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Das Blubbern des Whirlpools entspannte mich und ich beobachtete wie sich Kleine Wasserdampfschwaden auf der sprudelnden Oberfläche bildeten und nach oben zu den Sternen hin entfleuchten. Das Wasser war zusätzlich von unten beleuchtet und verpasste dem ganzen einen magischen feinschliff. Genießerisch nahm ich einen tiefen Atemzug und legte den Kopf in den Nacken und auf einer Art Kissen ab. Die Geräusche des sprudelnden Wassers übernahmen jetzt die Oberhand, trotzdem waren sie irgendwie dumpf. Adrienne, meine einzige weibliche Verbündete hatte mir nach dem Abwasch, für den ich mich freiwillig gemeldet hatte den Pool gezeigt und gemeint, das ich den Pool, sowie die Sauna jeder Zeit benutzen könne. Gesagt getan, ich war nach dem Abwasch hoch in das Gästezimmer und hatte mir den Bikini von Maria, den sie mir mehr oder weniger gnädiger Weise überlassen hatte angezogen und war in einem, aus irgendeinem Hotel entwendeten Bademantel runter gegangen. Draußen war es bereits dunkel geworden und es hatte ein sehr schöne romantische Atmosphäre der Einsamkeit, die ich mir über die Winterpause gewünscht hatte. Für diesen Augenblick schien die Zeit still zu stehen und ich ließ in Kopf die letzten Monate Revue passieren. So viel hatte sich in so kurzer Zeit geändert. Alles beginnend mit meinem Jobwechsel, dann meine kurze aber nervige „Affäre" mit Chris von den Black Flowers und meiner späteren Angst schwanger zu sein. Natürlich waren da noch viel mehr Eindrücke die ich verarbeiten musste, aber das waren die Haupt aufregendsten Punkte für mich. Und naja die Sache mit Jeff und meinem Dad, es ließ mich immer noch nicht los, aber ich wollte nicht mehr darüber nachdenken.

Als ich meinen Kopf wieder hob, sah ich wie ein sehr verschwitzter Joey nur mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Saunahäußchen kam. Was hatte ich auch für ein Glück!? Sein Oberkörper sah nicht unbedingt trainiert aus, aber auch nicht total unsportlich, gut er war ja auch Drumer. Einige Locken klebten ihm am Kopf und für den Bruchteil einer Sekunde sahen wir uns beide, wenn es auf die Distanz überhaupt möglich war, tief in die Augen. Im nach hinein klingt es mega kitschig und klischeehaft, aber es war so. Nach dem unsere Blicke sich gekreuzt hatten sah ich schnell wieder auf die Bläschen vor mir im Pool. Mir war es irgendwie unangenehm, seit der Nacht zwischen uns dachte ich schon an ihn, aber da waren zu viele negative Aspekte die mich verwirrten und alles irgendwie komisch machten. Vorher kannten wir uns nicht mal und dann war ich fast schwanger von ihm gewesen und was mich mit unter am meisten fertig machte war die Tatsache, das ich mich nicht an die Nacht erinnern konnte. Hätte er auch so etwas mit mir angefangen, wenn wir nüchtern gewesen wären? Hatte ich es gewollt, oder hatte er meinen Rausch ausgenutzt? War es gesund so lange im Wasser zu bleiben? Sollte ich nicht langsam raus? Meine Finger waren bereits ziemlich schrumpelig.

Joey stand immer noch da und betrachtete mich weiterhin, ich konnte es förmlich spüren und als ich meinen Blick einige Sekunden später wieder hob, behielt ich recht. Er stand immer noch da und glotzte mich an. Ich musste echt langsam aus dem Wasser bevor mir noch Schwimmhäute oder Kiemen wuchsen. Aber ich wollte auch nicht, das Joey mir dabei zu sah, klar er hatte mich schon mal in einem Bikini gesehen und wahrscheinlich auch nackt, aber mir war es einfach unangenehm und Joey machte auch keine Anstalten weg zu gehen. „Dreh dich um!", rief ich ihm über die Wiese hin zu, er grinste nur und blieb stehen. „Bist du etwa nackt?", rief er noch breiter grinsend zurück und in mir wurde ebenfalls ein Whirlpool aktiviert, nur das der zu einem überkochenden Topf mutieren würde wenn er so weiter machte, um es metaphorisch auszudrücken. Doch ich zwang mich ruhig zu bleiben und erst mal durchzuatmen. „Selbst wenn, würde es dich einen Scheiß angehen!", rief ich zurück. Und oh Wunder Monsieur tat sogar was ich wollte. Schnell stieg ich aus dem kochendem Wasser und streifte meinen Bademantel drüber. „Kann ich jetzt wieder gucken?", fragte Joey, ich gab ihm keine Antwort und flitzte in Badelatschen schnell in Richtung Wohnzimmer und die Treppe hoch in mein Zimmer.

„Warst du nicht diejenige die mit der ganzen Sache erwachsen und offen umgehen wollte?", ich stand, immer noch im Bademantel vor dem Spiegel im Badezimmer und schminkte mich ab. Ruckartig drehte ich mich zur Tür. Joey stand im Rahmen und musterte mich belustigt. Er trug immer noch nur das Handtuch um die Hüften und ich sah verbissen in den Spiegel und rubbelte weiter mit dem Abschminktuch über mein Auge um den schwarzen Kajal runter zu bekommen. Vergeblich. Es wurde gefühlt nicht weniger. Mein Herz klopfte wie wild, ich schob es auf den kurzen Schreck durch sein unerwartetes Auftauchen. „Ich hab auch früher mal gedacht, das es eine gute Idee wäre mir einen Sidecut zu rasieren. Was machst du überhaupt hier? Man klopft!", „Ich würde gerne mit dir reden. Könntest du bitte beim Thema bleiben?", „Was willst du denn jetzt hören?", ich drehte mich um und lehnte mich mit verschränkten Armen gegen das Waschbecken. „Warum weichst du mir aus? Und warum bist du so abweisend?", er verschränkte ebenfalls sein Arme. Ich sah runter auf meine nackten Zehen, die sich in den weichen Badezimmerteppich krallten, „Ich will einfach meine Ruhe", irgendwie fühlte ich mich unvorbereitet. „Du warst schon auf Tour so", „Ich bin zu allen so, manche kommen damit halt besser klar als andere". Damit drehte ich mich wieder zum Spiegel und versuchte mit einem neuen Tuch weiter an meinem Auge zu rubbeln. „Nein, du bist zu mir anders als zu meinem Dad oder dem Rest der Band.", ich lachte kurz, „Das sind quasi meine Chefs, natürlich verhalte ich mich denen gegenüber anders und wie willst du das überhaupt beurteilen können? Du warst nur ein Mal dabei". „Intuition", „Intuition?", ich lachte auf, „Denkst du nicht du übertreibst? Interpretier nicht so viel in alles rein! Wir kennen uns nicht mal richtig.", „Das können wir ändern", antwortete er mir etwas zu schnell.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt