte schon immer auf der Bühne stehen!", fügte ich noch sarkastisch meiner Antwort bei. Er hielt mir seine Flasche entgegen, „Auf dich!", schweren Herzens stieß ich mit ihm an. „Auf mich!", murmelte ich und trank einen großen Schluck, „Hast du die Stücke schon drauf?", begann er mich weiter zu löchern, „Weitestgehend", gab ich knapp wieder und ließ den Blick durch die Menge schweifen. Keine bekannten Gesichter mit denen ich mich aus der Affäre hätte ziehen können. „Bist du eigentlich alleine hier?", diesmal schüttelte ich nur den Kopf, „Du?", „Meine kleine Schwester und ihre Freundin laufen hier irgendwo rum, ich spiele heute Abend den großen „Aufpasser". Bist du auch für wen der Babysitter?". „Ich kann nicht mal auf mich selbst aufpassen", gab ich grummelnd von mir und er lachte. „Ich kann mich noch gut an unseren ersten Abend erinnern", ich lachte ebenfalls, „Ja ich war voll am kotzen", „Ja und schwer warst du auch!", lachte er und ich boxte ihn spielerhaft gegen die Schulter. „Vielleicht bist du auch einfach zu schwach", konterte ich seine Anmaßung. Wir blödelten noch ein wenig rum, letztendlich war es besser mit Jemand bekanntes da zu sitzen und zu saufen als komplett alleine und auch wenn unsere gemeinsame Vorgeschichte nicht die beste war, konnte ich das in diesem Moment gut ausblenden.

„Hier bist du!", hörte ich eine mir wohl bekannte Stimme hinter mir, ich wischte mir die Lachtränen aus denn Augenwinkeln und drehte mich um. Hinter mir stand wie zu erwartend Joey und sah mit verschränkten Armen auf mich runter, mir viel erst jetzt der Größen unterschied zwischen uns auf. „Heeeey!", sagte ich, grinste ihn an, drehte mich wieder zu Chris und setzte neu zu meiner Erklärung an, das es seine Schuld war, das ich beim ersten Mal so abgestürzt war. „Jack!", jetzt wurde ich ruckartig umgedreht, „Was!?", fragte ich etwas genervt, „Warum hast du nicht Bescheid gesagt!? Wir haben dich überall gesucht!", zickte er mich an. Doch bevor ich eine schlagfertige Antwort geben konnte mischte sich Chris ein, „Ey das geht auch freundlicher! Wer bist du überhaupt? Ihr Freund oder was!?", Männer! Was daraufhin folgte konnte man sich ja vorstellen. Die beiden umarmten sich, tranken ein Bier und wurden beste Freunde. Wer's glaubt, die beiden pöbelten sich weiterhin an und ich war gewollt mich von dem ganzen Szenario zu distanzieren, aber da begann Chris Joey zu schubsen, als dieser nach meiner Hand griff. „Sie kann selber für sich entscheiden du Arsch!", ich hatte ein ungutes Gefühl, da ich aus der letzten Auseinandersetzung dieser Art beinahe mit einer Gehirnerschütterung rausgegangen war. Zum Glück griffen ein paar umstehende ein und trennten die beiden von einander bevor es eskalieren konnte. Ich verabschiedete mich schnell von Chris und ging dann mit meinem halbleere Gin Tonic schnell dem angepissten Joey hinterher zu den Anderen.

Der Abend wurde trotzdem noch recht witzig, Joeys Kumpels waren mir sympathisch und wir lachten, tanzten und tranken viel. Die Bands waren auch alle super und ein paar von denen kannte ich sogar. Am besten kam ich mit dem Kurt Cobain Verschnitt Cole klar, wir lagen uns in den Armen und grölten besoffen bei den Liedern mit die liefen, ob wir sie nun kannten oder nicht. Joey mied ich für den Rest des Abends, er stand sowieso mit Max und zwei von den Mädels die wir beim Einlass getroffen hatten in einer etwas ruhigeren Ecke an einem Tisch und wirkte sehr beschäftigt eines der Mädels für sich zu gewinnen.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt