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„Ich wollte heute eigentlich mit Max ins Gilman gehen", „Aber doch erst heute Abend", schaltete sich Adrienne direkt ein. Er nickte, „Ach für mich ist das kein Problem wenn ich bis zum Proberaum fahre", versuchte ich noch einzulenken. Wobei Billie recht hatte, am unkompliziertesten war es wirklich hier, weil ich wahrscheinlich knapp zwei Stunden brauchte allein um hinzugekommen. „Ja okay, ich helfe ihr, ich kann aber nur bis knapp vier", fiel mir Joey dann in den Rücken. Ich sah von meinem Teller auf und er grinste mich nur süffisant an. Er wusste genau das ich keine Lust auf ihn hatte, vor allem nach unserem kleinen Streit gestern. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, „Toll Danke Joey, das ist mega lieb von dir". Anschließend biss ich missmutig in mein Brötchen, ließ mir nichts anmerken und überlegte wie ich nicht doch auf den letzten Drücker meinen Kopf aus der Schlinge ziehen konnte.

Als alle fertig mit dem Frühstück waren bestand ich darauf Adrienne beim Tisch abräumen zu helfen. Sie sagte zwar das es nicht nötig sei, aber ich fühlte mich so oder so total aufdringlich mit meiner Anwesenheit über die Festtage, weil ich wusste das anderen sehr viel an diesem Fest lag. Außerdem musste ich so weniger Zeit mit Joey verbringen. „Den Rest schaffe ich schon alleine", sie zwinkerte mir zu und ließ Spülwasser ein und nahm mir das Küchenhandtuch aus der Hand. „Na los, Joey hat nicht ewig Zeit", ich lächelte so gut es ging und verzog mich dann aus der Küche. Na toll! Langsam schleppte ich mich die Stufen hoch bis ich im Flur vor Joeys Tür stand, die er mir gestern noch stolz wie Bolle gezeigt hatte. Ich atmete nochmal tief durch und klopfte dann bestimmt an der Tür. „Ja?", kam es gedämpft von innen, ich öffnete, blieb aber anstatt reinzugehen auf der Türschwelle stehen. Joeys Zimmer war genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Also nicht das ich es getan hätte, aber er erfüllte das Klischee total. Recht großer heller Raum, minimalistisch eingerichtet, sprich ein Schreibtisch, ein sehr großes Boxspringbett, an der Wand ein sehr großer Fernseher und eine Kommode. Natürlich war alles in einem hell dunkel Kontrast gehalten, also dunkle Einrichtung und weißer Raum. Es erinnerte mich ein wenig an Jeffs Zimmer, nur, dass das meines Bruders einwenig aufgeräumter war. „Oho, welch hoher Besuch. Ich wusste das du früher oder später doch an meine Tür klopfen würdest", Joey hatte sich als die Tür geöffnet hatte von seinem Schreibtisch aus in seinem drehbaren Bürostuhl umgedreht und sah mich frech und einwenig anzüglich grinsend an. „Und du sagst zu mir ich wäre kindisch und peinlich. Wie alt bist du? Zwölf? Und tu nicht so überrascht das ich hier bin.", darauf sagte er nichts, „Was ist jetzt? Bringen wir es hinter uns oder willst du hier noch Wurzeln schlagen?", „Du tust ja gerade so als wäre das eine Strafe für dich", ich lachte leise und gekünstelt auf, „Ja, genau".

Einige Minuten später standen wir im Keller und mir klappte die Kinnlade runter, als Joey das Licht einschaltete. Billie hatte einfach ein komplettes Homestudio. Irgendwie wunderte es mich ja nicht, aber es war trotzdem total abgefahren und überwältigend. „So, dann zeig mal die Setlist", forderte mich Joey auf und ich reichte ihm mein Telefon auf dem sich ein Bild der Liste befand. „Hm okay, das sind dreizehn Songs, kannst du denn schon irgendwas davon?", ich nickte. „Lonely Boy bekomme ich schon ganz gut hin und Lie to Me müsste ich glaub ich auch ganz gut hin bekommen", „Okay, dann zeig mal", er gab mir ein paar Drumsticks und schaltete die Anlage ein, während ich mich kurz auf das Schlagzeug einstellte, dann machte er das Lied Lonely Boy an und ich begann zu spielen und kam nur mit zwei kleinen Hängern am Ende des Songs durch. „Das war doch gar nicht mal so schlecht", kommentierte Joey mein spielen, „Also technisch muss ich dir eigentlich nichts mehr zeigen, man sieht das du schon länger nicht gespielt hast, aber keine Sorge, das kommt mit der Zeit. Fokussiere dich am besten darauf, den letzten Teil zu üben, dann bekommst du da mehr Routine rein.". Er schien plötzlich völlig normal und gar nicht mehr so großkotzig, herablassend und anzüglich. Für einen Augenblick ertappte ich mich dabei, wie ich vergaß das ich ihn eigentlich nicht ausstehen konnte. Aber seine „Professionalität" färbte wohl auf mich ab, denn ich verhielt mich auch weitestgehend normal, den ein oder anderen Kommentar konnte ich mir noch nie verkneifen, aber selbst das brachte ihn nicht aus der Fassung, er stieg sogar teilweise drauf ein. In der Zeit in der wir zusammen probten, beziehungsweise ich probte und er gab mir Verbesserungsvorschläge, waren wir aber wirklich produktiv, den Großteil der Setlist konnten wir abharken, die musste ich jetzt nur noch jeden Tag spielen, damit sie saßen. Wir hatten noch fünf Songs vor uns, als Joey plötzlich sagte, „So, ich muss jetzt los", ich schaute auf die Uhr, kurz vor vier. Gemeinsam gingen wir die Treppe hoch, in der Küche trank ich erstmal was, Joey machte sich fertig und ich ging in den Garten, um nach dem künstlichen Licht im Keller zur Abwechslung die echte Sonne zu genießen. „Und seid ihr gut voran gekommen?", Billie hatte sich zu mir gesetzt und ich nickte, „Bis auf fünf Songs", „Ja klasse", „Jap, ich wollte auch gleich noch weiter üben, also wenn das okay ist", er lachte, „Natürlich ist das okay, das Schlagzeug steht dir zu jeder Zeit offen, naja außer Nachts". Ich bedankte mich und wollte das Gespräch gerade beenden, als Joey seinen Kopf zur Tür raus streckte, „Dad, ich bin weg. Ich denke es wird spät heute Abend, immerhin ist ja heute das Weihnachtsspecial im Gilman.", „Ach ja stimmt. Willst du Jack und Jake nicht auch mitnehmen? Ein bisschen Party würde dir und Jake bestimmt gut tun". Er versteckte seine Genervtheit gut, doch bevor ich was sagen konnte nickte er, „Jake hatte eh keine Lust", und dann zu mir gewandt, „Also wenn du bock hast und in weniger als zehn Minuten fertig bist können wir los, einer von Max Brüdern hat abgesagt und wir hätten noch eine Karte übrig.". Ich überlegte kurz, aber was sprach dagegen? Ich musste ja nicht den ganzen Abend mit ihm zusammen hängen. „Ja okay, ich wäre dabei".

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt