13. Alte Bekannte

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13. Alte Bekannte

„Elenora! Hier drüben!" Ein plötzlicher Ruf ließ die junge Hexe herumschnellen und sie erblickte Fred und George, die ihr erfreut zuwinkten. „Oh, hallo Jungs! Mr. Weasley, Mrs. Weasley, schön Sie wiederzusehen! Ginny, herzlich willkommen zurück.", begrüßte sie den anwesenden Teil der Weasley-Familie, die ihr nacheinander die Hände reichte. „Wo ist der Rest?" „Ron ist bei Hermine und ich glaube, Bill und Fleur unterhalten sich mit alten Schulfreunden. Oh, Charlie ist übrigens auch hier! Nur Percy hat es leider nicht einrichten können", erklärte Molly. „Seine neue Stellung im Ministerium beansprucht ihn zurzeit voll und ganz.", ergänzte Arthur und zuckte mit den Schultern. „Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?" fragte Elenora. „Ach, es ist zwar nicht wieder alles beim Alten, aber wir arbeiten daran", antwortete Arthur mit einem schiefen Grinsen. Molly sah sie mitleidig an. „Ich habe gehört, Sie haben eine gute Freundin in der Schlacht verloren. Das tut mir aufrichtig leid, uns allen.", sagte sie und drückte Elenoras Hand. Ein trauriges Lächeln huschte über das Gesicht der Professorin und sie seufzte. „Ich danke Ihnen. Aber das Leben geht weiter, und heute feiern wir einen Meilenstein unserer sichereren Zukunft" verkündete sie und sah hoch zu den Türmen des Schlosses. „Wahre Worte. Na komm' Molly, lass uns nach Hermines Eltern suchen!" Das Paar entfernte sich und Elenora hielt nach Charlie Weasley Ausschau. Sie erblickte ihn weiter vorne bei einem Standtisch und näherte sich ihm. „Hey Charlie!" Der rothaarige Mann drehte sich zu ihr um und seine Augen leuchteten auf, als er seine alte Schulfreundin erkannte. „Hey El! Schickes Kleid!" Die junge Frau kicherte und umarmte ihn zur Begrüßung. „Wie geht es dir? Ich habe dich nicht mehr gesehen, seid..." „...der Beerdigung.", beendete Charlie ihren Satz und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ist es ein bisschen leichter geworden für dich?" „Etwas. Ich vermisse Bea immer noch sehr, aber... so schrecklich es auch klingt, ich gewöhne mich daran." Der Gryffindor nickte bedächtig. „Ich hoffe, es geht für dich weiterhin bergauf. Aber wie ich sehe, hast du deine Bestimmung schon gefunden", sagte er grinsend und deutete auf das kleine Hogwarts-Ansteckwappen an ihrem Kleid. „Ich fürchte, das Lehrersein liegt mir im Blut", erwiderte Elenora grinsend und stütze ihre Arme auf dem Stehtisch ab. „Aber wie läuft dein Beruf so? Immer noch mit den Drachen unterwegs?" Charlie strich sich seine roten Haare aus dem Gesicht. „So sieht's aus. Das Drachenreservat wird immer weiter vergrößert, und wir haben einen Haufen neue Mitarbeiter, die eingewiesen werden müssen. Zum Glück haben wir für dieses Fest Urlaub bekommen, anders als Percy..." Elenora stutze. „Momentmal, wir?" Charlie legte den Kopf schief. „Ja, Damien und ich! Er ist auch gekommen, hat er dir das nicht erzählt?" Bei Elenoras geschocktem Gesichtsausdruck antwortete er sich selber: „Anscheinend ja nicht. Ich dachte, ihr seid wieder cool miteinander?" Die Gryffindor verschränkte die Arme. „Naja, so etwas in der Art. Es ist nur... ich habe ihn ewig nicht mehr gesehen..." Charlie zwinkerte ihr zu und nickte mit dem Kopf in eine Richtung. „Tja, dann habt ihr beiden euch bestimmt viel zu erzählen." Ehe Elenora reagieren konnte, war er verschwunden und an seine Stelle trat ein dunkelhaariger Mann mit giftgrünen Augen. „Elenora McGonagall. Es ist lange her.", sagte er und blickte sie zwischen ein paar Haarsträhnen an. Die Angesprochene war so baff, dass sie erstmal nicht mehr als ein „Damien." herausbrachte. Ihr Ex-Freund hatte sich sehr verändert. Aus dem bleichen, mürrischen Jungen war ein dunkelgebrannter, durchtrainierter Mann geworden, der etliche Narben an seinen Armen aufwies und seine Haare hatte wachsen lassen. Er sieht... gut aus, dachte die Professorin und blinzelte ein paar Mal schnell, um den Gedanken wieder loszuwerden. Ein raues Lachen entwich Damien und er lehnte sich gegen den Tisch. „So überrascht mich zu sehen?" Elenora hatte sich mittlerweile wieder gefasst und sah ihn mürrisch an. „Es ist ja nicht so als ob du dich angekündigt hättest oder so etwas!" Der Slytherin neigte den Kopf. „Nun, da du seit Ewigkeiten auf keinen Brief mehr antwortest, dachte ich, du würdest den nächsten sowieso nicht lesen." Das brachte Elenora etwas aus dem Konzept und sie suchte schon wieder nach Worten. Wie kann es sein, dass dieser Mann gerade mal seit fünf Minuten aufgetaucht ist und es schon geschafft hat, mich sprachlos zu machen? fragte sich Elenora wütend auf sich selbst und setzte ihre trotzige Miene auf. „Ich... sah nicht den Sinn dir zu antworten, nachdem das mit uns ja sowieso vorbei ist." „Als ich ging, hatte ich allerdings den Eindruck, wir wären wieder Freunde?" Schnaubend verschränkte Elenora erneut die Arme und erwiderte: „Freunde? Bekannte ja vielleicht, aber sicherlich keine Freunde. Und jetzt entschuldige mich, ich habe Wichtigeres zu tun!" Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Menge. In ihrem Inneren herrschte gerade ein wahnsinniges Chaos, und das musste sie jetzt erstmal wieder ins Reine bringen. Sie folgte dem Strom der Menge ins Innere des Schlosses und ließ sich von ihr bis in die große Halle ziehen, wo Minerva gleich ihre Willkommensansprache halten würde. Elenora schlängelte sich zwischen den Gästen nach vorne zu den anderen Lehrern, die bereits erwartungsvoll zum Rednerpult schauten. „Alles in Ordnung? Du siehst etwas bleich aus, Liebes", fragte Poppy und sah die junge Frau sorgenvoll an. „Ach, das kommt nicht von der Verletzung, Poppy... ich habe nur gerade jemanden getroffen, den ich heute lieber nicht gesehen hätte.", erklärte sie der Heilerin und erntete einen seltsamen Blick von Severus, der neben ihnen stand. Bevor er oder Poppy noch etwas sagen konnten, trat die Schulleiterin ans Pult und bat um Ruhe. „Liebe Gäste, herzlich Willkommen in Hogwarts. Ich hoffe, die Anreise war angenehm und Sie haben alle gut hergefunden. Ganz besonders möchte ich den Minister begrüßen, der heute auch anwesend ist." Ein höfliches Klatschen ging durch die Menge und Kingsley Shacklebolt nickte grüßend mit dem Kopf. „Mein persönlicher Gruß geht an alle ehemaligen Schüler von Hogwarts, besonders diese, die uns im Kampf gegen Voldemort zur Seite gestanden haben. An diesem Tag haben wir Großes erreicht, aber auch Vieles verloren. Wir betrauern bis zum heutigen Tage alle Verluste des Endkampfes und des ganzen Krieges, und werden dafür sorgen, dass die Opfer unvergessen bleiben. Aber durch Tapferkeit und Zusammenhalt haben wir es geschafft, Voldemort ein für alle Mal zu besiegen und können jetzt auf eine sicherere Zukunft blicken!" Elenora wusste, dass Minerva bewusst auf eine Lobrede über Harry und seine Freunde verzichtete, weil der junge Gryffindor davon schon genug gehört hatte und es ihm wieder einmal ungewollte Aufmerksamkeit bescheren würde. Ihre Tante pausierte kurz, dann fuhr sie lächelnd fort: „Die Fertigstellung der Renovierung von Hogwarts ist ein Meilenstein für die Zaubererwelt, weil es bedeutet, dass dieser Ort der Sicherheit und des Friedens wieder vollständig ist. Deshalb lassen Sie uns heute dieses besondere Ereignis feiern und genießen!" Erneut applaudierte die Menge und Elenora fühlte sich von den ermutigenden Worten ihrer Tante regelrecht beflügelt. Auch wenn sie selbst es nicht so sah, war Minerva ein Naturtalent im Reden schreiben. Die Schulleiterin stieg die Stufen hinab zum Minister, der ihr lächelnd die Hand reichte und sie zu einem Tisch geleitete. Auf ein Zeichen von Minerva hin begab sich auch Severus zu dem Tisch, während die anderen Lehrer sich unter die Leute mischten. Elenora begab sich zu dem ihr am nahestehendsten Tisch und griff nach einem Sektglas. Sofort füllte sich das Glas mit einem gutriechenden Gebräu, was Elenora in einem Zug leerte. Während sich das Glas erneut füllte, sah sie aus dem Augenwinkel jemanden auf ihren Tisch zusteuern. Genervt verdrehte die junge Frau die Augen und starrte demonstrativ auf ihr Sektglas, als sich Damien, ebenfalls mit einem Sektglas in der Hand, erneut zu ihr gesellte. „Deine Tante hat ein wahres Talent im Reden schwingen", sagte er beiläufig und trank einen Schluck von dem süßlichen Sekt. „Hmpf." „Ich wusste, du bist immer noch sauer auf mich." „Ja natürlich! Wer seine Freundin einfach so für eine andere stehen lässt, hat es auch nicht anders verdient!" Damien seufzte. „Vielleicht hast du Recht. Aber ich habe mich geändert, wirklich." Elenora kippte den letzten Schluck ihres Sektes hinunter und knallte das Glas fester als beabsichtigt auf den Tisch. „Wirklich. Nun, das musst du mir erstmal beweisen, Damien Durant." Der Slytherin nickte langsam und sah sie dann grinsend an. „Von mir aus. Nächstes Wochenende, im Lucky-Pub, um neun." Elenora starrte ihren Ex-Freund zum wiederholten Male heute perplex an. Damien lächelte nur noch breiter. „Ich lade dich ein. Sieh' es als Friedensangebot." Mit diesen Worten nahm er sein Sektglas in die Hand und verschwand wieder in der Menschenmenge. Zurück blieb eine verwirrte und unsichere Elenora, die sich die Haare raufte. Was sollte sie mit diesem Angebot anfangen? Vor allem der Treffpunkt verwirrte sie. Der Lucky-Pub war eine Bar in einem nahegelegenen Muggel-Örtchen unweit von Hogsmeade, in dem sie sich zu Schulzeiten manchmal heimlich getroffen hatten. Allein der Gedanke daran weckte Erinnerungen in Elenora, die sie vor Ewigkeiten weggesperrt hatte. Nein, sie würde dieses Angebot auf keinen Fall annehmen, da war sie sich sicher. Diese Zeiten waren längst vorbei und ihr Leben ging weiter. Unfähig den Kopf frei zu bekommen, leerte Elenora auch das dritte Glas und verließ dann die große Halle. Sie brauchte auf jeden Fall etwas frische Luft. 

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