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Leise weinend lag ich auf dem riesigen Bett. Der Mond schien durch das Fenster und tauchte das ganze Zimmer in helles Licht. Die Müdigkeit die mich vorhin übermannt hatte war wie verflogen, Joeys Worte hatten sehr wehgetan. War ich wirklich so? Kindisch und peinlich? Und wollte er wirklich nur nett sein? In der Hinsicht war ich noch nie schlau geworden, noch nie hatte ich einschätzen können ob ein Typ zu mir einfach nur nett war oder Hintergedanken hatte. Meistens war letzteres der Fall, dabei sah ich nicht mal gut aus, gut auch nicht komplett scheiße, aber eher mittelmäßig. Von den Klamotten her trug ich auch nie etwas sehr aufreizendes, so etwas besaß ich gar nicht und Joseph Marciano Armstrong konnte ich in vielerlei Hinsicht nicht einschätzen. Vielleicht hatte er auch nur so reagiert weil ich seine Gefühle verletzt hatte. Obwohl ich das von ihm gehört hatte was ich wollte, machte es mich irgendwie traurig. Ich hatte sowieso nicht gedacht das er was mit mir angefangen hätte wenn er oder wir beide nüchtern gewesen wären. Aber da war immer noch diese Gedächtnislücke die weiterhin die Selbe Frage aufwarf. Hatte ich das freiwillig gemacht? Hatte ich mich ihm an den Hals geworfen? Hatte er mich für eine schnelle Nummer missbraucht? Wie war es überhaupt dazu gekommen? Und je mehr ich versuchte mich an die Nacht zu erinnern um so weniger wollten die Bilder zum Vorschein kommen. Und vor allem sagte Joey die Wahrheit?

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein leises Klopfen an der Tür wach, Ich gähnte, setzte mich auf und rief noch schlaftrunken ein leises „Ja". Adrienne stand in der Tür und schmunzelte, „Ist gestern wohl noch spät geworden", ich musste zu geben sie hatte ein sehr schönes authentisches Lachen. Auf Ihre Frage hin nickte ich nur und ließ mich zurück in die Kissen fallen. „Joey habe ich auch nicht aus dem Bett bekommen. Aber freut mich das ihr euch so gut versteht", na klasse! Genau das was ich wollte! Wieso konnte es bei mir nicht mal laufen? Andere bekamen es doch auch hin das nicht so kompliziert war. „Wir würden gleich frühstücken, wenn du was willst komm einfach runter. Wir sind im Garten", ich nickte, „Gerne, ich mach mich nur noch eben fertig dann komme ich runter". Sie lächelte, „Du musst dich aber nicht sonst wie schick machen, falls du das vorhattest", ich nickte und sie ließ mich mit einem „Bis gleich" alleine.

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war streckte ich mich einmal und rollte mich dann schweren Herzens aus dem Bett. Nach einem kurzen Wettercheck kramte ich mir eine kurze Jogginghose aus meinem Koffer und zog über mein Schlafshirt einfach nur ein Flanellhemd, geduscht hatte ich ja gestern bereits. Auf dem Weg nach unten band ich mir die Haare in einen hohen Assidutt. Durch die Wohnzimmerglasfront konnte ich die anderen im Garten sehen und ich steuerte auf sie zu. Sie saßen in dem kleinen Pavillon wo Joey und ich gestern gesessen hatten. Sie schienen über etwas zu diskutieren, doch als sie mich sahen verstummten sie. „Morgen", sagte ich in die Runde, „Guten Morgen", lächelte Billie und nippte an seinem Kaffee. „Billie hat gesagt das du gerne Tee trinkst, ich hab dir einfach mal ein paar Sorten hingestellt, dann kannst du dir was aussuchen. Heißes Wasser ist in der Kanne", lächelte Adie, warum war diese Familie so scheiße freundlich, naja auf jeden Fall ein Großteil. „Vielen Dank", lächelte ich ebenfalls, mich wunderte es das sich Billie so ein Detail gemerkt hatte, vielleicht hatte ich Green Day wirklich falsch eingeschätzt. Zumindest Billie. Ich entschied mich für einen Grünen Tee und schüttete ihn auf. Jake reichte mir, nach dem ich ihn gefragt hatte, den Brötchenkorb und ich nahm mir ein Körnerbrötchen. Es war ziemlich still am Tisch, „Ist was?", fragte ich einwenig verunsichert. Sie verneinten, dem Braten nicht trauend begann ich mir das Brötchen fertig zu machen. Ich hätte schwören können das sie bevor ich an den Tisch kam geredet hatten und warum auch immer ließ mich das Gefühl nicht los, das sie über mich gesprochen hatten. Skeptisch ließ ich meinen Blick unauffällig über die kleine Runde schweifen, aber keiner ließ sich etwas anmerken. Irgendwann brach Adrienne das schweigen, „Wir sind morgen Abend bei Billies Mutter zum Essen eingeladen. Ich hab jetzt einfach mal gesagt das wir eine Person mehr sind, ich hoffe das war okay", sie sah mich fragend an. Offenbar wurde ich mit Zusage zu dieser Tour entmündigt. Nein konnte ich ja jetzt wohl kaum sagen, also nickte ich brav. „Da müsste ich euch wohl eher fragen, ich gehöre ja nicht zur Familie. Aber wenn es für euch in Ordnung ist komme ich mit.", aufdrängen wollte ich mich keinen falls. „Bei uns ist jeder Willkommen, also mach dir da mal keine Sorgen". Ahhhh ich drehte noch durch! Allein das warmherzige Lächeln von Adrienne war irgendwie zu viel für mich, warum waren sie so nett und warum war meine Familie nie so? Der einzige der mir damals das Gefühl gegeben hatte willkommen zu sein und mich nicht verstellen zu müssen war mein Onkel gewesen.

„Was hast du denn heute vor?", Billie sah mich über den Tisch hinweg an und biss in sein Käsebrötchen. „Ähm, nicht sooo viel. Ich hatte überlegt ob ich in den Proberaum fahre und die Setlist durch gehe und ein bisschen übe.", antwortete ich nach kurzer Überlegung, „Ich bin leider noch total eingerostet, hab seit Jahren nicht mehr gespielt", fügte ich hinzu und Billie nickte. Nach dem er den Bissen runtergeschluckt und mit einem Schluck Kaffee nachgespült hatte machte er einen Vorschlag, „Joey und du versteht euch doch ganz gut, du kannst ihr ja dabei helfen.", sagte er zu Joey gewandt. Na klasse! Innerlich betete ich das er nein sagen würde, ich würde es super alleine hinbekommen. „So von Schlagzeuger zu Schlagzeugerin. Außerdem müsstest du dann nicht so weit fahren. Joeys Schlagzeug steht ja im Keller.". Joey und ich sahen uns an. Sein Blick war schwer zu deuten und ich konnte absolut nicht heraus filtern wie seine Antwort ausfallen würde.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt