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Ich hörte den Schlüssel im Schloss der Eingangstür und verstummte. Hatte ich gerade wirklich gerade Joey Armstrong mehr oder weniger meine ganze Lebensgeschichte erzählt? Selbst wenn er vorher gesagt hätte das er noch was mit mir anfangen wollen würde, dann war genau das jetzt vorbei. Hatte ich ja mal wieder super hinbekommen.

„Hallo! Wir sind zu Hause", rief Billie durch das Haus und man hörte wie oben eine Tür aufging und dann anschließendes Treppen gepolter von Jake. Jetzt stand die ganze Familie im Wohnzimmer und sahen Joey und mich an, wie wir auf dem Sofa saßen und Kakao tranken. „Wollt ihr auch?", fragte Joey in die Runde, ich versuchte etwas verlegen und auch irgendwie ertappt den Blicken der Armstrongs auszuweichen. Ich hatte mich einem Fremden noch nie so geöffnet und irgendwie kam ich mir mega verletzlich und nackt vor.

Die anderen stimmten zu und Adrienne schlug vor noch einen Weihnachtsfilm zu gucken. Sie suchte den Film der Polarexpress raus, ziemlicher Kultfilm, den hatten wir am Weihnachtsabend auch immer geguckt und ich kannte ihn schon in und auswendig, aber seit vier Jahren war es jetzt das erste Mal das ich ihn wieder anschaute. Direkt musste ich an die gemeinsamen Familienabende mit meiner verkorksten Familie denken, wobei das Film gucken eigentlich immer schön war.

Ich saß während des Films weiterhin zwischen Joey und der Sofalehne und nippte an meinem bereits dritten Kakao, als ich die Hand von Joey bemerkt die sich wie zufällig auf meine Schulter legte. Ich zwang mich nicht direkt zu ihm zu gucken, obwohl ich ihn gerne angesehen hätte.

Nach dem Film ging es ans Abendessen,  ich gesellte mich zu Adrienne in der Küche um ihr zu helfen, ich musste einen klaren Kopf bekommen und ein wenig Abstand zu Joey konnte mir dabei vielleicht helfen. Was machte dieser Typ mit mir?

Meine Aufgabe war es den Salat zu schnippeln und das tat ich wie ein Weltmeister, dann deckte ich den Tisch mit den Tellern die sie mir hingestellt hatte, „Du musst mir nicht helfen. Ehrlich. Du bist hier als Gast", lächelte sie, „Müssen nicht, aber es hilft mir mich nicht ganz fehl am Platz zu fühlen, ich mache das echt gerne", scherzte ich daraufhin. Das war vielleicht falsch ausgedrückt, aber traf ziemlich gut den Kern. „Du bist hier nicht fehl am Platz, wenn wir dich nicht bei uns gewollt hätten, hätten wir das gar nicht erst vorgeschlagen das du mit zu uns kommst", diese Familie war einfach zu herzlich, meine Eltern wollten nicht mal das an einem anderen Feiertag Freunde von uns da waren, geschweige denn Fremde. „Danke. Ihr habt echt Glück mit eurer Familie", stellte ich fest und brachte die Teller zum Esstisch.

Ich konnte förmlich spüren wie Joey mich bei meinem handeln beobachtete, ich drehte mich um und sah ihm direkt in die Augen, dann zog ich eine Grimasse, „Stalker", flötete ich noch bevor ich den Raum verließ und zurück in die Küche ging. „Kann ich noch etwas helfen?", fragte ich Adrienne, die schüttelte den Kopf, „Nicht wirklich, du kannst das hier noch mitnehmen und dann setzt dich ruhig schonmal". Ich nickte und nahm den Brötchenkorb mit. Als ich den Korb gerade auf den Tisch stellte, bekam ich eine Benachrichtigung und schaute nach. Nach dem ich bei mir zu Hause war hatte ich mein Telefon auf laut gestellt um nichts zu verpassen.

Doch die Nachricht war weder von meiner Mutter noch von Jeff oder Josie. Sie war von Joey.

Kommst du nachher noch zu mir?

Ich sah von dem kleinen Bildschirm auf und suchte Joey, der saß auf dem Sofa und schaute Augenbrauen hochziehend zu mir rüber. Ich grinste nur kurz in mich rein und ließ die Nachricht erstmal unkommentiert. Mal gucken was der Abend so mit sich brachte.

Wie sehr sich meine Gefühle in so kurzer Zeit geändert hatten. Naja vielleicht ließ ich meine Gefühle auch einfach mal zu.

Das Abendessen verlief sehr entspannt, Billie und Adrienne erzählten von dem großen Spaziergang den sie mit den Hunden gemacht hatten und das sie sich für morgen mit Mike und Frank zum Grillen verabredet hatten. Na super, noch so eine Veranstaltung! Total in Gedanken streifte etwas meinen Fuß und ich zuckte zusammen. Es musste wohl Joey gewesen sein, denn er saß mit gegenüber. „Alles gut?", fragte Adrienne und ich nickte, „Mich hat nur was am Fuß berührt und ich war in Gedanken".

Morgen war der zweite Feiertag und dann war es auch nicht mehr so lange bis Chuck wieder da war und ich hier raus kam. Wobei es in der kurzen Zeit echt erträglich gewesen war. Ich nahm mir nach dem Essen vor mir Chuck zu telefonieren.

Nach dem Essen, half ich dabei aufzuräumen und dann entschuldigte ich mich in mein Zimmer und ließ den Rest vor dem Fernseher zurück.

Oben in dem Gästezimmer rief ich Chuck an, er nahm nach nur ein paar Tuttönen ab. „Na wie geht es meiner Lieblingsschlagzeugerin?", „Dir auch Frohe Weihnachten!", lachte ich zurück. „Ey ich muss dir von meinem letzen Tagen erzählen!", begann ich, „Alles sehr skurril und unglaublich", dann begann ich ihm ab unserer Landung am Flughafen zu erzählen, über die Begegnung mit Jeff, dem Abend im Gilman, das ich mit Joey geschlafen hatte, von dem gemeinsamen Familienessen bei Billies Mutter bis hinzu heute.

„Oh man Jacke! Dich kann man auch echt nicht alleine lassen!", ich hörte wie er lachte, „Was ist das jetzt eigentlich zwischen dir und Joey?", „Du, wenn ich das wüsste!", „Stehst du denn auf ihn?", ich überlegte kurz, „Jein, ich empfinde schon irgendwie etwas für ihn, aber ich bekomme immer noch nicht diese eine Nacht aus dem Kopf, ob das freiwillig war und so, ich erinnere mich einfach an nichts und das ist einer der Punkte der zwischen uns steht.", „Was denn noch?", ich seufzte, „Er ist der Sohn von unserem Chef". Kurzes Schweigen, „Ja gut, das is sehr wohl etwas blöd", ich nickte, erinnerte mich dann dran, dass er mich ja nicht sehen konnte und bejahte dann einfach.

„Ach ja, noch etwas, mein Vater liegt im Sterben".

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt