20. Rosenblätter und Kerzenschein

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In diesem Kapitel wird's romantisch, als holt schon mal eure Kuscheldecken raus und zündet ein paar Kerzen an! Und jetzt viel Spaß :)
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20. Rosenblätter und Kerzenschein

In den folgenden Tagen schaffte Elenora es tatsächlich irgendwie, Minerva permanent auszuweichen. Das Sitzplatzproblem in der Großen Halle hatte sie gelöst, indem sie kurzerhand mit Pomona Sprout Platz getauscht hatte. Die Kräuterkundelehrerin hatte keine Fragen gestellt, sondern hatte sie nur etwas mitleidig angesehen, als Elenora sie um den Gefallen gebeten hatte. Ihr uneingeschränktes Vertrauen war das, was die junge Frau an der Hauslehrerin Hufflepuffs schon immer geliebt und bewundert hatte. Sie schien sich mit jedem im Schloss gut zu verstehen und Elenora kannte auch keinen Schüler, der die Hexe unsympathisch fand. Eine echte Hufflepuff eben. Elenora stand gerade vor ihrem Wandschrank und richtete ihre Bluse. Es war schon kurz vor fünf, und bald musste sie unten im Hof sein, um die anwesenden Schüler für den Hogsmeade-Ausflug zu zählen. Sie kämmte noch einmal ihre Haare durch, dann schlüpfte sie in ihren kuscheligen Wintermantel und begab sich zum Vorhof von Hogwarts. Dort hatten sich schon ein Dutzend Schüler angesammelt und unterhielten sich lautstark, bis Elenora mit einem Handzeichen für Ruhe sorgte. „So, ich möchte wie immer ein lautes ‚Ja' hören, wenn Sie anwesend sind! Also, Abernathy...Berkins..." So zählte die Professorin alle Anwesenden durch und nickte dann zufrieden. „Ich bin wie immer im ‚Drei Besen' zu finden, wenn Sie mich suchen. Und dieses Mal möchte ich auf keine Nachzügler warten müssen, Middleton, Thackerby!", sagte sie und sah die beiden Sechstklässler streng an, die nur unschuldig grinsten. Endlich konnte sich die Gruppe auf den Weg machen und stampfte durch den dicken Schnee, der in den letzten Tagen gefallen war. Unterwegs unterhielt sich Elenora mit Aria Eastwood, der Professorin für Verwandlung, die letztes Jahr neu hinzugekommen war. Die Hexe war nur ein paar Jahre älter als Elenora und als Nachfolgerin für Minerva eingetreten, die ihr Professorinnen-Dasein zugunsten ihrer Position als Schuldirektorin abgegeben hatte. Zusammen bildeten sie das Schlusslicht der Gruppe und unterhielten sich über den bevorstehenden Weihnachtsball. „Diese Tradition ist neu, oder? Zu meiner Schulzeit gab es diesen Ball nur zu Zeiten des Trimagischen Turniers", rätselte Aria und vergrub ihre Hände tiefer in den Taschen ihres roten Wintermantels. Elenora lächelte und erwiderte: „In der Tat. Dass es jetzt jedes Jahr einen Ball gibt, war so ziemlich eine der ersten Regeln, die die Schulleiterin aufgestellt hat, als sie das Amt antrat. Sie liebt dieses Event einfach." Die Verwandlungslehrerin kicherte in ihren Schal hinein und auch Elenora musste grinsen. Minerva hatte einfach eine besondere Vorliebe für Feste, wie sich auch letztens beim Hogwarts-Fest gezeigt hatte. Bei dem Gedanken an das Fest fiel ihr wieder ein, wer sie gleich im 'Drei Besen' erwartete und ihr Herz machte einen freudigen Sprung. Schon bald waren die Dächer des kleinen Zaubererdorfes zu sehen und Elenora musste sich zügeln, um nicht sofort loszurennen, nachdem sie sich von den Schülern getrennt hatte. Sie drehte sich zu Aria, die interessiert in ein Schaufenster sah und erklärte: „Ich habe jetzt eine Verabredung, also sehen wir uns später!" Schelmisch grinsend winkte Aria ihr zum Abschied und ließ sie von Dannen ziehen. Elenora begab sich auf direktem Wege zu der kleinen, aber gut gefüllten Gastwirtschaft und öffnete die schwere Holztür. Madam Rosmerta sah auf und lächelte sie freundlich an. „Professor, ich habe Ihnen und ihrer Begleitung schon einen Tisch dort hinten angerichtet.", sagte sie und zwinkerte. Mit leicht geröteten Wangen schritt die junge Frau zum hinteren, etwas ruhigeren Teil des Raumes und entdeckte einen kleinen, schön geschmückten Tisch in der Ecke. Elenora zog ihren Mantel aus, hängte ihn über die Stuhllehne und nahm Platz. Bewundernd bestaunte sie die Dekoration aus Kerzen und Rosenblättern, die die Gastwirtin auf dem Tisch platziert hatte. Diese Frau hat einen außergewöhnlichen Spürsinn für die Angelegenheit eines Treffens, dachte Elenora und lächelte still. Plötzlich spürte sie eine Berührung an der Schulter und ihr Kopf fuhr herum, da stand Damien und grinste sie an. „Entschuldigung, es war nicht meine Absicht, dich zu erschrecken.", murmelte er und legte seinen Mantel ab. „Du hast mich nicht erschreckt, nur... überrascht.", kam es von Elenora, die sich etwas aufrechter hinsetzte, als Damien sich auf dem Stuhl niederließ. Der junge Mann zog ein kleines Päckchen aus seiner Tasche und legte es auf dem Tisch ab. „Hab' dir was mitgebracht." Erstaunt nahm Elenora das Päckchen entgegen und öffnete es vorsichtig. Im Inneren lag, auf einem weichen Samtkissen, eine Brosche in Form einer Rose. Entzückt entnahm die junge Hexe das Schmuckstück aus der Schachtel und drehte es im Licht des Kerzenscheines. „Damien, das war doch nicht nötig... sie ist wunderschön.", flüsterte Elenora und sah ihr Gegenüber dankbar an. Damien schien sich über ihre Reaktion zu freuen und lehnte sich ein bisschen vor. „Ich hatte gehofft, dass sie dir gefällt." Die beiden sahen sich einen Moment lang lächelnd an, dann räusperte sich Damien und lehnte sich wieder zurück. „So, ist irgendwas Spannendes passiert, während ich weg war?" Elenora senkte den Blick und dachte nach. „Nein, eigentlich nicht...bis auf einen Zwischenfall mit meiner Tante und Snape..." Damien hob eine Augenbraue, doch Elenora winkte ab. „Nicht so wichtig. Ich bin sicher, dein Job ist viel spannender gewesen." Während Damien von den neuesten Vorkommnissen erzählte, kam Rosmerta vorbei und nahm ihre Bestellungen auf, besah die beiden mit einem stillen Grinsen und entfernte sich wieder. Innerlich graute es Elenora schon vor ihrer Rückkehr ins Schloss, denn sie war sich sicher, dass die Wirtin bis dahin schon allen einkehrenden Leuten von ihrem Rendezvous erzählt haben würde. Aber diese Bürde nahm sie liebend gern in Kauf, wenn sie dafür eine ruhige Stunde mit Damien verbringen konnte. Wenig später kehrte Rosmerta mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern zurück und schenkte den beiden ein. „Sehr gute Weinwahl übrigens, wir haben hier wohl einen Experten sitzen", lobte sie Damiens Auswahl und zwinkerte ihm zu. Dieser kratzte sich nur am Hinterkopf und setzte ein verlegenes Grinsen auf. Als Rosmerta endlich wieder zur Bar zurückkehrte, stießen die Freunde an und Elenora nahm einen kleinen Schluck vom Wein. Überrascht hob sie die Augenbrauen und kommentierte: „Rosmerta hat Recht, du hast wirklich eine gute Wahl getroffen! Ich bin ja normalerweise nicht so der Fan von Wein, aber der hier ist echt gut." Damien zuckte nur lächelnd mit den Schultern und drehte sein Glas in der Hand. „Ehrlich gesagt hat mir einfach nur der Name gefallen", gestand er und beide mussten lachen. „Wie geht es deinem Onkel?" wollte Elenora wissen. „Erstaunlich gut, wenn man bedenkt, dass die Ärzte ihm eigentlich einen baldigen Tod vorausgesagt haben... aber auch Experten können sich einmal irren. Ich bin jedenfalls froh darüber", antwortete der Slytherin. „Dein Brustkorb sieht auf der einen Seite etwas dicker aus, bist du etwa einbandagiert?" „Oh, äh, naja, ich hatte neulich eine Begegnung mit dem Glatteis auf dem Schulgelände... ist aber nichts Schlimmes, nur eine Prellung." „Oh, da bin ich aber froh. Ich hatte schon Angst, es wäre etwas Ernsthaftes...", sagte Damien und sah sie an. Elenora wurde von seinen grünen Augen wie magisch angezogen und so blickten sie sich einen Augenblick lang tief in die Augen. Damien murmelte: „Du hast die schönsten Augen dieser Erde..." Elenora lächelte und erwiderte: „Dasselbe habe ich gerade über dich gedacht." Unbewusst lehnten sich die beiden immer weiter vor, bis ihre Gesichter nicht mehr weit voneinander entfernt waren. Plötzlich zog Damien den Kopf zurück und seufzte. „Elenora, ich weiß, das hört sich jetzt vielleicht komisch an und du willst es auch bestimmt nicht mehr hören, aber ich fürchte, ich habe wieder Gefühle für dich entwickelt... ich bin mir nicht sicher, es kann auch sein, dass sie einfach nie weg waren. Aber ich weiß, dass du mich nicht mehr willst und das ist auch in Ordnun-" Er verstummte, denn Elenora hatte die Distanz zwischen ihnen überbrückt und ihm einen Kuss auf die Lippen verpasst. Jetzt war es ausnahmsweise einmal Damien, der sie baff anstarrte. Elenora musste über seinen verdatterten Gesichtsausdruck lachen, wurde dann aber wieder ernst. „Ich fühle dasselbe, Dummerchen. Zwar hätte ich nie geglaubt, dass es je wieder passiert, aber... ich habe mich wieder in dich verliebt, Damien." Die Verwirrung in Damiens Gesicht verwandelte sich schlagartig in Freude und er zog Elenora zu sich, um sie, diesmal leidenschaftlich, zu küssen. Als sie sich voneinander trennten, verspürte Elenora nichts außer pure Freude. „Also, was meinst du? Wollen wir es nochmal versuchen?" Damien nickte und strahlte glücklich. Das Paar sah sich eine Weile lang einfach nur verliebt an, als wäre die Welt um sie herum nicht existent. Die junge Frau konnte ihr Glück kaum fassen - Damien hatte wirklich auch wieder Gefühle für sie! Sie war sich so unsicher gewesen, ob das mit ihnen wieder klappen könnte, aber hier saßen sie nun, frisch vereint. Damien hob sein Glas. „Auf eine lange und glückliche Zukunft zusammen!", sagte er feierlich und sie stießen an. Eine Weile lang saßen die beiden einfach nur so beieinander und genossen die Gesellschaft des anderen, bis ihre Gläser leer waren. „Wie wäre es, wollen wir noch ein bisschen zusammen Schaufensterbummeln?", schlug Elenora vor und Damien willigte ein. Sie erhoben sich und diesmal bezahlte Elenora Rosmerta, die ihnen noch einen schönen Tag wünschte und mit einem wissenden Blick hinterher sah. Damien hielt ihr die Tür auf und schloss sie nach ihnen wieder, dann lachte er. „Bei Rosmertas Blick bin ich mir sicher, dass es heute Abend bereits die ganze Schule weiß." Elenora stimmte in sein Lachen mit ein und hakte sich dann bei ihrem Freund unter. Zusammen schlenderten sie gemächlich die Hauptstraße entlang und blieben hin und wieder vor einem Schaufenster stehen, um sich die ausgestellten Waren anzusehen. Die junge Professorin war im siebten Himmel und schenkte Damien dauernd verstohlene Seitenblicke, die nicht immer ganz unbemerkt blieben. „Mir wird gerade erst bewusst, wie sehr ich das hier vermisst habe." „Was?" „Mit dir zusammen zu sein." Damien nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie sanft. Elenora kicherte, versuchte sich dann aber von ihm zu lösen. „Damien, nicht hier! Wenn die Schüler mich so sehen, ist mein hart erarbeiteter Respekt binnen von Sekunden vernichtet!" „Was, etwa weil du mit deinem Freund wie eine pubertierende Sechszehnjährige rumknutscht? Ich bitte dich.", erwiderte Damien gespielt theatralisch und drückte sie nur noch fester an sich. Elenora lachte und gab ihre Befreiungsversuche auf, Damiens Job als Drachenwärter hatte ihn viel stärker als sie werden lassen. Sie setzten ihren Weg zum Ende der Straße fort, wo Aria Eastwood auf einer Bank saß und auf ihre Kollegin zu warten schien. Als sie die beiden entdeckte, lächelte sie wissend und sah Elenora schelmisch an. Die Gryffindor blieb stehen und drehte sich zu dem Slytherin, der sie liebevoll ansah. „Ich komme dich nächste Woche besuchen, wenn ich mir die Zeit verschaffen kann.", erklärte er und Elenora umarmte ihn. „Das wäre wunderbar." Nach einem kurzen Abschiedskuss lief Damien die verschneite Straße zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Seine Freundin stand noch eine Weile da und sah ihm hinterher. Da stellte sich Professor Eastwood neben sie und grinste ihre Kollegin an. „Das Date ist gut gelaufen, nehme ich mal an?" „Woher willst du wissen, dass es ein Date war?" „Oh, ich war mir nicht bewusst, dass wir auf einmal wildfremde Männer in der Öffentlichkeit küssen", erwiderte Aria und bekam von Elenora einen leichten Schubser gegen die Schulter. „Sehr lustig." Ihre Kollegin lachte und nickte mit dem Kopf zu ihrem Haufen an Schülern, der langsam wuchs. „Komm, es wird Zeit." Elenora folgte ihrer Freundin, ihre Gedanken jedoch blieben aber bei dem kleinen Ecktisch in Rosmertas Wirtshaus.


A Hogwarts Love StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt