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„Kann es sein, dass du es nicht magst wenn man dich einläd?", wir traten aus dem Krankenhaus, „Jap, ich bin lieber unabhängig und schulde ungerne wem etwas", erklärte ich und steckte meine Hände in die Taschen meiner Jacke. „Komm, wir fahren mit dem Taxi", wir waren schon fast an der Bushalte und ich schüttelte den Kopf, „Kann ich mir nicht leisten". „Ich lade dich ein", lachte er, jetzt musste ich auch schmunzeln, „War das ein Lächeln? Ne im Ernst, ich hab genug Geld und du schuldest mir auch nichts. Versprochen!", „Okay!", gab ich mich schließlich Augenrollend nach kurzem Abwägen des Stressigkeitsfaktors geschlagen.

Der Schnitt durch die Scherbe der Tasse war ziemlich tief und Joey zwang mich damit ins Krankenhaus zugehen. Der Arzt kippte mir erstmal eine halbe Flasche Desinfektionsmittel auf meine Hand, machte sie noch sauber vom verkrusteten Blut und zog noch einen kleinen Splitter aus der Wunde, dann klebte er sie mit mehrern kleinen Streifen zu. Als letztes verband er meine Hand mit einer Mullbinde und sagte mir was ich noch beachten sollte. Nach insgesamt drei Stunden, inklusive Wartezeit konnten wir dann endlich gehen.

„Wo zur Hölle wart ihr? Ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr sechs Stunden mit dem Bus gebraucht habt", Adrienne sah ziemlich sauer aus. „Ma, beruhig dich, wir waren noch einen Kaffee trinken und dann im Krankenhaus, das hat etwas gedauert und ich hatte keinen Akku mehr, also alles nicht so wild", versuchte er seine Mutter zu besänftigen, was nicht wirklich funktionierte, denn als sie Krankenhaus hörte, reagierte sie etwas über. Nach ein paar Minuten konnte ich sie jedeoch überzeugen das alles gut war, „Das war nur ein Kratzer und Joey wollte sicher gehen, dass sich da nichts entzündet oder so". Als das auch geklärt war gingen wir zu den anderen, die bereits im Hotelrestaurant zusammen saßen. „Oh man, wo wart ihr? Es wurden schon die wildesten vermutungen angestellt! Und nach dem Bild von euch beiden!", begrüßte mich Maria, ich setzte mich zu ihr und drückte währenddessen einen weiteren Anruf meines Bruders Jeff weg und entschloss mich dann mein Telefon komplett abzuschalten. „Und welche? Und was für ein Bild?", fragte ich leicht panisch. Sie erzählte das Tré gewettet hatte das wir zusammen durchgebrannt waren und Jimmy und Alessandro setzten darauf das wir entführt worden wären. „Und welches Bild jetzt genau?", sie zeigte mir auf ihrem Handy einen Instagrampost auf dem Joey und ich im Bus waren. Eigentlich ziemlich unspektakulär, aber der Text darunter ließ mich scharf die Luft einziehen. Eines dieser Kack Fangirls hatte es wahrscheinlich gemacht und unter das Bild Joey and his new girlfriend kommentiert. Jegliche Farbe war aus meinem Gesicht gewichen, „Niemals! Never würde ich was mit dem anfangen!", regte ich mich auf. Dann klärte ich sie in wenigen Sätzen über meinen kleinen Unfall auf und sie lachte.

Der Abend wurde noch richtig Lustig und obwohl ich die Band Green Day anfangs überhaupt nicht leiden konnte, konnte es doch ziemlich lustig mit ihnen sein. Später zogen wir noch an die Hotelbaar um und tranken noch etwas, aber die Sache zwischen Joey und mir ließ mich nicht in Ruhe, genauso wenig wie der Anruf von Jeff und der Instagrampost. Also verabschiedete ich mich recht früh, was von seitens meiner Freunde mit großem Protest quitiert wurde, aber ich brauchte einfach zeit für mich. Mir entging nicht der eindringliche, wissende Blick Joeys, als ich aufstand und mich verabschiedete.

Oben zog ich mir erstmal eine Jogginghose an, kramte meinen lieblings Hoodie hervor und kuschelte mich in das weiche, weiße Bett. Es war einfach so bequem, wie eine fluffige Wolke. Ich machte mein Handy an und mir wurden 57 entgangene Anrufe angezeigt ein paar waren von Jeff, aber auch von zwei weiteren unbekannten Nummern. Nachdem ich damals ausgezogen war, hatte ich mir eine neue Nummer zugelegt, damit ich nie wieder mit diesen Leuten zutuen haben musste, die einzige die meine Nummer noch hatte war von Tante Peggie und die war nach dem Tod meines Onkels zurück nach Deutschland gezogen. Peggie hatte mich aber auch versucht anzurufen, aber nur zwei Mal, sie war auch die erste die ich zurück rief, „Endlich, Jackie!", begrüßte sie mich erleichtert, „Hey Peggie, was ist denn los? Haben lange nicht getelt", „Dein Vater", war das einzige was sie sagte und ich saß wieder senkrecht im Bett. „Ich weiß auch nichts genaues, aber vielleicht hat er nicht mehr lange", ich schnaubte, „Hätte er sich früher überlegen sollen! Ich bin gerade auch unterwegs und kann nicht mal eben nach Hause", „Wo bist du denn?", „In D.C.". „Was machst du denn da?", kam es überrascht vom anderen Ende, „Ich bin mit Chuck und den anderen auf Tour", „Öhm ja okay, hast du denn wenigstens Spaß?", ich stand seufzend auf und zog mir den weißen kuscheligen Bademantel an der auf einem der Sessel lag. „Ja ist voll klasse", log ich und öffnete die Balkontür, eine kühle Böhe wehte herein und stieg unter den warmen Bademantel, ich fröstelte etwas. „Lügen war noch nie deine Stärke. Magst du mir erzählen was los ist?", ich nickte, stellte fest, das sie mich nicht sehen konnte und schob ein zittriges „Ja" hinterher.

Als ich fertig mit meinem Bericht war, stieg in mir die Frage auf, warum ich mit meiner angeheirateten Tante aus einem anderen Land, sogar von einem anderen Kontinent, besser als das andere Ende der Welt betrachtet besser klar kam als mit meiner Mutter oder irgendwem anders aus meiner Familie. „Jackie, du darfst es nicht so schwarz sehen, du wirst schon nicht schwanger sein, wenn du gesagt hast, dass du deine Tage sowieso bald bekommen hättest, dürfte da nichts passiert sein. Außerdem hast du ja schnell die Pille genommen", „Ich weiß Peggie, aber ich hab trotzdem Angst und außer Warten kann ich nichts machen", „Ich weiß, aber versuch dich abzulenken, und nächste Woche machst du den Test", ihre Stimme klang voller zuversicht und kurz ertappte ich mich dabei wie ich dachte das es vielleicht wirklich alles gut werden würde. Es klopfte, „Okay, ich melde mich dann bei dir, ich muss jetzt leider schluss machen, da ist wer an der Tür". Wir verabschiedeten uns schnell und ich huschte zur Tür um sie zu öffnen, vielleicht war es ja Maria und sie hatte ihre Karte vergessen.

„Was machst du denn hier?,", draußen stand Joey, „Ich wollte nur...", ich sah ihn mit hochgezogener Braue an. „Naja", druckste er herum, „Ob alles bei dir inodrdnung ist", ich lächelte kurz, „Klar, alles ist super!", gab ich wenig glaubwürdig von mir. Er nickte kurz, „Du warst nach dem Anruf total durch den Wind, da habe ich mir eben Sorgen gemacht", „Das musst du nicht, ich komme sehr gut alleine klar", stellte ich klar. „Und zu dem Anruf, könntest du das bitte für dich behalten? Muss nicht jeder wissen, okay? Gute Nacht!". Mit den Worten schloss ich die Tür und ging jetzt wirklich ins Bett.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt