61. Erfolgreiche Wette

71 7 0
                                    

An diesem Abend war es ruhig in Hogsmeade, die einzigen Geräusche kamen aus dem wie immer gut besuchten Gasthaus „Drei Besen". In diesem Moment ertönte ein surrendes Geräusch direkt vor dessen Tür, und Sekunden später standen drei Gestalten auf der gepflasterten Straße. „Das war aber eine etwas ruppige Landung, Minerva." „Entschuldige, ich bin eben nicht mehr die Jüngste, Severus!", schnaubte die Direktorin von Hogwarts zu einem ihrer Begleiter, und wandte ihren Blick dann zu ihrer anderen Seite. „Elenora, geht es dir gut?" „Ja, es ist nur der übliche Anflug von Apparier-Übelkeit. Geht gleich wieder weg.", antwortete ihre Nichte und richtete sich auf. Minerva klopfte etwas Staub von ihrem Reisemantel ab und schritt dann auf die Tür des Pubs zu. Die Holztür öffnete sich mit einem quietschenden Geräusch von selbst, und der Duft von Schweinebraten und Butterbier traf die drei Besucher ins Gesicht. Zu dieser späten Tageszeit war die Stube zwar ansehnlich gefüllt, aber zum Glück war kein einziger Schüler zu sehen. Madame Rosmerta, die hinter der Theke Gläser putze, entdeckte ihre neue Kundschaft und setzte sofort ein strahlendes Lächeln auf. „Minerva, Professor Snape! Oh, und Professor McGonagall! Welch eine Ehre. Kommen Sie rein!" Minerva lächelte die Wirtin an und sah sich in dem Zimmer um. „Rosmerta, meine Liebe, du hast nicht zufällig noch ein ruhiges Plätzchen für uns drei?" „Aber sicher doch! Hier entlang, die Herrschaften!", rief die blonde Frau und führte die Gruppe die Treppen nach oben zu einer kleinen Sitzecke, die einen gemütlichen Eindruck machte. Minerva ließ sich in einen der Sessel sinken und Severus und Elenora taten es ihr gleich. Rosmerta zückte einen Notizblock und fragte erwartungsvoll in die Runde: „Was darf's denn sein?" „Einen Sloe Gin für mich, bitte", antwortete die Schulleiterin, Elenora gab „Für mich ein Butterbier" hinzu und Severus brummte: „Einen Feuerwhiskey." Rosmerta notierte eifrig mit und ließ den Block mit einer Handbewegung wieder zuschnappen. „Kommt sofort!" Mit rauschendem Rock verließ sie das Geschoss und Elenora lehnte sich entspannt zurück. Minerva beäugte ihren männlichen Kollegen abschätzend und sagte bestimmt: „Also Severus, zieh nicht so ein Gesicht. Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass dir das Spiel nicht wenigstens ein bisschen gefallen hat." „Nun, es war eben zu laut und voll für meinen Geschmack." „Zu laut und zu voll? Bist du dir bewusst, dass du an einer Schule arbeitest, mein Lieber?" „Ja, das bin ich. Und nenn' mich nicht so." Während sich Severus und Minerva weiterhin zankten, ließ Elenora ihren Blick durch den Raum schweifen. Sie war noch nie im ersten Stock des Gasthauses gewesen, aber hier oben war es ähnlich gemütlich eingerichtet wie ich der Haupttube. Eine Handvoll Kerzen erleuchteten den Raum in einem schummrigen Licht, und die wenigen Portraits an den Wänden schlummerten friedlich vor sich hin oder unterhielten sich mit ihren Nachbarn. Die Polster der Sessel waren schon etwas abgenutzt und die umherstehenden Tische wiesen etliche Kerben auf, was aber seinen Teil zu der gemütlichen Atmosphäre beitrug. Während Elenora noch die Dekorationen vor den Fensterscheiben bewunderte, kehrte Madame Rosmerta mit einem Tablett voller Getränke zurück. „So, einmal Butterbier, Sloe Gin und Feuerwhiskey für die Herrschaften.", sagte sie munter und stellte drei Gläser auf dem runden Tisch ab. „Vielen Dank, Rosmerta." bedankte sich Minerva und entnahm ihrem Glas den ersten Schluck. Als sich die Wirtin wieder entfernt hatte, atmete Elenora einmal tief durch. Jetzt oder nie. So eine gute Gelegenheit, ihren Zieheltern von Aaron zu erzählen, kam so schnell bestimmt nicht wieder. Misstrauisch starrte Severus zu ihr herüber und wollte wissen: „Wieso habe ich den plötzlichen Eindruck, dass du uns etwas erzählen willst, Elenora?" „Weil es so ist", antwortete die junge Frau und hatte sofort die volle Aufmerksamkeit der beiden Professoren. „Was auch immer es ist, du kannst es uns sagen", meinte Minerva sanft und sah ihre Nichte eindringlich an. Elenora nickte langsam, und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen: „Naja, da gibt es eine Sache, die ich schon seit ein paar Wochen vor euch geheim halte..." Sie legte eine dramatische Pause ein, nur um den Blick auf Severus Gesicht noch ein wenig länger zu genießen. „Jetzt spuck es schon aus!", fauchte der Slytherin, als er Elenoras süffisantes Grinsen bemerkte. „Also gut: Aaron ó Racghnail und ich sind jetzt ein Paar." Einige Sekunden lang sagte niemand etwas, bis Minerva plötzlich mit einem lauten „HA!" nach oben schoss und mit dem Finger auf Severus zeigte. „Ich habe es dir gesagt! Ich WUSSTE doch, dass da was läuft! Und du wolltest mir nicht glauben, ha, jetzt bist du wohl um 10 Sickel ärmer, Severus!", rief die ehemalige Gryffindor triumphierend und verschränkte selbstgefällig die Arme. Snape versank grummelnd in seinem Stuhl und kramte in seiner Hosentasche nach ein paar der silbernen Münzen, um sie dann auf Minervas ausgestreckter Handfläche fallen zu lassen. Elenora hatte die beiden die ganze Zeit nur baff angestarrt, und das Einzige, was sie jetzt herausbrachte, war ein: „Warte, du wusstest – ihr – ihr habt GEWETTET?" „Severus wollte mir nicht glauben, dass zwischen euch etwas läuft, und er war sich sowieso sicher, dass er gewinnt, nicht wahr, mein Lieber?" Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Severus seine grinsende Kollegin nur an und zischte: „Ich habe gesagt, nenn. Mich. Nicht. So." Lachend lehnte sich Minerva in ihren Sessel zurück und meinte dann zu ihrer Nichte gewandt: „Meinen Glückwunsch, mein Schatz. Ich wusste, ihr würdet euch noch anfreunden." Severus hatte seine Niederlage überwunden und richtete seinen Kragen, dann murmelte er: „Nun, er scheint auf jeden Fall ein anständiger Mann zu sein. Und wehe, wenn nicht." Auf Elenoras Gesicht formte sich ein glückliches Lächeln, wenn sie an ihren Freund dachte. „Keine Sorge, er ist... um Weiten besser als sein Vorgänger." „Das will ich doch schwer hoffen", kommentierte Severus und trank einen Schluck Whiskey. Neugierig lehnte sich Minerva zu ihrer Nichte und wollte wissen: „Wann hat er dich gefragt? Es war doch er, der gefragt hat?" „Vor...ein paar Wochen, kurz nach Arias Hochzeit. Gleich neben dem See gibt es eine kleine Baumgruppe, da hat er es mir gesagt." „Ein wahrhaftiger Romantiker", meldete sich Severus mit einem spöttischen Grinsen zu Wort, das bei Minervas warnendem Blick allerdings wieder verschwand. Elenora hob den Kopf und sah ihren Ziehvater aus den Augenwinkeln an, um dann zu sagen: „Tut mir leid, wenn dir das zu schnulzig ist, du alter Griesgram." Severus verschränkte die Arme und verdrehte nur die Augen, dann die drei fielen in ein lockeres Gespräch über das Quidditch-Spiel. Die Zeit verging und irgendwann lehnte sich Snape nach vorne und trank den letzten Rest seines Whiskeys aus. Minerva tat es ihm gleich und klopfte sich einmal auf die Oberschenkel. „So, ich denke, wir sollten uns auf den Weg machen, bevor es noch stockfinster wird. Es war ein ereignisreicher Tag", fügte sie dann mit einem Augenzwinkern hinzu und hakte sich bei ihrer Nichte ein, nachdem sie die Treppen hinuntergestiegen waren. „Auf Wiedersehen, die Herrschaften! Und grüß Rolanda von mir, Minerva!", rief Rosmerta den Dreien hinterher, bevor die Tür des Gasthauses wieder zufiel. „Wer im Schloss weiß schon von euch?", fragte Minerva neugierig, während sie den Weg zurück nach Hogwarts antraten. „Niemand. Ihr seid die Ersten." „Nicht einmal Aria?" „Nein, keiner." „Na, dann wird es aber höchste Zeit! Oh, ich kann kaum erwarten, es Poppy und Rolanda zu erzählen, sie werden außer sich vor Freude sein!", lachte die Direktorin und ließ sich von ihrer Nichte die letzten Stufen zum Schloss hinaufgeleiten. „Ich werde mich jetzt in meine Gemächer zurückziehen, schließlich fängt Morgen eine neue Schulwoche an.", verabschiedete sich Severus und rauschte davon, nachdem die McGonagalls ihm zum Abschied zugenickt hatten. „Diese Wette lässt du ihn jetzt nie wieder vergessen, oder?", grinste Elenora, während sie dem Tränkemeister nachsah. „Natürlich nicht. Obwohl ich auch schon zahlreiche Quidditch-Wetten gegen ihn verloren habe", seufzte Minerva und drückte ihrer Nichte den Arm. „Gute Nacht, Liebes. Wir sehen uns morgen." „Gute Nacht, Tante Mina!" Nachdem die Direktorin ebenfalls von dannen geschritten war, drehte sich Elenora in Richtung des Korridors, der sie zu Aarons Gemächern führte. Da spürte Elenora plötzlich einen festen Faustschlag gegen die Schulter und wandte sich verwirrt um. Vor ihr stand Aria, die jetzt die Arme verschränkte und ihre Freundin böse ansah. „Warum hältst du so etwas vor mir geheim? Ihr beide! Wir sind doch Freunde!" „Was denn geheim halten?", fragte Elenora gespielt unwissend und fing sich noch einen Boxer ein. „Du weißt ganz genau, von was ich rede, El! Ihr seid schon seit Wochen, ich wiederhole, WOCHEN, zusammen und du hast dir nicht die Mühe gemacht, mich darüber zu informieren?", giftete Aria in einer für sie ungewohnt forschen Tonart. Kichernd rieb sich Elenora die Schulter und sagte entschuldigend: „Wir wollten es noch nicht sofort öffentlich machen, das ist alles." Aria stand immer noch mit verschränkten Armen da, seufzte dann aber schließlich resigniert. „Hm. Auch wenn es mich wurmt, es zugeben zu müssen, ich kann es verstehen. Ich habe Joseph auch eine Weile lang vor meiner Familie geheim gehalten, als wir ein Paar wurden." „Na siehst du! Woher weißt du eigentlich von Aaron und mir?" „Dein Freund hat eure neue Beziehung vorhin beiläufig erwähnt, als wir zusammen die Geranien im Lehrerzimmer umgetopft haben. Ich dachte erst, ich höre nicht richtig." „Ist es denn so abwegig?" „Eigentlich nicht, wenn ich jetzt so darüber nachdenke", überlegte Aria laut und begleitete Elenora in Richtung des hinteren Innenhofs. „Elenora?" Aria blieb vor der Tür ihres Zimmers stehen und sah ihre Freundin lange an. „Ich hoffe wirklich, dass es diesmal der Richtige ist." „Das... hoffe ich auch.", murmelte Elenora mit leicht belegter Stimme. „Ich habe ein gutes Gefühl. Schließlich ist es Aaron!", sagte die Ravenclaw aufmunternd und öffnete ihre Zimmertür. „Gute Nacht, El. Na los, er wartet gewiss schon auf dich." Das zauberte Elenora wieder ein Lächeln ins Gesicht und sie setzte ihren Weg zu Aarons Zimmer fort, nachdem die Tür hinter ihrer Freundin ins Schloss gefallen war. 

A Hogwarts Love StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt