25.

31 5 0
                                    

Der letzte Tag der Tour vor der Winterpause kam schneller als erwartet und ich fand mich im privat Jet von Green Day zwischen Billie und Chuck wieder. Die Feiertage in den drei vergangenen Jahren hatte ich mit Chucks Familie verbracht, aber diesmal fuhren Sie zu ihrer Oma nach LA und da war leider auch nur begrenzte Platz, sonst war sie auch immer da, aber die Reise rauf nach Berkley war nach ihrer Hüftoperation zu anstrengend. Ich legte sowieso nicht viel Wert auf den ganzen Familienquatsch, also war es kein Problem die Feiertage alleine zu verbringen. Ich würde mir was leckeres Kochen, ein bisschen lesen und die Zeit für mich auskosten. Verträumt sah ich bei diesem Gedanken an Billie vorbei in das endlose Meer aus Wolken.

Müde unterdrückte ich ein Gähnen, gestern war es noch spät geworden und so ganz nüchtern fühlte ich mich auch noch nicht. Markus hatte es doch noch geschafft mir das Wichteln schmackhaft zu machen und gestern, am letzten gemeinsamen Abend, saßen wir alle gemeinsam beim Essen und verteilten die Geschenke. Ich hatte Jimmy gezogen und ihm eine Zigarrenkiste gekauft, er freute sich mega und bestand drauf das wir noch eine Zigarre anfingen. Mich hatte Frank gezogen, die anderen lachten als ich mein Geschenk bekam. Es war länglich und weich. „Los pack aus", wurde ich gedrängt, also machte ich vorsichtig das Papier ab. Es war eine Tasche für Drumsticks mit sogar einem Paar drin...in knall pink. Er konnte es echt nicht lassen, aber ich schmunzelte in mich hinein, irgendwie war das schon süß.

„Wie kommst du eigentlich nachher nach Hause?", Chuck sah mich über den Rand seiner Zeitung fragend an, woher hatte er die? Und seit wann war er so intellektuell? „Öhm ich denke mal mit nem Taxi oder dem Bus", sagte ich wage. „Wo wohnst du denn?", mischte sich Billie ein und ich rollte mit den Augen, „In der Nähe von der Bay Bridge", vielleicht gab er ja jetzt Ruhe. „Das ist mehr oder weniger auf meinem Weg. Ich kann dich mitnehmen.", schlug er vor, „Ach das passt schon", versuchte ich auszuweichen, aber da machte mir Chuck einen Strich durch die Rechnung. „Fahr doch mit ihm mit, das ist mit dem Gepäck im Bus total umständlich". Ich lächelte gezwungen und nickte kurz, überlegte mir aber gleichzeitig wie ich nachher schnell verschwinden konnte.

Nach der Landung bekamen wir unser Gepäck und wurden von einem Shuttlebus umständlich über das ganze Rollfeld gefahren. Ich war zufrieden endlich wieder zu Hause zu sein, auch wenn das Wetter sich für Kalifornische Verhältnisse in Grenzen hielt. Der Himmel war mit grauen Wolken verhangen und kühle Böhen trieben Laub vor sich her.

Im Flughafen selber war es warm und in einem Abgesperrten Bereich warteten einige mit bekannte Gesichter. Lisa stürmte auf Isaac zu und viel ihm um den Hals, Chuck wurde von seiner Mom eingesammelt die mich auch zur Begrüßung in den Arm nahm, ich war für sie mittlerweile wie eine Tochter. Während alle mit dem Begrüßen beschäftigt waren versuchte ich mich so unauffällig wie möglich aus der Affäre zu ziehen. „Jack wir würden los fahren", hörte ich Billies Stimme hinter mir. Fuck. Ich drehte mich zu ihm um, „Bin gleich da", flötete ich und machte die Runde. „War bis jetzt nicht so scheiße wie ich gedacht habe", grinste ich meine Freunde an und umarmte sie alle nacheinander, „Bleibt es eigentlich bei Silvester im Proberaum?". Die Jungs nickten einstimmig und somit machte ich mich auf den Weg in meine wohl verdiente Winterpause.

Das Auto der Armstrongs war recht groß, trotzdem musste ich mir die Rückbank mit zwei seiner Gitarren und meinem kleinen Koffer teilen. Seine Frau fuhr und Billie erzählte ihr freudig von ein paar witzigen Tourerlebnissen. „...und dann ist Jack voll ausgerastet!", lachte er, „Stimmt's Jack!?", er drehte sich erwartungsvoll zu mir um, ich hatte ihm nicht richtig zugehört, „Jap", gab ich zurück. Ich dachte schon wieder über Jeffs Anruf nach, es war seit dem fast zwei Monate vergangen und irgendwie fühlte ich mich schon schlecht, das es mich so kalt ließ. „Alles gut?", fragte seine Frau besorgt, ich nickte, „Ja klar, ich bin nur ziemlich müde.". Damit gaben sie sich zum Glück zufrieden und ließen mich den Rest der Fahrt in Ruhe.

„Hier musst du links", gab ich Adrienne Anweisungen. „Ja, hier ist es", sagte ich nach ein paar Metern Adrienne bremste ab und fuhr rechts ran. Das Haus wo ich wohnte war nicht unbedingt das schönste in der Straße, jedenfalls von außen, aber hey, die inneren Werte und so und es war auch nicht die beste Wohngegend.

„Danke fürs mitnehmen",bedankte ich mich während ich ausstieg, „Kein Problem, liegt ja auf dem Weg", lächelte mir Adrienne zu, „Tschüss und Frohe Weihnachten, rief sie mir zu, „Danke euch auch". Dann ging ich zum Heck des Wagens und holte meinen Rucksack und meine Reisetasche. „Warte, ich helfe dir noch eben", Billie war aus dem Wagen ausgestiegen, „Ist nicht nötig, ich schaffe das schon", es würde zwar eine logistische Herausforderungen werden, aber ich würde es schaffen. „Ach Quatsch, gib schon her", lachte er, nahm sich einfach meine Reisetasche und schlenderte auf mein Haus zu. Ich kramte aus meinem Rucksack meinen Schlüssel raus, als mir im Hauseingang eine Person auffiel. In meinen Adern stockte das Blut als ich sie oder viel mehr ihn erkannte.

„JEFF!", ich war so abrupt stehen geblieben, dass Billie, der hinter mir gelaufen war, fast in mich reingelaufen wäre. „Was willst du hier? Hat Liam wieder...?", ich sah ihn wütend an, „Nein hat er nicht", unterbrach er mich, „Aber du hast den gleichen Nachnamen also war es nicht sonderlich schwer dich zu finden.", erklärte er. Ich wollte noch mal mit dir reden", fing er an. „Schön, ich aber nicht mit dir!", fuhr ich ihn direkt an und drängelte mich unsanft an ihm vorbei zur Haustür, „Lass mich einfach in Ruhe! Ich bin fertig mit euch! Und du kannst IHM sagen, dass wenn er was will selber ankommen muss!". Billie war mir ins Treppenhaus gefolgt, was mindestens genauso oder vielleicht noch heruntergekommener war als das Haus an sich. „War das dein Ex?", fragte Billie während wir hoch in den vierten Stock liefen, ich lachte nur, „Nein, keine Sorge". „Wer dann?", „Niemand", wir waren oben angekommen und ich schloss auf.
„Nett", gab Billie von sich, „Nur ein bisschen viel Wasser oder?", erst jetzt bemerkte ich das der Ganze Boden mit Wasser bedeckt war. „Scheiße! Scheiße! Scheiße!", fluchte ich und ließ meinen Koffer im Treppenhaus stehen. „Du solltest vielleicht deinen Vermieter anrufen", gab Billie von sich, der total cool blieb. Ich hätte sofort los heulen können.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt