Der Teekessel über dem Kamin zischte leise und kleine Dampfwolken entwichen in die kühle Luft des Kerkerraumes. Severus und Elenora saßen in den Sesseln vor dem Kamin in den Räumen des Slytherin und genossen die ruhige Atmosphäre der Kellergewölbe. Die Gryffindor war sehr glücklich darüber, dass der Umgang mit Severus jetzt schon wieder so war wie früher, denn sie hatten sich in der vergangenen Stunde über alles Mögliche unterhalten, so als ob nie etwas passiert wäre. Severus blickte seine junge Kollegin aufmerksam an, dann fachte er das kleine Kaminfeuer etwas an. „Ist dir kalt? Ich habe es hier unten immer gerne etwas kühler..." „Nein, nein, alles in Ordnung.", erwiderte Elenora schnell, dann fiel ihr Blick auf einen umherliegenden Tagespropheten. „Ich habe gelesen, dass bis auf wenige Ausnahmen alle verbliebenen bekannten Todesser jetzt nach Askaban müssen, stimmt das?", fragte die junge Frau und hielt Severus ihre Tasse hin, damit er ihr Tee einschenken konnte. „Ja, das stimmt. Selbst für die weniger aktiven Anhänger Voldemorts hat sich eben meistens niemand gefunden, der für sie aussagt.", erklärte Severus und stellte den Teekessel wieder ab. Der Duft von Schwarztee breitete sich im Raum aus und so langsam wirkte auch die Wärme des Kaminfeuers. Elenora erschauderte und murmelte: „Ich bin nur froh, dass wir die Malfoys da rechtzeitig rausholen konnten." Severus starrte für einige Momente ins Feuer, dann sagte er: „Ja, das bin ich auch. Narzissa hätte es ohne Lucius und ihren Sohn vermutlich sowieso nicht lange ausgehalten." Er nippte an seinem Tee und die beiden schwiegen eine Weile lang, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. „Hast du seit dem Fest wieder etwas von ihnen gehört? Ich kam nicht dazu, Lucius und Narzissa einen Brief zu schreiben", erkundigte sich Elenora bei Snape, doch er wiegte nur langsam den Kopf. „Ich weiß nur, dass sie zurzeit mit Umzugsarbeiten beschäftigt sind." „So?" „Sie ziehen aufs Land, in eines der Ferienvillen der Familie Black. Narzissa meinte, es wäre das Beste, um einen Neuanfang zu starten.", erwiderte der Slytherin und Elenora stellte ihre Tasse ab. Sie befürwortete die Entscheidung des Ehepaares, denn so konnten sie sich abseits des Trubels ein neues Leben aufbauen. „Und was ist mit Draco? Bleibt er bei ihnen?" „Nein, er ist momentan sowieso für eine Weile im Ausland. Aber ich vermute, dass er selbst bei seiner Rückkehr nicht mehr bei seinen Eltern wohnen wird, so wie ich ihn kenne." „Er braucht wohl auch erstmal Abstand von dem allem hier.", rätselte die Gryffindor und rührte mit einer Fingerbewegung ihren Teelöffel um. Plötzlich klopfte es an der Tür und Severus öffnete sie mit einem Handschwenk. Minerva kam mit einem Stapel Blätter herein und fing an zu erklären: „Severus, ich wollte dich fragen, ob-" Sie stockte, als sie ihre Nichte in einem der Sessel sitzen sah. „Störe ich?", frage sie leise und machte einen Schritt rückwärts zurück zur Tür. Severus schüttelte den Kopf. „Nein, sei beruhigt. Wir trinken nur eine Tasse Tee zusammen." Minervas Blick wechselte zwischen den beiden hin und her, dann zog sie die Augenbrauen etwas nach oben. „Habe ich etwas nicht mitbekommen? Seit wann redet ihr beiden wieder miteinander?" Elenora grinste und erwiderte: „Seit ungefähr einer Stunde." Perplex starrte ihre Tante sie an, bis Severus einen Sessel für sie zurückschob. „Warum setzt du dich nicht zu uns?" Die Schulleiterin legte den Stapel auf Severus' Schreibtisch ab, dann ließ sie sich auf dem Sessel nieder und wartete, bis der zweite Schulleiter ihr eine Tasse Tee eingeschenkt hatte. „Ihr beide schuldet mir eine Erklärung.", sagte sie dann und starrte Severus und Elenora halb streng, halb besorgt an. Severus setzte ein gelassenes Gesicht auf. „Da gibt es nicht viel zu erklären. Wir sind uns zufällig auf dem Gang begegnet und haben uns ausgesprochen." „Einfach so?" „Einfach so." Minerva konnte es anscheinend immer noch nicht richtig glauben und sah Snape skeptisch an. „Hast du nicht gesagt, du weißt nicht wie du Elenora alles erklären sollst? Dass du dir unsicher bist und meine Hilfe brauchst?", wollte sie wissen und Elenora blickte überrascht auf. Severus hatte sich bei Minerva ausgesprochen? Das klang so gar nicht nach ihm, denn auch wenn die Beiden gute Freunde waren, behielt der Slytherin seine inneren Konflikte in den allermeisten Fällen für sich. Dem Tränkemeister schien es auch sichtlich zu missfallen, dass Minerva deren kleine Unterredung so einfach freigab und sah seine Vorgesetzte missbilligend an. „Ich vertraue dir nie wieder so etwas an, Minerva." Die Direktorin musste lachen und bedachte ihren Kollegen mit einem entschuldigenden Blick. „Tut mir leid Severus, aber die Ereignisse sind mir einfach neu. Außerdem sind wir hier doch unter uns", sagte sie mit einem warmen Blick zu ihrer Nichte hin. Ein Schnauben entwich Severus und er leerte seine Tasse in einem Zug. Dann warf er einen Blick zu dem Stapel Blätter, den Minerva mitgebracht hatte, und nickte mit dem Kopf in dessen Richtung. „Weswegen wolltest du mich überhaupt sprechen?" „Ach ja, es geht um den Weihnachtsball." Ein genervtes Stöhnen entwich Severus, doch dann lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme. „Ich bin ganz Ohr." „Nun, ich möchte, dass du mir bei der Auswahl der Tischdekorationen hilfst, ..." Elenoras Konzentration schweifte ab und sie starrte in die prasselnden Flammen des Kaminfeuers. Die junge Frau dachte an das Ballkleid, was sie vor einigen Wochen gekauft hatte und welches noch ungenutzt im Schrank hing. Auch wenn die Gryffindor das Fest an sich liebte, verspürte sie zurzeit keine große Lust auf jegliche Art des Feierns. Vor allem, weil sie jetzt ohne Begleitung auf dem Fest erscheinen würde. Dabei hatte sie sich besonders auf den diesjährigen Ball gefreut, weil zum ersten Mal endlich ein Tanzpartner an ihrer Seite gewesen wäre. Leider hatte ihr das Schicksal einen Strich durch die Rechnung gemacht und so würde die junge Professorin dieses Jahr wohl wieder einsam am Tisch sitzen und ihren Kollegen und Schülern beim Tanzen zusehen. Minerva bemerkte ihren traurigen Gesichtsausdruck und sah sie mitleidig an. „Liebes, ich weiß, dass dir zurzeit vermutlich nicht nach Feiern ist, aber der Ball wird eine großartige Ablenkung für dich sein, glaub mir." „Ich habe ja nicht mal einen Tanzpartner..." „Das habe ich doch auch nicht, und trotzdem hatten wir letztes Jahr doch auch unseren Spaß. Naja, ich zumindest", sagte sie mit einem Seitenblick zu Severus, der nur die Augen verdrehte. Elenora seufzte und sagte dann: „Na schön, ich werde mitkommen. Aber erwarte nicht zu viel Enthusiasmus von mir." „Mir reicht es schon, dich dabei zu wissen", erwiderte Minerva und lächelte glücklich. Ihre Nichte lehnte sich zurück und sah wieder abwesend in die Flammen, bis sie Severus Blick auf sich ruhen spürte. Der Slytherin hatte bei Minervas Gerede offensichtlich abgeschaltet und beobachtete sie ruhig. Elenora erwiderte seinen Blick kurz und musste grinsen, als Minerva ihren geistlich abwesenden Kollegen anstupste. „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu Severus?" „Gelegentlich." „Ist ein bisschen Aufmerksamkeit denn so viel verlangt?", schnaubte die Direktorin und raffte ihre Pergamente zusammen. „Manchmal benehmt ihr euch wie ein altes Ehepaar", kicherte Elenora und erntete dafür böse Blicke von beiden Seiten. Seufzend gab Minerva auf und erhob sich. Sie machte einen Schritt zur Tür und sagte: „Ich sehe schon, es hat heute keinen Sinn mehr. Eine gute Nacht euch beiden." Als sie durch die Tür verschwunden war, stand auch Elenora von ihrem Sessel auf und knetete ihre Hände. „Ich mache mich besser auch auf den Weg, es ist schon spät.", erklärte sie leise und Severus nickte. „Gute Nacht, Elenora." „Gute Nacht, Severus. Bis morgen." Die junge Frau schloss die schwere Tür hinter sich und machte sich langsam auf den Weg zu den Stufen am anderen Ende des Korridors. Gedankenverloren stieg sie die Treppen nach oben und wurde beinahe von zwei Slytherin-Schülern umgestoßen, die hektisch zu ihrem Gemeinschaftsraum rannten. Elenora verbarg ihr Lächeln und sagte in strengem Ton: „Jetzt aber schnell, in fünf Minuten beginnt die Nachtruhe! Sie wollen doch nicht, dass Professor Snape Sie erwischt!" Das zauberte einen ängstlichen Ausdruck auf die Gesichter der beiden jungen Mädchen und sie machten sich mit einem „Gute Nacht, Professor!" davon. Leise lachend nahm Elenora die letzten Stufen nach oben und bog in den Gang zu ihren Gemächern ein. Kurz vor ihrer Tür kam sie zum Stehen, denn sie starrte direkt auf das Gemälde eines Pärchens an der gegenüberliegenden Wand. Der ganze Trubel um Severus hatte sie ihren Herzschmerz für kurze Zeit vergessen lassen, doch jetzt traf sie der Kummer wieder mit voller Wucht. Wieder einmal kamen ihr Damiens stechend grüne Augen in den Sinn und sie atmete tief durch, um diesen Anblick wieder loszuwerden. Erschöpft öffnete sie die Tür und wechselte ihre Robe schweigend zu ihrem Schlafanzug, dann ging sie auf direktem Wege zum Schlafzimmer und legte sich auf ihr breites Himmelbett. Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken abzuschalten, was nach den heutigen Erlebnissen aber unmöglich war. So öffnete die junge Hexe ihre Augen wieder und starrte an ihre Decke. All die schönen Momente mit ihrem Ex-Freund zogen wie ein Film vor ihrem inneren Auge vorbei, was wieder Tränen fließen lies und so weinte Elenora sich in den Schlaf.
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A Hogwarts Love Story
Fanfiction(ABGESCHLOSSEN) Nach dem Sieg über Voldemort wird Hogwarts wiederaufgebaut und eine neue Ära beginnt, doch was wird sie bringen? Dies ist eine Geschichte aus der Sicht der jungen Lehrerin Elenora, eine Geschichte über familiäre, freundschaftliche un...