54. Tratsch im Lehrerzimmer

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Die schwarze Kiste rüttelte wie immer unruhig, sodass Elenora ihren Zauberstab noch ein wenig fester umklammerte. Seit einer vollen Stunde stand sie bereits in diesem Klassenzimmer und übte, mit ihrem Irrwicht fertigzuwerden. Eine ganze Woche hatte es gedauert, bis sie sich mit Severus Hilfe wieder getraut hatte, dem Wesen gegenüberzutreten. Anfangs war es ähnlich schlecht gelaufen wie beim ersten Mal, aber mittlerweile hatte sich Elenora an den Anblick ihrer schlimmsten Angst einigermaßen gewöhnt und konnte ruhig bleiben, sobald der Irrwicht erschein. In wenigen Tagen stand die gefürchtete Unterrichtsstunde an, und Elenora nutze jede Gelegenheit, um noch einmal alleine mit dem Irrwicht zu üben. Auch jetzt öffnete sich die Kiste und der altbekannte schwarze Nebel enthüllte Minerva und Severus, doch bevor sich auch nur eine Spur von Panik in Elenora breit machen konnte, richtete sie ihren Zauberstab auf die beiden und sagte mit fester Stimme: „Riddikulus!" Sofort löste sich der grauenhafte Anblick in viele kleine Luftblasen auf, die langsam in die Höhe schwebten. Zufrieden beförderte die Professorin den Irrwicht zurück in seine Kiste und verschloss deren Riegel. Dann raffte sie ihren Umhang und verließ das Klassenzimmer. So langsam fühlte sie sich tatsächlich bereit, die Unterrichtsstunde zu halten, auch wenn sie immer noch einige Zweifel hatte. Selbst wenn ihr der Zauber einwandfrei gelingen würde, könnte sie dennoch nicht verhindern, dass ihre Schüler für einige Sekunden lang ihre toten Lehrer ertragen müssten. Auch wenn ihre Zieheltern zu keinem ihrer Schüler besonders engen Kontakt pflegten, war es doch ein erschaudernder Anblick. Gedankenverloren schritt die Gryffindor in Richtung des Lehrerzimmers und trat durch die sich öffnende Tür. Sie drückte sich an Professor Sinistra und Professor Morgan vorbei, die in ein Gespräch über alte Runen verwickelt waren und lief zu ihrem Platz im hinteren Teil des Zimmers. Dort saßen schon Aaron und Aria und tranken eine Tasse Tee. „Ah, Elenora! Hier, ich habe dir auch schon eine Tasse Kräutertee gemacht", begrüßte Aria ihre Freundin und schob Elenora eine Tasse zu, nachdem sich diese niedergelassen hatte. „Danke, Aria." „Wie läuft es mit dem Irrwicht?", wollte die Professorin für Verwandlung wissen und nippte an ihrer Tasse. Elenora hatte sich dann doch irgendwann dazu durchgerungen, ihren Freunden von ihrem Problem mit dem magischen Wesen zu erzählen, auch wenn sie keine Details erwähnt hatte. So antwortete sie nun: „Gar nicht so schlecht. Noch ein, zwei Übungen und ich bin bereit für den Unterricht." „Ganz bestimmt", stimmte Aaron ihr zu und rührte in seinem Tee. „Was ich Sie noch fragen wollte, Elenora, wie gehen Sie mit den Sechstklässlern Thackerby und Middleton um? Die beiden sind wahre Chaoskönige.", fragte er seine Vorgängerin ratlos, was bei Elenora ein leidiges Augenrollen auslöste. „Oh, die beiden sind wahre Spezialisten sage ich Ihnen. Das Einzige, was jemals bei mir funktioniert hat, war ein scharfer Punkteabzug für beide Häuser, aber selbst das hat nur kurz Wirkung gezeigt." „Ich habe die beiden schon an die gegenüberliegenden Ecken des Klassenzimmers gesetzt, aber sie finden trotzdem immer eine Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren.", seufzte Aaron, und fuhr dann fort: „Und dann gibt es ihr genaues Gegenstück, die Herméz-Zwillinge. Manchmal kann ich kaum glauben, dass sie wirklich Geschwister sind, so sehr wie sie sich die ganze Zeit angiften." „Oh ja, damit habe ich auch regelmäßig zu kämpfen!", warf Aria dazwischen und auch Elenora nickte mitleidig. „Während des Hogwarts-Festes hätten die beiden bei einer Zankerei fast die Rosenranken im Innenhof angezündet, aber zum Glück konnte Professor Sprout sie gerade noch rechtzeitig auseinanderbringen. Ich hoffe, sie fügen sich irgendwann nicht noch wirklich ernsthafte Verletzungen zu..." „Wir können nur hoffen und beten.", seufzte Aria. „Apropos Fest..." Die Ravenclaw fing plötzlich an, breit zu grinsen, und zog zwei Umschläge aus ihrem Mantel. „Nun, da ihr beide hier seid, kann ich endlich die gute Nachricht verbreiten: Meine Hochzeit findet nächstes Wochenende statt! Und ihr seid beide herzlich eingeladen", fügte sie mit einem strahlenden Lächeln hinzu, bevor sie ihren Kollegen die Umschläge in die Hand drückte. „Oh, vielen Dank, Aria. Ich komme sehr gerne!", freute sich Aaron und öffnete seinen Umschlag. Elenora wusste zwar schon von der Hochzeit, schließlich hatte sie bei der Auswahl des Brautkleides geholfen, aber sie tat es dem Iren gleich und brach vorsichtig das Siegel des Briefes. Aus dem Inneren zog sie eine perlenweiße Karte mit der Aufschrift „Einladung". Darunter war ein Bild von dem glücklichen Ehepaar abgebildet, dass sich freudig angrinste. In wunderschönen Buchstaben stand auf der Innenseite geschrieben:

Liebe Elenora,

hiermit laden wir dich herzlich zu unserer Hochzeit am 10. Mai ein. Feste Tanzschuhe sind eine Empfehlung, denn wir feiern im Hornchurch Country Park bei Romford! Wir freuen uns sehr auf dich!

Aria & Joseph

Glücklich strich Elenora über die Unterschrift des Ehepaares und lächelte ihre Freundin dann liebevoll an. „Ich bin natürlich auch dabei, keine Frage." „Großartig!", kommentierte Aria die Antworten ihrer Freunde und erhob sich dann. „Ich muss los, meine nächste Klasse wartet auf mich... aber wir sehen uns später!", rief die Professorin, dann war sie auch schon zur Tür hinaus. Elenora trank ihren Tee aus und stand ebenfalls auf, mit den Worten: „Ich sollte mich auch wieder an die Arbeit machen. Bis später, Aaron!" Gut gelaunt verließ sie das Lehrerzimmer und war mit den Gedanken schon bei möglichen Ballkleidern, als sie eine Stimme hinter sich rufen hörte: „Elenora, warten Sie!" Aaron kam hinter ihr aus dem Raum geeilt und blieb kurz vor ihr stehen. „Ich wollte Sie fragen – nun, auf der Einladung steht etwas von festen Tanzschuhen, sodass ich davon ausgehe, dass wir auch mit einem Tanzpartner auftauchen sollten", sagte der Hufflepuff und kratze sich verlegen am Kopf. „Ich wollte Sie fragen, ob Sie vielleicht Lust hätten, mit mir zusammen auf die Hochzeit zu gehen?" Elenora war so überrascht von der Anfrage, dass sie ihren Kollegen zunächst nur stumm anstarrte. Aaron war die Stille offensichtlich unangenehm und so machte er gleich einen Rückzieher: „Wenn Sie schon jemand anderen im Sinn hatten, ist das natürlich kein Problem –" „Was? Oh, nein, ich – ja, ich würde Sie sehr gerne auf die Hochzeit begleiten!" sagte Elenora dann schnell, bevor ihr Kollege seinen Satz beenden konnte. Aarons Gesicht hellte sich gleich wieder auf und er lächelte die junge Frau an. „Das freut mich! Nun, dann bis später!" Er winkte ihr zum Abschied zu und machte sich dann in die entgegengesetzte Richtung auf zu den Gewächshäusern. Zurück blieb eine zugleich perplexe als auch freudig überraschte Elenora, die sich nun langsam selber wieder auf den Weg machte. Sie hatte noch gar nicht so weit gedacht, als dass sie sich für einen Tanzpartner hätte entscheiden können, sodass sie doch sehr froh über Aarons Angebot war. Die Gedanken der jungen Frau glitten von der Auswahl ihres Kleides zu dem Gedanken über ein Brautgeschenk bis hin zu Aarons glücklichem Gesichtsausdruck, als sie seiner Anfrage zugestimmt hatte. Mit einer Mischung aus Vorfreude und Nervosität beschleunigte die Gryffindor ihren Schritt, denn sie war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr.  

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