Hit the Road Jack

9.

„Und warum ausgerechnet ich!?", fragte ich ungläubig und mit einer Spur Wiederwillen. „Wenn du das sagst, klingt das, als wäre es eine Bestrafung!", wie recht er doch damit hatte! Genau das war es für mich! Eine Bestrafung! Nichts weiter! Aber wofür? „Pass auf, die Sache ist die, du machst den Job ja sowieso und ich kann mich wärend der Show nicht drum kümmern und Markus, der Roadie von Green Day, der kommt heute auch noch dazu, auch nicht. Also, wäre cool wenn du das auch noch machen könntest". „Muss ich mir dann die ganze Show von Green Day ansehen?", er nickte, na super! „Na komm, ich zeig dir wie du was gleich machen musst und wo alles ist", ich hatte wohl nicht wirklich eine Wahl also folgte ich ihm.

Bei Negative Love verlief erneut alles ohne Probleme und wir schafften in rekordverdächtiger Zeit den Umbau. Ich verteilte noch schnell Wasserflaschen und Handttücher auf der Bühne, dann stellte ich mich zu Markus, ein etwas schüchtern wirkender braunhaariger Typ, der einen weiten Hoodie trug. Ich schätzte ihn auf mitte zwanzig und er wirkte mir sofort sympathisch. „Sonnescheinchen!", hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir. „Du hier? Ich dachte du bäukotierst unsere Musik!", der Schlagzeuger von Green Day sah mich schelmisch grinsend an. Was für Pillen nahmen die hier bitte alle? Und warum bekam ich keine? „Lass das mit dem Sonnenscheinchen sonst hau ich dir noch eine runter!", zischte ich leise, doch er hatte es wohl gehört, „Das ist aber nicht nett Sonnen...", ich unterbrach ihn, „Alter! Was an „Du sollst mich nicht so nennen, hast du verfickt noch mal nicht kapiert!?", ich sah ihn mehr als wütend an. Sonnenscheinchen durfte mich nur eine Person nennen und die hatte es auch schon seit fast vier Jahren nicht mehr getan. „Sorry", murmelte er und wirkte etwas eingeschüchtert, war auch besser so!

Im Zuschauerraum wurde es dunkel, ein Rauen ging durch die Menge und Buschtrommeln setzten ein. Einige Zuschauer, hauptsächlich Mädchen fingen an zu kreischen, dann setzten sich die Band in Bewegung und lief eine Rampe hoch auf die Bühne und das gekreische wurde noch lauter. Wie konnte man die bitte so abfeiern? Wenige Sekunden später setzte das Schlagzeug ein und wenig später Gitarre und Bass und Billie der irgendwas rief oder sang, aber das Publikum ging darauf voll ab, noch mehr als bei Negative Love. Alle sprangen wild auf und ab, als ob es keinen Morgen gäbe. Das vierte und sechste Lied kannte ich sogar, das eine hieß mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Holiday und in dem anderen sang er, dass er alleine mit seinem Schatten laufe. Ziemlich krasser Text!

Im lauf der gefühlt nie endenden Show musst ich ein paar Mal die Handtücher und Wasserflaschen wechseln. Wenigstens eine Sache bei der ich mir nützlich vorkam, weil ich sonst nur neben Markus stand, der fast die Ganze Zeit stand, während ich auf einem Campingstuhl saß und mir die Ohren zu hielt damit ich die Musik nicht hören musste.

Nach dem vierundzwanzigsten Song gingen die Musiker von der Bühne und das Licht im Stadion ging aus. Ich dache ich hätte es jetzt geschafft, aber Billie zog sich wohl nur um, denn als das Licht wieder anging, stand er, jetzt statt mit einem weiß gepunkteten mit schwarzem Hemd und roter Krawatte dar und gab wieder Vollgas. Mir war es ein Rätsel wie das die Fans durchhielten, aber noch ein größeres Mysterium war es, wie er das durchhielt, ich meine, war er nicht schon fast fünfzig? Nach dem nächsten sehr sehr langen Lied gingen die Musiker erneut von der Bühne und erneut wurde meine Hoffnung, auf das Ende der Show zerstört. Markus reichte Billie eine schwarze Akustikgitarre und er ging alleine zurück auf die Bühne um noch zwei Songs zu spielen. Bei dem zweiten kamen dann noch mal die anderen auf die Bühne um sich von den Fans zu verabschieden. Eine Konfettikanone Schoss ziemlich viel Konfetti in die Luft was, zugegebenermaßen nicht unästhetisch aussah und dann durften wir ans Werk und aufräumen. Wie ich meinen neuen Job doch liebte!

Zusammen mit Markus und Tommy, der eigentlich für den Ton zuständig war, begannen ich mit dem entkablen sämtlicher Instrumente und Amps, dann bauten wir gemeinsam das Schlagzeug ab und verstauten alles schön in den Cases, dann ging es ans Einladen von dem Equipment beider Bands. Rico kam uns auch zur Hilfe und so schafften wir es recht schenll fertig zu werden. Mit Tommy, Rico und vorallem Markus kam ich richtig gut klar, wir machten viel Witze beim einladen und so schüchtern wie er am Anfang schien, war er gar nicht, eher das Gegenteil war der fall. Er war recht aufgedreht und sprühte nur so vor Energie und Guter Laune. Lachend betraten wir den Backstageraum und setzten uns zu Chuck, der bei den anderne dreien der Band saß. „Also da jetzt alle da sind...wer bist du?", er sah Markus stirnrunzelnd an, „Oh hi, ich bin Markus, der Roadie von Green Day, bin heute erst dazu gekommen", „Aha", sagte Chuck nur trocken, „Wie auch immer. Wir sind alle da und ich habe etwas wichtiges zu sagen, könntest du kurz gehen? Nichts für ungut, aber das ist eine Band interne Besprechung", „Klar, bin schon weg. Jack willst du irgendwas zu essen?", „Gerne! Am besten eins von diesen Brötchen mit Käse". „Hast dus?", fragte Chuck etwas ungehalten, „Hast du deine Tage oder was? Bleib mal ein bisschen geschmeidig", zickte ich ihn an. „Ich zeig dir gleich geschmeidig", sagte er in einem drohenden Tonfall. „Beruhigt euch mal! Beide! Ihr seid wie ein altes Ehepaar!", regete sich Spaghetti nun auf, „Nein, sind wir nicht!", fuhren wir den Italiener gleichzeitig an, „Oh doch, aber sowas von!", pflichtete ihm Jimmy bei.„Halt die Klappe Jimmy. Also, der Grund, warum ich das in der Gruppe sagen möchte und nicht jedem einzeln ist, wir werden wohl die Tour mit Green Day abbrechen müssen", „Bist du behindert?", beschwerte sich Jimmy sofort, „Warum? Wir haben gerade mal zwei Shows gespielt! Wollen die uns nicht mehr dabei haben!?", fragte Spaghetti. „Nein", meldete sich Isaac zu Wort, „Ich werde aussteigen".